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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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andere. Als ich ihn wiedersah, erkannte ich ihn kaum wieder. Er hatte sich so sehr verändert. Er kam mich nach Einbruch der Dunkelheit besuchen, ich ahnte nicht, dass er… anders war. Er sagte mir, er wolle mit mir zusammen sein, heimlich, ohne das Wissen meines Vaters. Er wollte, dass ich mit ihm fort ging. Doch eigentlich wollte er nur meinen Vater verletzten. Seine Liebe zu mir war schon lange erloschen. Vielleicht kann man in seinem Zustand nicht mehr lieben… ohne Herz."
    Ich dachte unwillkürlich an Xander. Konnte er lieben? Oder war es nur die Erinnerung an dieses Gefühl, was ihn dazu getrieben hatte, mir zu gestehen, dass er sich in mich verliebt hatte?
    Nelly nahm ein Schluck von ihrem halbvollen Wasserglas. Es fiel ihr sichtlich schwer, über all das zu reden, und ich fragte mich unvermittelt, ob sie das jemals zuvor getan hatte?
    "Die ganze Stadt war in Aufruhr. Auf dem Friedhof wurden leere Särge gefunden und je mehr Leichen fehlten, umso mehr Menschen verschwanden." Sie seufzte. "Parkerville ist eine kleine Gemeinde. Schnell kam das Gerücht auf, Vampire wären in der Stadt eingefallen. Ich hielt das für lächerlich, Vampire waren Legenden, nichts als Mythen. Heutzutage findet man sie immerfort in irgendwelchen Büchern und Filmen wieder, damals war ihr Mythos eigentlich kaum verbreitet. Ich lachte darüber, doch meine Mutter war voller Panik." Gedankenverloren starrte sie aus dem Fenster. "Sie war regelrecht besessen von der Idee, dass Benjamin dahinter steckte. Sie hatte schon immer Angst vor ihm gehabt."
    "Und er kam Sie weiterhin besuchen?"
    "Jede Nacht." Sie schlug die Augen nieder. "Ich gebe es ungern zu, aber es gefiel mir sogar. Ich fand es aufregend, einen heimlichen Verehrer zu haben. Doch eines Nachts erwischte ich ihn dabei, wie er… einen Menschen tötete. Ich sah es mit meinen eigenen Augen, Lily."
    "Was passierte dann?"
    "Ich lief zu meinem Vater, doch er glaubte mir zuerst nicht. Er hielt es für pubertäre Hirngespinste. Doch irgendwann konnte selbst er nicht mehr leugnen, dass das, was hier passiert, nicht mit rechten Dingen zuging." Sie griff nach einem Foto, auf dem ein gutaussehender junger Mann abgebildet war. Er hielt einen Spaten in den Händen und grinste verwegen in die Kamera. Das Foto war alt, doch ich erkannte deutlich, wer es war. Ich hatte ihn schon einmal gesehen, auf dem Grundstück der Carters. Ich schauderte. Benjamin Butler sah noch immer ganz genauso aus, wie als achtzehnjähriger junger Mann.
    "Und wie reagierte Ihr Vater dann?", fragte ich zaghaft.
    "Er machte so weiter wie immer. Meine Mutter war die einzige, die etwas tat, zusammen mit einigen anderen Frauen aus Parkerville. Dotti war mit dabei, soweit ich mich erinnere. Und ich. Ich weiß nicht, woher wir die Kraft nahmen, doch wir schafften es. Wir lockten die Vam… Benjamin und die anderen unter einem Vorwand in die Scheune. Sie dachten, sie könnten auf unserem Scheunenfest ein Blutbad anrichten, doch wir verschlossen die Ausgänge und zündeten das Gebäude an. Sie hatten keine Chance. Wir hatten alle Ein- und Ausgänge verbarrikadiert. Die Scheune brannte innerhalb von Minuten bis auf die Grundmauern nieder."
    "Sie waren das gewesen?", fragte ich fassungslos.
    Sie nickte, fast ein wenig schuldbewusst.
    "Aber es hat trotzdem nicht so ganz geklappt, oder? Benjamin überlebte."
    "Es hätte geklappt."
    "Aber irgendetwas ist schief gegangen, oder?" Ich ahnte Böses und dachte unwillkürlich an Sam. Würde ich zusehen können, wenn ihm so ein Schicksal drohte, auch, wenn er nicht mehr der Mann war, in den ich mich verliebt hatte? Ich konnte diese Frage unmöglich beantworten.
    "Ich habe ihn herausgelassen. Er war verletzt, schwer verletzt. Ich bin Schuld, dass sich das alles wiederholt, doch… ich habe ihn geliebt. Ich war so alt wie du." Dicke Tränen liefen jetzt über ihren pausigen Wangen. "Meine Mutter vereinbarte noch in der gleichen Nacht einen Pakt mit ihm. Sie wusste, dass Benjamin vor allem eines wollte: Meinen Vater verletzen. Also ging sie mit ihm fort. Er wollte mich, doch das ließ sie nicht zu. Sie verließen unverzüglich Parkerville. Benjamin war zu schwach, um weitere Bedingungen stellen zu können. Meine Mutter sollte ihn gesund pflegen. Er wusste, dass mein Vater dies niemals verwinden würde. Sie war seine große Liebe gewesen. Kurz darauf erhielt er ein Päckchen mit ihrem Ehering und dem Versprechen, dass seine Familie sicher sein würde, solange er lebte und sie in Parkerville

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