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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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riss sie in den Turm zurück, beide purzelten neben Chay zu Boden und verschütteten die Tinte.
    Sioned stand lachend daneben. »Feylin, meine Liebe, Ihr wisst, wie sehr ich Eure Freundschaft schätze, aber wenn Ihr nicht augenblicklich meinen Gatten loslasst …!«
    Rohan half Feylin auf die Beine und zwinkerte ihr zu. »Es wäre ja halb so wild, wenn ich nicht solche Vorliebe für Rotschöpfe hätte. Ich dachte schon, Ihr wolltet aus dem Fenster springen und mitfliegen!«
    »Ich war nahe dran«, gab sie zu, während sie ihre Hüfte rieb. »Habt Ihr alles, Herr?«, fragte sie Chay.
    Er sah vom Boden auf. »Wenn einer von euch aus meinem Gekritzel schlau wird, dann schon. Aber ich kann es nicht mal selber lesen, obwohl ich es eben erst geschrieben habe!«
    »Ich habe zugehört«, beruhigte ihn Sioned.
    »Du und deine Faradhi -Gedächtnistricks. Warum hast du das nicht gleich gesagt?«
    »Du hast also nicht gesehen, wie sie da drüben stand, still wie eine Salzsäule?«, fragte Tobin. »Dabei bin ich sicher, dass Andrade diesen leeren Blick zusammen mit den Tricks selbst nur um des Auftritts willen lehrt. Feylin, Ihr und Sioned solltet mit Chay nach unten gehen und alles sauber abschreiben, solange sie sich noch an alles erinnert.«
    Als sie fort waren, half Tobin Rohan dabei, die verschüttete Tinte aufzuwischen. »Schau dir das an. Sie ist richtig in den Stein eingezogen!«
    »Nächstes Mal sollten wir von den Zinnen aus zählen.« Rohan wischte sich den Schweiß von der Stirn, wobei er einen schwarzen Streifen hinterließ.
    Tobin putzte ihn ab. »Ganz meine Meinung. Das hier ist ein Backofen. Das war bestimmt das größte Chaos, das ich erlebt habe, seit meine Söhne erwachsen sind. Aber die Drachen sind einfach wunderschön, nicht wahr?«
    »Sag bloß! Denkst du endlich so wie ich?«
    »Ich opfere ihnen ungern einen Teil unserer Herden. Aber es sind herrliche Tiere. Außerdem bezahlst du ja immer, was sie erlegen.«
    »Ich zahle unverschämte Preise!«, schimpfte er, während er nach ihr den Raum verließ. Hinter ihnen fiel die schwere Tür mit einem lauten Krachen zu, das in dem leeren Treppenhaus widerhallte.
    »Das schmerzt mich zutiefst, Brüderchen.«
    »Du bestreitest es aber nicht.«
    »Nun, wenn du dumm genug bist, dafür zu zahlen, was die Drachen uns stehlen …« Sie grinste ihn an. »Außerdem kannst du es sicher verschmerzen. Wie viel Gold hast du letztes Jahr aus ihren Höhlen geholt?«
    Sie bogen um eine Ecke und wären um ein Haar mit Pol zusammengestoßen. Es war unklar, ob sich Aufregung, Schock oder Befremden auf seinem Gesicht malte; seine Augen verrieten das eine, seine Brauen das andere und der offene Mund das Dritte.
    Rohan warf seiner Schwester einen vernichtenden Blick zu, sodass sie wenigstens rot wurde, als er sich an Pol wandte: »Ich hoffe, du wirst dir kein Beispiel an ihr nehmen und dieses Geheimnis im ganzen Schloss verbreiten.«
    Pol schüttelte mit weit aufgerissenen Augen den Kopf.
    »Und mach nächstes Mal mehr Lärm, wenn du die Treppe hochkommst«, riet ihm Rohan. »Es sei denn, es macht dir Spaß, Leute in Verlegenheit zu bringen, die gerade Geheimnisse herausposaunen. Also, warum musstest du hier hochrennen?«
    »Was? Ach so – Myrdal und Maeta wollen wissen, ob wir noch heute Abend nach Skybowl aufbrechen oder erst morgen.«
    »Hm. Wir brechen noch heute auf. Die Monde werden scheinen, und ich reite gern im Kühlen. Und wenn wir nach Skybowl kommen, werde ich all die Fragen beantworten, die du jetzt kaum hinunterschlucken kannst.«
    »Ja, Vater. Tut mir leid, Tante Tobin.«
    »Es war meine Schuld, Pol.« Als er wieder hinunterlief, diesmal erheblich lauter als beim Hochkommen, drehte sie sich zu Rohan um. »Ich wollte nicht …«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber ich hätte gern noch gewartet, bevor ich es ihm sage.«
    »Es tut mir wirklich leid, Rohan. Ich war unvorsichtig.«
    »An dem Tag, wo wir in Stronghold auf jedes unserer Worte achten müssen, verhökere ich diesen Steinhaufen gegen ein Zelt bei den Isulk’im und lasse jemand anderen eine Weile den Hoheprinzen spielen.« Er legte ihr den Arm um die Taille. »Komm. Sie haben die Zahlen bestimmt schon beisammen. Ich hoffe nur, Feylin ist mit der Gesamtzahl zufrieden – sie guckt mich immer an, als wäre es meine Schuld, wenn es weniger Drachen gibt, als sie geplant hat!«
    Sionell lauerte Pol bei seinem Botengang auf. Sie versuchte, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, indem sie neben ihm herlief und seinen Namen

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