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Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)

Titel: Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Halo Summer
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wirbelten dichte, große Flocken zur Erde. Nach dem kurzen Weg von der Festung bis zur Arena sahen Hanns, Haul und Lisandra aus wie Schneemänner, so viel Schnee blieb auf ihnen liegen. Der Schnee in der Arena reichte ihnen bis an die Knie und sie erwarteten, dass Yu Kon sie sofort zum Schneeschippen verdonnern würde. Doch er tat nichts dergleichen, sondern stand bewegungslos wie eine Statue im hohen Schnee, selbst ganz eingeschneit, und legte die Handflächen beider Hände aufeinander:
    „Es ist soweit!“, rief er. „Ihr erhaltet heute eure dritte Lektion: Die Lektion vom silbernen Nichts! Fast alle Schüler scheitern hier. Von den wenigen Schülern, die es wagen, sich auf die Prüfung einzulassen, erreichen nur wenige den Punkt der Erkenntnis. Das silberne Nichts zu finden, erfordert Selbstaufgabe. Wer etwas erstrebt, wer auf seine Sicherheit bedacht ist, wird es nicht finden. Doch das Silberschwert, die edelste aller Waffen wartet auf der anderen Seite! Man muss das silberne Nichts durchqueren, um es zu erhalten!“
    Lisandras Herz pochte gegen ihre Rippen. Sie wollte das Schwert finden, sie wollte es unbedingt! Wie würde die Aufgabe lauten? Was würde ihnen Yu Kon heute abverlangen?
    „Schüler! Ihr seid weit mit mir gegangen, um zu lernen, wie man kämpft! Wie man Schläge austeilt und abwehrt. Doch nur der vollkommen Wehrlose kann das silberne Nichts finden. So lauten die Bedingungen: Begebt euch in eine Situation, aus der ihr euch aus eigener Kraft nicht retten oder befreien könnt. Begebt euch schutzlos hinein. Jegliche Form von Absprachen oder Absicherungen ist verboten! Nur die wahrhaft Verlorenen bestehen die letzte Prüfung!“
    „Wie genau meinen Sie das?“, fragte Lisandra.
    „So, wie ich es gesagt habe!“, erwiderte Yu Kon ungeduldig. „Was meinst du, warum sich die meisten Schüler dieser letzten Prüfung nicht stellen wollen?“
    „Weil sie zu gefährlich ist?“
    „Gefährlich? Vernichtend ist sie! Nur wer das auszuhalten bereit ist, findet das Silberschwert!“
    Lisandra starrte den Meister an und wartete darauf, dass noch etwas kam. Das konnte doch nicht alles gewesen sein?
    „Heute gibt es keine Zeitbegrenzung“, sagte Yu Kon. „Warum, Haul?“
    „Weil die Zeit für denjenigen, der scheitert, keine große Rolle mehr spielen dürfte.“
    „So ist es!“, erwiderte Yu Kon. „Genauso ist es.“
    Der Alte senkte die Hände und falls es jemals eine Situation gegeben hatte, in der Yu Kons Gesichtsausdruck einem Lächeln nahekam, so war es diese. Der Meister war eindeutig schadenfroh.
    Nachdem er ihnen diese letzte Lektion erteilt hatte – oder man sollte besser sagen: vor die Füße geknallt hatte – kehrte er zur Festung zurück und war binnen kürzester Zeit nicht mehr zu sehen, da die Schneeflocken so dicht herumwirbelten, dass er sich in diesem Gewirbel aufzulösen schien.
     
    „Na, toll!“, sagte Lisandra. „Wie soll das denn gehen?“
    „Gar nicht“, antwortete Hanns. „Es ist ungefähr das, was wir erwartet haben.“
    Lisandra trat näher an die beiden heran, um ihre Gesichter besser erkennen zu können. Was sie sah, gefiel ihr nicht.
    „Heißt das, ihr wollt die Prüfung gar nicht machen?“, fragte sie ungläubig.
    „Genau das!“, antwortete Haul. „Wir haben schon darüber gesprochen. Wir werden unsere Ausbildung an diesem Punkt abbrechen.“
    „Was?“
    „In Tolois findet übermorgen eine Konferenz mit der Regierung von Amuylett statt“, erklärte Hanns. „Ich sollte dort sein. Ich hätte sie unter anderen Umständen ausfallen lassen, aber Yu Kon treibt es gerade auf die Spitze. Er wird bösartig. In letzter Zeit hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass er mir etwas beibringen will. Er hat mich nur noch herausgefordert. Die letzte silberne Lektion passt dazu: Sie dient dazu, uns zu schaden.“
    „Du glaubst nicht, dass man auf diese Weise das Silberschwert findet?“
    „Doch. Ich glaube, er hat es vor sehr langer Zeit mal gefunden, auf genau diese Weise. Vielleicht sogar durch Zufall. Aber wir werden es nicht auf diese Weise finden. Wir würden uns nur unnötig in Gefahr bringen. Du auch, Lissi. Mach diese Prüfung auf keinen Fall!“
    Lisandra schaute von Hanns zu Haul. Etwas in ihr ging zu Bruch und löste sich auf. Ein Traum.
    „Heißt das, ihr reist ab?“
    „Ja, morgen“, sagte Haul.
    Lisandra schaute durch die fallenden Flocken hindurch in Hauls Gesicht. In seine seltsamen, wunderbaren Augen. Sie schwieg und er tat es auch.
    „Ich gebe in Tolois

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