Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondlicht steht dir gut

Mondlicht steht dir gut

Titel: Mondlicht steht dir gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Higgins Clark
Vom Netzwerk:
dem Rand des Vorhangs nach draußen zu spähen.
Sie sah Bateman den Pfad zur Straße hinuntergehen.
Als er an seinem Wagen angelangt war, öffnete er die Tür, drehte sich dann um und stand lange Zeit da und starrte auf das Haus zurück. Obwohl Maggie überzeugt war, durch die Dunkelheit im Inneren des Hauses verborgen zu sein, hatte sie das Gefühl, daß Earl Bateman wußte oder zumindest spürte, daß sie ihn beobachtete.
Die Laterne am Ende der Einfahrt ließ neben ihm einen Lichtkreis aufleuchten, und nun trat Bateman vor ihren Augen in das Licht und winkte weit ausladend mit der Hand, eine Abschiedsgeste, die eindeutig ihr galt. Er kann mich nicht sehen, dachte sie, aber er weiß, daß ich hier bin.

DIENSTAG, 1. OKTOBER

15
    Als um Punkt acht Uhr das Telefon klingelte, griff Robert Stephens mit der linken Hand danach, während die Rechte seine Kaffeetasse fest im Griff behielt.
    Sein »Guten Morgen« war ein bißchen kurz angebunden, stellte seine seit dreiundvierzig Jahren mit ihm verheiratete Frau amüsiert fest. Dolores Stephens wußte, daß ihr Mann früh am Morgen keine Telefonanrufe schätzte.
    »Was immer um acht gesagt werden kann, kann auch bis neun warten«, war sein Grundsatz.
    Normalerweise stammten diese Anrufe von einem der älteren Klienten, deren steuerliche Angelegenheiten er betreute. Er und Dolores waren drei Jahre zuvor mit der Absicht, sich zur Ruhe zu setzen, nach Portsmouth gezogen, aber Robert beschloß dann, eine Hand im Geschäft zu behalten, wie er es ausdrückte, indem er ein paar ausgesuchte Klienten übernahm. Innerhalb von sechs Monaten hatte er mehr als genug beisammen.
    Der Anflug von Mißmut schwand schnell aus seiner Stimme, als er sagte: »Neil, wie geht’s dir denn?«
    »Neil!« rief Dolores in einem Tonfall aus, in dem sofort Besorgnis mitschwang. »Ach, hoffentlich sagt er jetzt nicht, daß er dieses Wochenende nicht kommen kann«, murmelte sie.
    Ihr Mann brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Das Wetter? Großartig. Könnte nicht besser sein. Ich hole das Boot vorläufig noch nicht aus dem Wasser. Du kannst schon am Donnerstag kommen? Wunderbar. Deine Mutter freut sich bestimmt riesig. Sie greift schon nach dem Hörer. Du weißt ja, wie ungeduldig sie ist. Prima. Ich reserviere im Club eine Abschlagszeit um zwei Uhr.«
    Dolores kam an den Apparat und lauschte der amüsierten Stimme ihres einzigen Kindes. »Heute morgen kannst du’s aber wirklich kaum abwarten«, erklärte er.
    »Ich weiß. Es wird mir einfach so guttun, dich mal wieder zu sehen. Ich bin so froh, daß du kommen kannst. Und du bleibst doch bis Sonntag, oder, Neil?«
    »Klar doch. Freu mich schon drauf. Okay, muß jetzt los. Sag Dad, sein ›Guten Morgen‹ hat eher nach ›Geh zum Teufel‹ geklungen. Er hat wohl noch nicht seine erste Tasse Kaffee ausgetrunken, stimmt’s?«
    »Du hast’s erfaßt. Tschüs, mein Liebling.«
    Die Eltern von Neil Stephens blickten einander an. Dolores seufzte. »Das einzige, was mir wirklich fehlt, seit
    wir von New York weg sind, ist, daß Neil nicht mehr jederzeit vorbeischauen kann«, sagte sie.
    Ihr Mann erhob sich, ging zum Herd hinüber und füllte seine Tasse wieder auf. »Hat Neil gesagt, ich hätte grantig geklungen, als ich ans Telefon kam?«
    »So was Ähnliches.«
    Robert Stephens lächelte widerstrebend. »Na ja, ich weiß schon, daß ich früh am Morgen nicht gerade putzmunter bin, aber jetzt gerade hatte ich befürchtet, daß Laura Arlington am Apparat ist. Sie ist völlig mit den Nerven runter. Ruft ständig an.«
    Dolores wartete ab.
    »Sie hat eine beträchtliche Summe in Kapitalanlagen gesteckt, die sich als Flop herausgestellt haben, und jetzt hat sie das Gefühl, daß sie an der Nase rumgeführt wird.«
    »Hat sie recht damit?«
»Ich glaube schon. Es war einer dieser angeblich heißen
    Tips. Der Anlageberater hat sie dazu überredet, in ein kleines High-Tech-Unternehmen zu investieren, das, wie es hieß, von Microsoft aufgekauft werden sollte. Sie hat in der Überzeugung, einen großen Profit einzuheimsen, hunderttausend Aktienanteile zu fünf Dollar das Stück gekauft.«
    »Fünfhunderttausend Dollar! Was ist es jetzt wert?« »Die Aktien sind gerade aus dem Börsenhandel rausgenommen worden. Nach dem Stand von gestern würde man noch achtzig Cent pro Stück kriegen, falls man
    verkaufen könnte. Laura kann es sich nicht leisten, so viel Geld zu verlieren. Ich wünschte bei Gott, sie hätte mit mir geredet, bevor sie sich darauf

Weitere Kostenlose Bücher