Mondscheingeflüster
Zimmer zu kommen. Reg dich jetzt nur nicht auf!«
Sie erwischten ein freies Telefon, Greg wählte 4-5-9. Natürlich meldete sich niemand.
»Okay«, sagte er, »wo sind Chick und Patrick?«
Die beiden hatten sich im Hintergrund gehalten und gesellten sich nun zu den anderen.
»Und?«, fragte Patrick gespannt.
»Zimmer 459«, erwiderte Greg. »Und sie ist offenbar noch nicht zurück. Fahren wir nach oben!«
Der Gang vor Zimmer 459 war menschenleer. Chick zog sein Werkzeug heraus und machte sich am Schloss zu schaffen.
»Beeil dich«, drängte Greg. »Es kann jeden Moment
jemand kommen!«
»Immer mit der Ruhe.«
Chick ließ sich nicht hetzen. Mit geschickten, schnellen Fingern bearbeitete er das Schloss. Die Tür sprang auf. Einladend lag das Zimmer vor ihnen. Sie alle sahen als Erstes Kathrins große Handtasche. Sie lag mitten auf dem Sofa.
Kathrin hatte fast nicht daran geglaubt, dass sie Mike treffen würde, und als sie ihn dann tatsächlich sah, freute sie sich riesig. Er bot allerdings einen ungewöhnlichen Anblick: Er trug keine Uniform und war auch nicht hoch zu Ross. Trotz der bitteren Kälte saß er auf einer Parkbank und starrte trübsinnig vor sich hin.
»Mike!«, rief Kathrin.
Er sah hoch, brauchte zwei Sekunden, um sie wiederzuerkennen, dann lächelte er.
»Hallo, Kathrin! Das ist aber ein Zufall!«
»Ich habe nach Ihnen gesucht. Und da Sie mir gesagt hatten, dass Sie immer im Park Streife reiten ... « Kathrin schwenkte den Beutel mit Mohrrüben und sah sich suchend um. »Wo ist denn Peggy? Ich habe etwas für sie!«
Mike seufzte tief. »Ich habe mit einem Kollegen den Dienst tauschen können. Peggy fühlt sich nicht wohl, und ich wollte auf keinem anderen Pferd reiten.«
»Was hat sie denn?«
»Wenn ich das wüsste! Sie frisst seit gestern nicht, steht mit hängendem Kopf im Stall, nimmt nicht mal ein Stück Zucker. Der Tierarzt konnte mir nichts sagen. Er meint, sie wäre eben alt.« Mike schnaubte. »Der macht es sich leicht!«
»Das tut mir leid, Mike. Vielleicht ... vielleicht hat sie einfach nur eine Magenverstimmung und ist morgen wieder gesund!«
»Ich hoffe es. Ich sage dir, wenn Peggy etwas ... zustößt, dann quittiere ich meinen Dienst und gehe weg von New York. Ich fange irgendwo ganz neu an!«
»Jetzt denken Sie doch nicht gleich das Schlimmste! Kommen Sie, Mike! Hätten Sie nicht Lust, irgendwo einen Kaffee mit mir zu trinken? Ich lade Sie ein! Ich möchte mich doch noch richtig dafür bedanken, dass Sie mich gerettet haben!«
»Das wäre wirklich nett!«
Mike stand auf. Sie gingen in ein kleines Restaurant an einem See. Es war nicht sehr gemütlich, aber sie bekamen Kaffee und Pancakes und hatten einen schönen Blick auf den Park und die Skyline hinter den kahlen Bäumen. Mike schien sich etwas besser zu fühlen. Er erzählte von seiner Zeit in Deutschland. Er war in Hannover stationiert gewesen und hatte sich dort mit einem deutschen Mädchen verlobt, von dem er dann auch die Sprache gelernt hatte.
»Ich habe mich wahnsinnig angestrengt, fließend Deutsch sprechen zu können«, berichtete er, »denn wir wollten nach unserer Hochzeit in Deutschland leben. Aber kurz bevor es so weit war, lernte sie einen anderen Mann kennen. Er konnte ihr eine bessere Zukunft bieten als ich, und sie entschied sich für ihn. Ich bin bald darauf nach Amerika zurückgegangen.«
»Haben Sie eine andere Frau geheiratet?«, erkundigte sich Kathrin neugierig. Gleich darauf erschrak sie über sich selbst. »Entschuldigen Sie! Das geht mich ja eigentlich nichts an!«
»Schon gut, schon gut. Stört mich gar nicht, wenn du mich solche Dinge fragst. Nein, ich habe nicht geheiratet. Oh, es gab natürlich Frauen in meinem Leben. Aber irgendwie mochte ich nicht mehr. Bin auch so glücklich!«
Jetzt sah er alles andere als glücklich aus, dabei war er ein so freundlicher Mann, und er machte sich wohl wirklich Sorgen um die arme Peggy. Kathrin sah ihn an, und ohne lange nachzudenken, erzählte sie ihm die ganze Geschichte mit Ted - weshalb es zu dem Streit gekommen und warum sie Hals über Kopf in den Park gelaufen war.
»Es war natürlich das Blödeste, was ich tun konnte«, sagte sie zum Schluss. »Aber ich war so außer mir. Und jetzt ist Ted absolut wütend auf mich. Er will nichts mehr mit mir zu tun haben. Ich glaube, er wird mir das nie verzeihen.«
Mike schüttelte den Kopf. »Ich verstehe ihn nicht. Was du getan hast, war idiotisch, und es ist klar, dass er sich erst mal aufgeregt hat
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