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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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wird viel erzählt."
    Ich spürte deutlich, dass ihr das Thema unangenehm war. Sie wollte nicht, dass ich sie für verrückt hielt. Schließlich war ich die einzige Freundin, die sie hatte. Und sie meine, wenn ich daran dachte, dass zwischen Kimberly und mir seit Tagen Funkpause herrschte.
    "Ich bin schon vor einiger Zeit im Stadtarchiv auf diese ganzen Artikel gestoßen", fuhr sie schnell fort. "Ich hab mir zunächst nichts dabei gedacht. Ich meine, wir sind hier in Parkerville, was soll hier schon passieren? Doch anscheinend ging es hier damals ganz schön wild zu." Sie machte eine kurze Pause. "Ich habe versucht Mom danach zu fragen, aber sie hat nur gelacht und was von den wilden Sechzigern und Hippies gefaselt." Sie machte eine wegwerfende Handbewegung.
    Ich nickte, obwohl ich mich gleichzeitig fragte, ob das wirklich hören wollte. Es war doch lächerlich!
    "Nachdem dieser Kenny Zucker damals von der Carter-Ranch verschwunden ist…"
    "Carter-Ranch?", unterbrach ich sie interessiert.
    "Ja, Ashleys Familie gehörte damals fast die Hälfte der Stadt, übertrieben gesagt. Sie hatten eine Pferderanch. Mittlerweile haben sie aber alles verkauft, unter anderem an Sams Familie. Ashleys Dad ist doch Arzt, kein Farmer. Das Leben war ihm wohl zu anstrengend."
    "Ich glaube kaum, dass das Leben eines Arztes weniger anstrengend ist", gab ich zu bedenken.
    "Das nicht, aber es ist anders. Auf jeden Fall sind damals viele Leute einfach so verschwunden und wurden mehr oder weniger lebendig wieder aufgefunden." Sie wies auf die Berichte, die ich noch immer in den Händen hielt.
    "Was heißt `mehr oder weniger´?", hakte ich nach.
    "Hier, lies selbst. Die Leichen hatten alle merkwürdige Spuren am Hals, die waren regelrecht ausgeblutet, einige von ihnen verschwanden allerdings wieder, noch bevor sie beerdigt werden konnten. Sehr gruselig. Das Seltsame ist, der ganze Spuk endete ganz plötzlich im Januar 1970, genauer gesagt am 12. Januar 1970. Ich habe danach keine weiteren Artikel zu dem Thema gefunden, obwohl die Zeitungen zuvor voll damit gewesen waren." Ihre Wangen glühten vor Aufregung, während sie sprach. "Du denkst, ich hab sie nicht mehr alle, oder?" Sie zwang sich zu einem schüchternen Lächeln.
    Ich schüttelte den Kopf. "Nein, ich verstehe nur nicht so ganz…", begann ich unsicher. Mir schwirrte der Kopf. Ich sah Sams ernsten Gesichtsausdruck vor mir, hörte Vanessas Stimme, wie sie mir irgendetwas von blutleeren Leichen erzählte und wusste genau, worauf sie hinaus wollte, ohne es jedoch auszusprechen.
    Es war aber auch zu absurd. Ich weigerte mich, auch nur daran zu denken. Ein Junge war verschwunden und sein Pferd getötet worden, das war schlimm, doch Untote gingen mir dann doch ein bisschen zu weit. Wir befanden uns schließlich im 21. Jahrhundert.
    Vanessa sah mich verständnisvoll an. "Ich weiß, was du denkst: Auf dem Land verschwinden immer wieder Menschen. Meist suchen sie ihr Glück in der nächstgrößeren Stadt, doch die Quote der Vermissten in Parkerville lag zwischen Juni 1969 und Januar 1970 mehr als deutlich über dem normalen Durchschnitt."
    "Aber da steht nirgendwo was von Zombies oder so." Ich fragte mich unwillkürlich, ob diese Unterhaltung tatsächlich stattfand. Es kam mir alles so unwirklich vor, dass ich am liebsten laut gelacht hätte. Doch es ging auch um Jordan Hudson und dieser Umstand war alles andere als zum Lachen.
    "Natürlich nicht, aber es wurden leere Gräber gefunden. Menschen, die ihre Angehörigen begraben wollten, fanden nur noch die verlassenen Särge vor. Sieh mal." Sie zog eine Hülle mit mehreren Berichten hervor, die sie zuvor unter ihrer Schreibtischunterlage versteckt hatte. "Je mehr Leichen verschwanden, desto mehr Übergriffe gab es. Das kann kein Zufall sein."
    "Und wie kommst du dabei ausgerechnet auf… Vampire? Es könnte ja auch Zombies oder so sein." Sie wusste, dass ich sie nicht ernst nahm, doch sie erwiderte ruhig: "Leere Särge, blutleere Leichen. Klingelt es da nicht bei dir?"
    "Also, du willst mir weismachen, dass vor fast vierzig Jahren Vampire nach Parkerville gekommen sind, um die Stadt als eine Art Speisekammer zu benutzen? Wieso ausgerechnet Parkerville und wieso sind sie dann mit einem Schlag von heute auf morgen plötzlich wieder verschwunden?" Ich schüttelte so heftig den Kopf, dass mein Haargummi einmal quer durch den Raum flog. Ohne mich weiter darum zu kümmern, fuhr ich fort: "Mal im Ernst, nichts gegen Nebraska, aber in New York könnten

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