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Mondnacht - Mordnacht

Mondnacht - Mordnacht

Titel: Mondnacht - Mordnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zurückkehren, weil sie sich für einen Computerkurs angemeldet hatte.
    »Das ist aber ein toller Kaffee«, lobte Klingman.
    »Der beste der Welt«, bestätigte ich.
    »Das kann ich unterschreiben.« Er lächelte, schaute uns dabei an, und sein Lächeln verschwand allmählich, so daß wir wußten, daß es nun ernst wurde.
    »Sie werden sich denken können, daß ich nicht hergekommen bin, um mit Ihnen Kaffee zu trinken«, sagte er und hob seine Tasche an, die er auf seine Oberschenkel stellte. Er klappte sie auf und holte einen batteriebetriebenen Rekorder hervor, den er auf unseren Schreibtisch stellte.
    »Sie wundern sich?«
    »Ein wenig schon«, gab Suko zu.
    »Es ist auch außergewöhnlich, daß ich zu Ihnen gekommen bin, meine Herren, aber ich habe mich erkundigt, und man hat mich zu Ihnen geschickt. Ich weiß nicht, ob ich mich bei Ihnen lächerlich mache. Auch auf die Gefahr hin, daß es so ist, möchte ich Ihnen gern etwas vorspielen.«
    »Wir sind ganz Ohr«, sagte ich.
    Er zögerte noch. »Eine kurze Einleitung möchte ich trotzdem geben. Meinen Beruf kennen Sie. Ich bin unterwegs, um Vogelstimmen einzufangen. Meine Kollegen und ich werten sie dann später im Computer aus, um Gemeinsamkeiten der verschiedenen Vögel bei ihrer Kommunikation untereinander feststellen zu können. Aber das nur am Rande. Es soll und braucht Sie auch nicht zu interessieren. Mir geht es jetzt um etwas anderes, denn ich war am letzten Wochenende – es war der Freitag – wieder unterwegs und habe dabei mein Band laufen lassen, um eben die Stimmen aufzunehmen. Das trat auch ein, denn es gibt einige Vögel, die auch in der Nacht nicht völlig ruhig sind. Ein Uhu, ein Kauz, na ja, das ist für Sie nicht interessant. Aber die anderen Geräusche, die ich einfangen konnte, sollten Ihnen schon zu denken geben.«
    Er schaltete das Gerät ein.
    Es verstand sich von selbst, daß wir so still wie möglich waren und uns ausschließlich auf die Aufnahme konzentrierten. Zuerst war wirklich nichts zu hören, was uns interessiert hätte, aber das änderte sich, und Klingman kündete es auch durch seinen gespannten Gesichtsausdruck an.
    Sekunden später hörten wir es.
    Es war ein furchtbares Geräusch. Ein langgezogenes, unheimlich klingendes Heulen und Jammern. Erst leiser, dann schwoll es an und wurde zu einem schrecklichen Schauergesang, der in unseren Ohren widerhallte.
    Suko und ich schauten uns über die Breite des Schreibtisches hinweg an. Was er dachte, wußte ich nicht, aber meine Gedanken drehten sich dabei um einen Wolf.
    Etwa eine halbe Minute hörten wir dem Heulen zu. Es blieb eigentlich nie gleich. Es war mal lauter, dann wieder leiser. Ab und zu von einem Knurren unterbrochen, das sich bedrohlich und düster anhörte. Dann war es vorbei, und der Ornithologe fragte uns, ob wir es noch einmal hören wollten.
    Ich für meinen Teil schüttelte den Kopf. »Ich denke schon, daß es reicht, Dr. Klingman.«
    »Ja, mir auch.«
    »Sie haben sich bestimmt Gedanken darüber gemacht, wer das Heulen ausgestoßen hat. Oder wer es hätte sein können, schätze ich.«
    Klingman nickte Suko zu. »Ja, das habe ich.«
    »Darf ich fragen, zu welchem Ergebnis Sie gelangt sind?«
    Der Ornithologe lehnte sich zurück. »Es ist eigentlich ganz einfach, und ich habe mir auch von einem Kollegen Rat geholt, um völlig sicher zu sein. Dieses Heulen stammt von einem Wolf.«
    »Das dachte ich mir auch«, bestätigte Suko.
    »Und was denken Sie, Mr. Sinclair?«
    »Das gleiche.«
    Für einen Moment zeigte Klingmans Gesicht einen Ausdruck des Triumphes. »Dann stehe ich mit meiner Meinung ja nicht allein auf weiter Flur«, erklärte er.
    »Das hört sich an, als gäbe es ein Problem«, sagte ich.
    »Irgendwo schon«, gab er zu.
    »Und wo liegt der wunde Punkt?«
    »In unserer Zeit. Es gibt keine Wölfe mehr in diesem Land, Mr. Sinclair. Tut mir leid.«
    »Da hat er recht«, sagte Suko trocken.
    »Wo haben sie diese Aufnahme denn gemacht?« fragte ich.
    »Nördlich von London. Im Waltham Forest, um genau zu sein. Es ist ein gutes Gebiet für Menschen mit meinem Beruf. Ich bin öfter dort, und da habe ich auch dieses schreckliche Heulen aufgenommen.« Er deutete auf seinen Rekorder. »So klein er auch aussieht, meine Herren, aber er ist hoch empfindlich.«
    »Das glauben wir Ihnen gern, Dr. Klingman«, sagte ich. »Aber wenn Sie schon in der Gegend waren und wenn Sie die Geräusche aufgenommen haben, möchte ich trotzdem noch weiterfragen und auch dabei bleiben, daß

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