Mondnacht - Mordnacht
versprechen.«
Simone stand auf. Sie umarmte ihre Mutter, und beide fühlten sich glücklich…
***
»Gleich bekommen wir Besuch, Freunde!«
Mit diesen Worten begrüßte Glenda Perkins Suko und mich, als wir das Büro betraten.
»Eine Frau?« fragte ich.
Glenda tippte gegen ihre Stirn. »Woran du wieder denkst.«
»Wenn ich dich so frühlingshaft angezogen sehe, muß ich daran einfach denken. Der helle Rock mit den Sommerblumen, die lachsfarbene Jacke dazu, darunter ein weißes Top…«
Sie unterbrach mich. »In der Zeitung habe ich gelesen, daß ein Ansager für Modeschauen gesucht wird. Aber nur für Übergrößen und ältere Damen. Was ist? Möchtest du dich melden?«
»Ja, später – wenn ich in Pension gegangen bin.«
»Dann laß dich schon vormerken. So alt wie du heute aussiehst, kann es ja nicht mehr lange dauern.«
Suko räusperte sich und stellte die erste vernünftige Frage, während ich schon an der Kaffeemaschine stand und mir die erste große Tasse einschenkte.
»Wer kommt denn nun?«
»Ein gewisser Dr. Ernest Klingman.«
»O je.«
»Wieso?« fragte Glenda. »Kennst du ihn?«
»Nein, aber wer so heißt…«
»Jetzt nimmst du auch noch die Marotten deines Freundes John an. Dr. Ernest Klingman – niemand kann ja etwas für seinen Namen – ist Wissenschaftler.«
»Auf welchem Gebiet?«
»Ornithologe.«
Das hatte auch ich gehört, und mir rutschte natürlich die Bemerkung heraus: »Dann beschäftigt er sich mit Vögeln…«
Glenda schloß die Augen. Suko grinste natürlich breit, und ich zog mich zurück in unser gemeinsames Büro. Da war ich am besten aufgehoben.
Suko hörte sich noch an, was der Mann unserer Sekretärin erklärt hatte, dann nahm er seinen Platz mir gegenüber ein. Er trank keinen Kaffee, sondern hatte sich Tee geholt.
»Wann kommt denn dieser Vogelkundler?«
»Ich schätze, daß er in zehn Minuten hier ist.«
»Wie schön.«
»Hast du keine Lust, dich mit einem Ornithologen zu unterhalten?«
Ich hob die Schultern. »Was heißt keine Lust? Ich kann mir nicht vorstellen, was das mit unserer Arbeit zu tun hat.«
»Die Überraschungen reißen eben nicht ab!« erklärte Suko. »Das weißt du selbst.«
»Ja, schon gut.«
»Viel Lust hast du heute nicht?«
»So ist es.«
»Und was stört dich?«
»Weiß ich nicht!« brummelte ich vor mich hin. »Das ist irgendwie nicht mein Tag. Außerdem habe ich nicht besonders gut geschlafen.«
»Warum nicht?«
»Weil ich von dir träumte.«
»Wie nett. Dann hättest du doch eigentlich gut und tief schlafen müssen.«
Ich wollte Suko die entsprechende Antwort geben, als Glenda die Zwischentür öffnete und uns ihr hübsches Gesicht mit den leicht geröteten Wangen zeigte.
»Dr. Klingman ist bereits unterwegs. Jemand begleitet ihn hoch zu euch.«
»Sehr nett«, sagte ich.
»Ja, Sinclair, das schreib dir mal hinter die Ohren. Seid nett zu dem Mann. Nicht jeder versteht deinen krummen Humor.« Sprach’s und wuchtete die Tür zu.
»Das hast du nun davon«, sagte Suko.
»Wovon?«
»Vergiß es.«
Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das vergesse ich nicht. Ich frage mich nämlich, was ein Vogelkundler so Wichtiges mit uns zu besprechen hat. Das will mir nicht in den Kopf.«
»Du kannst es gleich hören.«
Er hatte recht. Es dauerte wirklich nicht lange, da stieß Glenda wieder die Zwischentür auf. Diesmal war sie nicht allein, sondern brachte Dr. Klingman mit und stellte ihn auch gleich vor.
Den Besucher hatte ich mir anders vorgestellt, keinen jungen Mann um die Dreißig, der dazu noch durchtrainiert wirkte, sonnengebräunt war, ein sehr männliches Gesicht hatte und keinesfalls abgehoben oder sogar weltfremd wirkte wie so manch anderer Wissenschaftler.
Er trug eine braune Wildlederjacke, ein kariertes Hemd und dunkelblaue Jeans. Sein Händedruck war kräftig, und als er meinen Kaffee roch, sagte er, wobei er seine schmale Aktentasche zu Boden stellte: »Ja, einen so guten Schluck könnte ich jetzt auch vertragen.«
»Schon da«, meldete sich Glenda, die die Tür erst gar nicht geschlossen hatte.
»Wunderbar. Ich beneide Sie beide um Ihre Sekretärin.«
»O danke.« Glenda errötete leicht und warf unserem Besucher einen schmachtenden Blick zu, was mir nicht entging. Ich quittierte ihn mit einem hörbaren Räuspern.
Glenda nickte mir daraufhin zu, als wollte sie sagen: So geht man mit Frauen um! Sie wünschte unserem Besucher noch alles Gute und verließ den Raum. Sie würde in den nächsten Stunden nicht
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