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Mondlaeufer

Mondlaeufer

Titel: Mondlaeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rawn
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erzählt habe.«
    Pol nickte und starrte in die finstere Höhle.
    »An dem Tag, wo Maarken und Jahni auf Entdeckungsreise gingen, betraten deine Mutter und ich ebenfalls zum ersten Mal eine Drachenhöhle. Es war in dem Sommer vor unserer Hochzeit, als sie Stronghold besuchte. Wir fanden an jenem Tag etwas heraus, was mein Vater schon jahrelang wusste, mir aber nie erzählt hat.«
    Sie gingen in die Höhle. Undurchdringliche Schatten saugten alles Licht in dem Raum auf, der mindestens drei Mal so hoch und so breit war wie Pols Zimmer in Stronghold: Wände und Decke bildeten einen zerklüfteten Bogen über dem sandigen Boden, der nach hinten in eine Finsternis tauchte, die dort enden oder sich eine volle Länge in den Berg hinein erstrecken mochte. Rohan ließ Pol weitergehen, bis sie vollständig in den Schatten standen.
    »Und jetzt ruf bitte ein kleines Feuerchen.«
    Pol gehorchte und ließ eine einzelne Flamme wenige Schritte vor ihnen auf dem Sand emporzüngeln. Als die Flamme ruhig wurde, begann die Höhle zu schimmern. Pol versuchte, seine Füße fester auf den Sand zu stellen, denn er hatte das Gefühl, dass sich alles bewegte. Doch es war nur das Licht, das umherlief und rundherum ein goldenes Glitzern hervorrief.
    Rohan ging zur nächsten Wand, bückte sich und kam mit einer handgroßen Scherbe wieder, die aussah wie heller Ton. Auch sie glänzte.
    »Das ist ein Stück von einem Drachenei«, erklärte er. »Und daraus gewinnen wir unser Gold.«
    Pols Reaktion ließ das kleine Feuer hochschlagen, und er brachte es hastig wieder unter Kontrolle.
    »Nach dem Schlüpfen blasen sie sich zum Trocknen Feuer auf die Flügel. Wenn die Schalen angesengt werden, kommt ein Teil des Goldes zum Vorschein. Mit der Zeit wird alles zu Sand zermahlen. Hier sind nicht viele Schalen übrig, aber in Rivenrock könnte ich dir große Scherben von Dracheneiern zeigen, die nicht viel älter sind als du selbst.« Er reichte Pol die Scherbe. »Du siehst, wir schlagen überhaupt keine Gesteinsbrocken aus den Höhlen. Niemand benutzt eine Spitzhacke, und niemand braucht gewaltige Muskeln, um den Sand zu sieben, der in die Taschen der Packpferde kommt. Das war übrigens eine sehr scharfsinnige Beobachtung von dir. Ich muss mit Rasoun darüber sprechen, dass er ein paar kräftigere Männer heraufschickt, um den Schein zu wahren. Das Gold wird zum Schmelzen in die unteren Höhlen gebracht, und alles Wichtige geschieht dort, wo nicht einmal Lichtläufer hineinsehen können.«
    »Vater …?«
    »Lass mich raten. Du willst fragen, was mit dem Gold passiert, stimmt’s?«
    Pol nickte und drehte dabei das glitzernde Bruchstück in seinen Händen.
    »Das meiste wird zu Barren geschmolzen, so ähnlich wie die Glasbarren, die wir nach Firon und anderswo verkaufen. Es kommt in die Schatzkammer – nicht in die auf Stronghold, sondern in eine geheime hier in Skybowl.«
    »Und der Rest?«
    »Einen Teil schicken wir zu Lord Eltanin nach Tiglath, wo Handwerker es zu Geschirr und Geschmeide verarbeiten, das ganz normal verkauft werden kann. Aber auf diesem Wege können wir nicht besonders viel loswerden. Ein Zustrom von Gold würde die Leute misstrauisch machen, wo es wohl herkommt, und den Wert der Arbeit mindern. Darum geht ein Teil auf Lleyns Schiffen nach Kierst, wo Volog eine Goldmine hat – eine echte.« Er lächelte und meinte achselzuckend: »Sie ist allerdings fast erschöpft. Wir haben ein paar Leute da, die – sagen wir mal, wir mussten jahrelang einen Weg austüfteln, damit es so aussieht, als käme das Gold direkt aus dieser Mine.«
    »Aber wie viele Leute wissen wirklich Bescheid? Über die Drachen, meine ich.«
    Rohan hockte sich hin und nahm eine Hand voll Sand hoch. Die Körner rieselten wie getrocknetes Sonnenlicht durch seine Finger. »Lleyn weiß nur, dass er für Radzyns Exklusivrechte am Seidenhandel gut bezahlt wird. Volog weiß nicht, dass das Gold nicht wirklich ihm gehört. Und glaub nur nicht, dass ich das aus alter Freundschaft tue oder weil es die Familie deiner Mutter ist.« Er blickte lächelnd auf.
    Pol dachte fieberhaft nach und versuchte, sich an alles zu erinnern, was er je über Kierst und über die Veränderungen gehört hatte, die es dort in den letzten Jahren gegeben hatte. Aber die Gedanken an das Gold, die Scherbe in seiner Hand und der Sand, der langsam durch Rohans Finger rann, verlangsamten sein Denkvermögen. Er konnte nur den einen Satz herausbringen: »Volog ist ein wichtiger Verbündeter.«
    »Das ist er

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