Mondpapier und Silberschwert (Die Sumpfloch-Saga) (German Edition)
läuft? Hanns schmeichelt sich langsam wieder bei Scarlett ein und Haul verdreht dir den Kopf, damit du nicht mehr weißt, was du tust! Dir muss doch klar sein, dass die beiden einen Plan haben! Die sind nicht umsonst hier, die wollen etwas!“
Nein, Lisandra war nicht klar gewesen, dass Haul einen Plan hatte. Sie konnte auch nicht glauben, dass der Plan etwas mit ihr zu tun hätte, falls es denn einen gäbe. Haul mochte sie. Sie konnte überhaupt nicht daran zweifeln.
„Ich mag ihn, er mag mich, das ist alles.“
„Sei doch nicht so naiv!“
Lisandra mochte es gar nicht, als naiv bezeichnet zu werden.
„Sei du doch nicht so misstrauisch!“, gab sie zurück.
„Ich will dir wirklich nicht den Spaß verderben“, sagte Berry, „aber Haul treibt sich schon ein bisschen länger auf dieser Welt herum als du. Er weiß genau, was man tun muss, um ahnungslose Mädchen herumzukriegen!“
„Ich habe ihm nicht meine Seele verkauft, ich habe ihn nur geküsst!“
„Du hättest lieber Geicko küssen sollen, als er das noch wollte!“
Jetzt hielt Lisandra die Luft an. Wenn sie nicht so erschöpft gewesen wäre, wäre sie aufgesprungen, hätte Berry am Kragen gepackt und sie geschüttelt.
„Aufhören!“, rief Maria, die es hasste, wenn ihre Freundinnen in Streit gerieten. „Lissi hatte einen harten Tag. Berry, lass sie in Ruhe!“
„Nicht hart genug, um sich von einem Super-Gespenst einwickeln zu lassen!“
„Was ist denn in dich gefahren, Berry?“, fragte Thuna. „Hanns und Haul haben sich nichts zuschulden kommen lassen, seit sie wieder hier sind!“
„Weil sie klug sind“, sagte Berry in ihrer ruhigen, nüchternen Art. „Sie sind sehr klug!“
Scarlett dachte daran, wie ihr Haul im Dunkeln begegnet war. Was hatte er dort gesucht? Sie womöglich? Hatte er sie beeinflussen wollen, damit sie sich wieder mit Hanns anfreundete? Möglich war es. Aber sie wollte es nicht glauben.
„Vertagen wir die Diskussion auf morgen“, sagte Scarlett laut. „Ich bin müde.“
„Du, Lisandra“, meinte nun Thuna in ihrer bedächtigen, sanften Art, „hast du Haul jemals davon erzählt, dass du das fünfte Erdenkind bist? Dass du überhaupt ein Erdenkind bist?“
„Nein“, antwortete Lisandra. „Sie wissen es nicht. Sie haben keine Ahnung, warum mich Yu Kon unterrichtet.“
„Siehst du, Berry“, sagte Thuna. „Warum sollte er Lisandra benutzen wollen?“
„Weil sie eure Freundin ist! Außerdem können sie sich denken, dass Lisandra ein Erdenkind ist. Es gibt keinen anderen einleuchtenden Grund für ihren Unterricht bei Yu Kon.“
„Doch, es gibt einen“, fiel Maria ein. „Sie hat einen Engelsdämon besiegt.“
„Ja, aber das ist doch …“
„Stimmt“, unterbrach Scarlett Berry. „Das ist der Grund! Lisandra gilt nicht als Überfliegerin in der Schule, aber sie ist gut im Kämpfen. Da sie Marias und Thunas Freundin ist, soll sie gut ausgebildet sein. Als so eine Art Beschützerin!“
„Ihr glaubt, dass Hanns und Haul das denken?“
„Vielleicht. Jedenfalls sollten wir ihnen das erzählen, wenn mal die Sprache darauf kommt.“
Berry dachte nach.
„Na gut“, sagte sie schließlich. „Tut, was ihr für richtig haltet. Aber ich werde mich von den beiden nicht einlullen lassen. Ich halte die Augen offen!“
„Das tun wir alle“, sagte Thuna.
„Klar, Steinbock-Freundin!“
Es war Scarlett, die das sagte, aber sie sagte es so spöttisch, dass Thuna es nicht als ernsthaften Angriff interpretierte.
„Sind wir jetzt alle wieder gut miteinander?“, fragte Maria. „Ich kann nicht schlafen, wenn ihr verstritten seid.“
Die Freundinnen demonstrierten Eintracht, indem sie Maria geschlossen auslachten und sie als Schäfchen bezeichneten. Das machte Maria nichts aus. Sie ließ sich lieber hänseln, als Streitereien mit anhören zu müssen.
„Gute Nacht, zusammen!“, rief sie zufrieden und kuschelte sich in ihre Decke.
Aber sie konnte nicht schlafen. Lisandra hatte Marias Sorgen eine neue hinzugefügt, als sie erzählt hatte, dass Gespenster regelmäßig beschworen werden müssen, um am Leben zu bleiben. Es war jetzt ein halbes Jahr her, dass der tote General Kreutz-Fortmann zum Leben erweckt worden war. Und seit mehr als zwei Monaten hatte ihn Maria nicht mehr in ihrer Spiegelwelt gesehen.
Bisher war Maria über sein Ausbleiben nicht weiter beunruhigt gewesen. Als Maria in den Winterferien ihre Spiegelwelt besucht hatte, war er natürlich nicht dort gewesen, weil er ja in Sumpfloch
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