Mondlicht steht dir gut
daß man sich anstrengen muß, Gespräche mit Männern zustande zu bringen.«
Die Tischgesellschaft stellte sich als interessant und lebhaft heraus, und Maggie fragte sich immer wieder, warum Nuala ihre Meinung über die Möglichkeit, hier zu wohnen, so abrupt geändert hatte. Sie hätte es doch bestimmt nicht getan, weil sie dachte, ich könnte das Haus gebrauchen, überlegte sie. Sie wußte doch, daß Dad mir etwas Geld hinterlassen hat, und ich kann sehr gut selbst für mich sorgen. Also warum?
Letitia Bainbridge war besonders amüsant, als sie Geschichten aus ihrer Jugend in Newport erzählte. »Damals herrschte eine solche Anglomanie«, erklärte sie mit einem Seufzer. »Sämtliche Mütter waren wild darauf, ihre Töchter an englische Adelige zu verheiraten. Arme Consuela Vanderbilt – ihre Mutter drohte sich das Leben zu nehmen, wenn sie nicht den Herzog von Marlborough heiraten würde. Also hat sie es schließlich getan und zwanzig Jahre lang durchgehalten. Dann ließ sie sich von ihm scheiden und heiratete einen französischen Intellektuellen, Jacques Balsan, und war endlich glücklich.
Und dann gab es diesen schrecklichen Squire Moore. Alle wußten, daß er aus dem Nichts kam, doch wenn man ihn so reden hörte, dann war er ein direkter Nachkomme von Brian Boru. Aber er hatte ein bißchen Charme und wenigstens einen angemaßten Titel, und so hat er natürlich eine gute Partie gemacht. Und meiner Meinung nach besteht kein nennenswerter Unterschied zwischen einem verarmten Aristokraten, der eine amerikanische Millionenerbin heiratet, und einer verarmten MayflowerNachfahrin, die einen Selfmade-Millionär heiratet. Der Unterschied ist, daß Squire Geld angebetet hat und daß er alles getan hätte, um noch mehr anzuhäufen. Und bedauerlicherweise ist dieser Charakterzug auch bei einer Reihe seiner Nachkommen aufgetaucht.«
Beim Nachtisch scherzte Anna Pritchard, die sich gerade von einer Hüftoperation erholte: »Greta, als ich heute vormittag mit Mrs. Lane herumspaziert bin, wen, meinst du, hab ich da gesehen? Eleanor Chandler! Sie war mit Dr. Lane zusammen. Natürlich weiß ich, daß sie mich nicht erkannt hat, also hab ich nichts zu ihr gesagt. Aber sie hat deine Wohnung bewundert. Das Zimmermädchen hatte dort gerade saubergemacht, und die Tür stand offen.«
»Eleanor Chandler«, sagte Letitia Bainbridge nachdenklich. »Sie ist mit meiner Tochter in dieselbe Schule gegangen. Eine ziemlich dominante Person, wenn ich mich nicht irre. Denkt sie denn daran hierherzukommen?«
»Das weiß ich nicht«, erwiderte Mrs. Pritchard, »aber ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, aus dem sie sich hier umschauen würde. Greta, du solltest dir lieber neue Schlösser anschaffen. Falls Eleanor deine Wohnung haben will, würde sie vor nichts zurückschrecken, um dich rausschmeißen lassen.«
»Soll sie’s doch probieren«, sagte Greta Shipley mit einem herzhaften Lachen.
Als Maggie wieder aufbrach, bestand Mrs. Shipley darauf, sie an die Tür zu bringen.
»Ich wünschte, Sie täten das nicht«, sagte Maggie mit Nachdruck. »Ich weiß, daß Sie ziemlich müde sind.«
»Lassen Sie mal. Ich bestelle mir morgen die Mahlzeiten aufs Zimmer und genehmige mir einen faulen Tag.«
»Dann rufe ich Sie morgen an und stelle hoffentlich fest, daß Sie genau das tun.«
Maggie küßte die ältere Frau auf die weiche, fast durchsichtige Wange. »Bis morgen also«, sagte sie.
DONNERSTAG, 3. OKTOBER
32
In den sechs Tagen, seit man Nuala Moore ermordet in ihrem eigenen Haus aufgefunden hatte, war Polizeichef Chet Browers ursprüngliche Ahnung zur Gewißheit geworden, zumindest in seinen Augen. Kein x-beliebiger Dieb hatte dieses Verbrechen begangen, dessen war er sich jetzt sicher. Es mußte jemand sein, der Mrs. Moore kannte, vermutlich eine Person, der sie vertraute. Doch wer? Und was war das Motiv? fragte er sich.
Es war Browers Angewohnheit, solche Fragen zusammen mit Detective Jim Haggerty laut zu durchdenken. Am Donnerstag morgen ließ er Haggerty zu sich ins Büro kommen, um die Situation zu erörtern.
»Mrs. Moore mag ja ihre Tür nicht abgeschlossen haben, und in diesem Fall hätte irgend jemand hereinspazieren können. Andererseits ist es sehr gut möglich, daß sie eine Person zur Tür hereingelassen hat, die sie kannte. So oder so, es gab kein Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen.«
Jim Haggerty arbeitete schon seit fünfzehn Jahren mit Brower zusammen. Er wußte, daß er als Resonanzboden benutzt wurde, deshalb
Weitere Kostenlose Bücher