Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
aus dem Schrank zu klettern. „Ich wurde von einer gigantischen silbernen Kröte verfolgt, die mich fressen wollte!“
Geicko starrte Lisandra an, die sich nun außerhalb des Schranks aufrichtete und mit beiden Armen ihr fransiges Behelfskleid festhielt, damit Geicko nicht auch noch ihre nasse Unterwäsche zu sehen bekam.
„Eine Kröte, die dich fressen wollte?“
„Ja. Kein Witz!“
„Wenn das kein Witz ist … was ist dann das da?“
Geicko zeigte in eine Ecke neben dem Schrank, gleich unterm Fenster. Dort saß eine harmlose, silberne Kröte, allerliebst anzusehen und nicht größer als Lisandras Faust. Lisandra konnte es kaum fassen.
„Das ist sie nicht! Sie sah viel schrecklicher aus! Und größer natürlich. Sie wollte mich fressen !“
„Ja, das hast du erwähnt“, sagte Geicko, der sich das Lachen nicht länger verkneifen konnte. Er stand da und lachte Lisandra ins Gesicht. Sie wäre am liebsten im Boden versunken.
„Na du?“, meinte er und ging vor der Kröte in die Knie. Als er ihr seine Hand hinstreckte, machte die Kröte einen Hüpfer und landete auf Geickos geöffneter Handfläche.
„Hier, willst du dir das Monster mal aus der Nähe ansehen?“
Geicko hielt Lisandra die Kröte unter die Nase. Die Kröte glotzte Lisandra an, unschuldig und harmlos, und Lisandra glotze zurück. Ihr fiel ein, dass ihr heutiger Auftrag lautete: „Finde die silberne Kröte und beherrsche sie!“, darum streckte sie ihre Hand nach der Kröte aus, packte sie mit Daumen und Zeigefinger und hielt sie vor sich in die Luft. Die Kröte trat ein wenig mit den Hinterbeinen in die Luft und gab dann wieder Ruhe.
„Sie sieht wirklich anders aus als vorhin!“
„Hier ist dein Ring“, sagte Geicko und reichte Lisandra einen schmalen, goldenen Ring. Es war einer der Ringe, die Gerald Maria und Thuna geschenkt hatte. Der Ring konnte magikalisches Fluidum speichern, doch Maria und Thuna hatten nichts damit anfangen können. So waren die Ringe an Lisandra gegangen und sie hatte damit geübt. Geicko kannte die Ringe gut, schließlich hatte er früher jeden Tag mit Lisandra trainiert und ihr geholfen, die Ringe zu benutzen.
„Komisch“, sagte Lisandra. „Wie hab ich den bloß verloren?“
Sie schaute ihre Finger an und sah, dass der andere Ring noch da steckte, wo er hingehörte.
„Das ist alles sehr mysteriös“, sagte Geicko, doch Lisandra merkte, dass er es weniger mysteriös als saulustig fand.
„Kannst du ihn mir anstecken?“, fragte Lisandra. „Ich hab gerade was in der Hand!“
„Eine riesige, gefräßige Kröte!“, erwiderte Geicko. „Aber klar, welcher Finger soll es denn sein?“
Lisandra hielt ihm die Hand mit der Kröte hin und spreizte den Ringfinger ab.
„Der hier. Danke, Geicko!“
Es war ein komisches Gefühl, als Geicko ihr den Ring an den Finger steckte. Früher hatten sie sich oft berührt, als sie zusammen gekämpft und geübt hatten, doch mittlerweile fühlte sich so eine zufällige Berührung ungewohnt an.
„Da ich gerade fast von einer Kröte gefressen worden wäre“, sagte Lisandra und merkte, wie ihre Stimme dabei heiser wurde vor Nervosität, „will ich dir bei der Gelegenheit sagen, dass das neulich nicht böse gemeint war.“
„Was?“
„Das mit Haul. Du weißt schon.“
„Oh“, sagte Geicko. „Ich dachte, wir reden lieber nicht darüber.“
„Aber wenn wir darüber nicht reden, dann hören wir womöglich ganz auf, miteinander zu reden, und das will ich nicht! Ist Lori deine Freundin?“
Jetzt kam endlich mal die Reihe an Geicko, verlegen zu sein.
„Na ja … ja, schon. Und Haul ist dein Freund?“
„Ja. Obwohl er ein Gespenst ist.“
„Dann habt ihr ja was gemeinsam.“
„Was denn?“
„Ihr steht beide mit dem Tod auf Kriegsfuß!“
Lisandra lachte und Geicko ließ sich von ihrem Lachen anstecken. Er sah erleichtert aus.
„Also gut, dann reden wir wieder miteinander und nehmen die Namen Lori und Haul in den Mund.“
„Übrigens sagt Haul, dass ich einen guten Trainer hatte. Obwohl er weiß, dass du mein Lehrer gewesen bist!“
Geicko sah Lisandra fragend an.
„Wieso obwohl?“
„Weil … weil …“
„Schon gut. Kann ich dir jetzt irgendwie helfen? Bei der Krötensache?“
Lisandra starrte die Kröte an, die sie immer noch zwischen Daumen und Zeigefinger hielt.
„Ich fürchte, nein. Findest du eigentlich, dass es so aussieht, als ob ich die Kröte beherrsche?“
Geicko und Lisandra schauten die Kröte an, die in diesem Moment mit
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