Mondscheinjammer
gehörte früher den Carters. Ich habe gestern Abend meinen Vater gefragt." Vanessas Verschwörungstheorie fing langsam an mich zu nerven.
Ich war auf Sam getroffen, als ich nach meinem Besuch bei ihr nach Hause gekommen war. Wir hatten nicht geredet, doch er hat mir zugesehen, wie ich aus dem Auto gestiegen und zum Haus hinüber gelaufen war. Es war fast unheimlich, wie er mich mit den Augen verfolgte. Als unsere Blicke sich trafen, nickte er mir nur einmal kurz zu und verschwand dann in der Scheune. Was um Himmels Willen war hier los? Wurden jetzt alle paranoid?
"Ja, das Gelände gehörte den Carters, bis sie es in den siebziger Jahren aufteilten und an deine Familie verkauften. Aber beide Männer tauchen immer wieder im Zusammenhang mit den Opfern auf. Alle standen im direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Familien. Ich habe mir mal angesehen, wer die ganzen Artikel verfasst hat. Es war ein sogenannter Marshall Jackson. Er war mit Nicholas Hudsons Schwester verheiratet."
"Skandalös."
"Mensch, Lily, verstehst du nicht? Sie wissen Bescheid, die Hudsons und die Carters wissen, was damals war und was jetzt gerade hier passiert. Deswegen benimmt sich Sam auch so seltsam. Er weiß, welche Gefahr auf uns zukommt." Vanessas Augen glänzten vor Aufregung. "Und vielleicht fehlt Ashley auch deswegen in der Schule."
"Bisher ist überhaupt nichts passiert", versuchte ich sie zu beruhigen. Ich sah, wie uns die anderen vom Nebentisch bereits seltsame Blicke zuwarfen und fuhr mit gedämpfter Stimme fort. "Warten wir erst einmal ab, ob überhaupt noch was passieren wird, dann sehen wir weiter."
5. KAPITEL
N atürlich passierte etwas.
Als ich am nächsten Morgen erwachte, war mein Vater bereits aus dem Haus. Meine Mutter saß mit Cal in der Küche und machte ein überaus besorgtes Gesicht.
"Ist was?" Ich öffnete schlaftrunken den Kühlschrank und griff nach dem Kanister mit der Milch. Milch war sozusagen mein Lebenselixier. Ohne ein volles Glas am Morgen konnte ich nicht klar denken. Vielleicht war es gar keine so schlechte Idee von meinem Vater, eine Kuh anzuschaffen. Ich musste unbedingt mit ihm darüber reden.
"Gestern Nacht hat irgendjemand einige Pferde der Hudson-Ranch gestohlen. Dein Vater ist gleich heute Morgen mit Sam hingefahren. Ich hätte nicht gedacht, dass wir hier in so einer kriminellen Gegend wohnen."
"Ach Mom, vielleicht hat nur jemand das Gatter offen gelassen und die Pferde grasen jetzt irgendwo anders." Ich goss die Milch in eine Schale und suchte gedankenverloren nach den Cornflakes.
"Und dabei haben sie den alten Toni umgebracht?", fragte sie tonlos.
"Toni wurde ermordet?" Ich ließ vor Schreck die Schüssel fallen. Klirrend fiel sie auf den Küchenboden und zersprang in tausend einzelne Teile. Die Milch schoss durch die Küche und verteilte sich auf dem gesamten Boden.
So ein Mist!
Mom sprang auf.
"Es tut mir leid!" Ich fiel auf die Knie und begann hektisch die einzelnen Scherben aufzusammeln.
"Nicht doch, du schneidest dich doch!" Sie sank neben mir in die Hocke und tupfte vorsichtig mit einem Tuch die Schränke trocken.
"Was ist mit Toni passiert?" Im Grunde genommen wollte ich es gar nicht wissen. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und sah Vanessas triumphierendes Lächeln vor mir. Es musste ein Zufall sein!
"Er hat Nachtwache gehalten. Seit… Jordans Verschwinden hatten die Hudsons jede Nacht jemanden bei ihren Zuchtpferden postiert. Heute Morgen hat Nicholas ihn dort leblos aufgefunden und die Pferde waren verschwunden."
Ich schluckte schwer. Ich hatte Toni nur zweimal gesehen. Er war sehr alt gewesen, ein lustiger Typ mit einem Bart wie der Weihnachtsmann und nie um einen Spruch verlegen. Ich hatte ihn gemocht. Sam hatte ihn mit zu unserer Farm gebracht, und er hatte Cal dabei geholfen, eine Schleuder zu bauen, mit der er auf leere Konservendosen zielen konnte.
"Er war alt", gab ich zögernd zurück.
"Er war völlig entstellt. So etwas Perverses." Sie sah mich angewidert an.
"Was soll das heißen?" Ein Schauer lief mir über den Rücken. "Wurde er gequält?"
Sie nickte unmerklich. "Ich hörte, wie Sam es deinem Vater sagte. Nicht ein Tropfen Blut soll sich noch in seinem Körper befunden haben. Die beiden sind sofort losgefahren. Wie kann nur so etwas möglich sein?"
Ich dachte erneut an Vanessa und wusste sofort, wie das möglich sein konnte.
"Was für kranke Menschen tuen denn bitte so etwas?" Mom flüsterte nun,
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