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Mondnacht - Mordnacht

Mondnacht - Mordnacht

Titel: Mondnacht - Mordnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Simone schüttelte den Kopf, sie kratzte mit den veränderten Händen tiefe Furchen in den weichen Untergrund. Es waren keine Hände mehr. Mit Fell bewachsene, spitze Krallen zogen tiefe Rillen in die weiche Erde.
    Die Kleidung war zu eng und gerissen. Das dunkle Fell schaute hervor.
    Struppig und auch weich. Der Mensch war zurückgetreten und hatte der Bestie Platz geschaffen.
    Die Wölfin lag auch nicht mehr auf dem Boden. Sie hockte jetzt auf ihren angezogenen Beinen. Sie mutierte weiter zum Tier, konnte sich jedoch noch nicht entscheiden, auf allen vieren zu laufen. Mit einer watschelnden Bewegung brachte sie sich ein Stück nach vorn, um mit Schwung aufstehen zu können.
    Schwankend blieb sie auf ihren Tatzen stehen. Sie bewegte auch den Kopf. In den kalten Augen lag keine Spur mehr von Menschlichkeit.
    Etwas schüttelte sie durch.
    Sie riß den Kopf zurück. Die Raubtieraugen suchten den Mond und den Schatten hoch über ihr. Sie wollte noch einen Kraftstoß bekommen und merkte auch, wie etwas durch ihren Körper jagte, das sie sich nicht erklären konnte.
    Aber sie stand.
    Sie war da.
    Sie war perfekt.
    In ihr wühlte die Gier.
    Schon als Kind hatte sie das Blut gewollt, und diese Gier hatte sich jetzt, einundzwanzig Jahre später, perfektioniert.
    Die Wölfin drehte sich auf der Stelle. Sie wußte auch, bedingt durch den Rest des menschlichen Gehirns, daß es nicht schwer sein würde, an das Blut heranzukommen.
    Die Beute war nicht weit weg. Sie war sogar sehr nahe, so wunderbar nah.
    Die Werwölfin konnte nicht anders.
    Sie heulte auf.
    Und der schaurige Gruß hallte durch die Stille des Waldes…
    ***
    Vincent Slade war sauer. Er fluchte zuerst still in sich hinein, während er einen letzten Zug nahm, um die Zigarettenkippe dann mit einer wütenden Bewegung zu Boden zu werfen. Auf dem feuchten Boden verzischte die Glut.
    Mit einem wütenden Tritt traf er den linken Vorderreifen des Autos. Er wollte es eigentlich nicht wahrhaben, reingelegt worden zu sein. Nein, nicht mit ihm! Das ging gegen seine Ehre. Auch wenn er gern andere aufs Glatteis führte, mochte er selbst nicht so behandelt werden, erst recht nicht von einer Frau.
    »Scheiße, Scheiße, Scheiße!« Er sprach, als würde er nur dieses eine Wort kennen. Vor Wut hätte er am liebsten auf die Motorhaube getrommelt. Das ließ er bleiben, da er die Blechschaukel doch zu sehr liebte.
    Statt dessen schaute er auf die Uhr, die aussah wie eine Rolex, aber keine war, dafür eine gute Imitation. Slade wußte nicht, wie lange seine neue Flamme schon verschwunden war, weil er zuvor nicht auf die Uhr geschaut hatte. Ihm kam es verdammt lange vor. Zu lange, um nach einer gewissen Erledigung wieder zurückzukehren. Er fühlte sich echt geleimt, und er wollte nicht mehr lange warten. Eine Zigarettenlänge noch, dann war es vorbei. Dann würde er wieder zurück in die Disco fahren und sich dort umschauen. Vielleicht fand er sie ja. Simone würde dann etwas erleben, das stand für ihn fest.
    Für einen Moment schaute er auf die Flamme des Feuerzeugs, bevor er die Zigarette anzündete. Dann hörte er etwas Ungewöhnliches. Mit der Stille war es jedenfalls vorbei.
    Vinc saugte den Rauch ein, ließ ihn durch die Nasenlöcher wieder ausströmen und konzentrierte sich.
    Er hatte sich genau gemerkt, in welche Richtung Simone verschwunden war. Genau daher waren die Geräusche aufgeklungen. Von vorn, und er konnte sie beim besten Willen nicht einordnen. Es hörte sich an, als wäre jemand dabei, durch das Unterholz zu brechen und dabei noch mit sich selbst zu sprechen.
    Oder?
    Nein, das klang schon anders. So ähnlich wie ein Stöhnen. Als litte jemand unter verdammten Schmerzen. Mal waren die Geräusche da, dann wieder waren sie verklungen. Mit ihrer Bedeutung kam Slade nicht zurecht.
    Furcht kroch in ihm hoch. Die Haut auf seinem Rücken und auch auf dem Nacken spannte sich, als wäre sie in die Länge gezogen worden.
    Eine innere Stimme riet ihm, sich in den Wagen zu setzen, zu verschwinden, um sich dann eine andere aufzureißen.
    Er blieb trotzdem.
    Etwas hielt ihn fest. Da vorn, in der Dunkelheit, schien ein Magnet zu stehen, der ihn bannte. Seine Augen bewegten sich nicht. Vor Vinc bildete das Unterholz eine Wand. Er fragte sich, wie Simone es überhaupt hatte schaffen können, sich hier einen Weg zu bahnen.
    Es war wieder still geworden.
    Trotzdem konnte er nicht aufatmen. Vor ihm und gut versteckt, lauerte eine Gefahr, die nur darauf wartete, daß er sich eine

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