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Mondscheinjammer

Mondscheinjammer

Titel: Mondscheinjammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Hoehne
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schnell ich konnte, stürzte ich auf die Tür zu und riss sie auf. Er stolperte über die Schwelle und zog eine kleine Rauchwolke hinter sich her. Es sah fast ein wenig albern aus, doch mir war ganz und gar nicht zum Lachen zumute.
    "Xander, was ist passiert?" Atemlos sah ich zu, wie er sich die Decke von Leib riss und auf den Boden warf. Er roch seltsam verbrannt.
    "Ich… Großvater, Lily, er ist tot! Er ist gestorben." Sichtlich mitgenommen stützte er sich auf die Lehne eines Stuhls und sah mich an.
    Mein Herz verkrampfte sich. Es war soweit. Der Pakt war gebrochen. Was würde nun passieren?
    "Was…?" Ich schluckte schwer.
    "Ich… weiß es nicht. Ich muss hier weg. Du musst hier weg! Meine Eltern sind bereits losgefahren." Er war ganz durcheinander.
    "Und sie haben dich zurückgelassen?", unterbrach ich ihn fassungslos.
    "Sie haben Angst vor mir." Er sah mich nicht an.
    "Aber wieso? Du bist doch nicht… böse?" Misstrauisch beäugte ich ihn, doch er sah aus wie immer: ein wenig blass und leicht lädiert von seiner Flucht durch den Sonnenschein. Doch er hatte sich nicht in eine wilde Bestie verwandelt. Wieso auch? Xander hatte schließlich nie wie ein richtiger Vampir gelebt. Er wusste ja noch nicht einmal, wie frisches Menschenblut schmeckte.
    "Ich weiß nicht, was passieren wird, Lily. Ich habe immer gedacht, der Pakt, er schützt mich, solange ich auf dem Grund und Boden meiner Vorfahren lebe, aber nun? Was, wenn ich mich verwandle? Wenn ich böse werde? Ich bin eine Killermaschine, erschaffen, um zu töten!"
    "Dann danke ich dir jetzt schon mal, dass du auf direktem Wege zu mir gekommen bist", erwiderte ich sarkastisch.
    Xander verdrehte die Augen, doch dann zuckte es verräterisch um seine Mundwinkel. "Das nennt man wohl Galgenhumor, oder?"
    "Wahrscheinlich." Ich zuckte mit den Schultern. Ich hatte keine Angst vor ihm. Er war noch immer Xander. Sollte sich daran tatsächlich etwas ändern? Waren alle Vampire gleich? Wir Menschen unterschieden uns doch auch, wieso also sollte Ashleys Bruder plötzlich zum Monster mutieren?
    "Wo ist Ashley?", fragte ich unvermittelt.
    "Fort."
    "Xander?" Ich spürte, dass er mir etwas verschwieg.
    "Sie ist weg, Lily. Schon seit gestern Abend. Ich denke, sie wird weggelaufen sein. Sie war halbtot vor Angst."
    "Und du hast sie nicht gesucht?"
    "Greg ist auch weg."
    Ich ahnte Böses. Hoffentlich waren sie Benjamin und seiner Bande nicht direkt in die Arme gelaufen. "Und was machen wir nun?"
    "Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, was passieren wird. Ich habe nur ein einziges Mal mit Benjamin gesprochen. Du warst dabei. Ich kenne ihn im Grunde genommen kaum. Das einzige, was er mir damals mitgeteilt hatte, war, dass er auf seine Rache wartet und wo wir Jordan finden würden. Das ist alles."
    "Was könnte er planen?", fragte ich nachdenklich. Wollte er alle auf einmal töten? Oder nacheinander? Wie sonst sollte seine Rache aussehen? Mein Hirn ratterte. Gedankenverloren griff ich nach dem Telefon.
    "Was machst du da?"
    "Vanessa. Wir brauchen Vanessa." Entschlossen wählte ich ihre Nummer.
    "Ist das… sicher?"
    "Haben wir eine Wahl? Wenn es da weitergeht, wo es vor vierzig Jahren aufgehört hat, ist halb Parkerville zum Jahresende entweder tot oder… mutiert."
    "Vanessa hier", hörte ich da auch schon ihre vertraute Stimme in meinem Ohr.
    Ich atmete tief durch, dann sagte ich: "Es ist soweit, komm bitte sofort zu unserem Haus."
     
    Vanessa konnte nicht aufhören, ihn anzustarren.
    Xander fühlte sich äußerst unwohl unter ihren Blicken, doch ich hatte andere Sorgen. Sam ging nicht an sein Handy. Wahrscheinlich war er wieder einmal auf irgendeinem der Felder unterwegs und hatte keinen Empfang. Unruhig drückte ich die Wahlwiederholung.
    Bald würde es dämmern, und ich hatte keine Ahnung, was dann passieren würde.
    "Wie lautet der Plan?" Vanessa ließ Xander nicht aus den Augen.
    Ich hatte ihn eigentlich immer für einen ziemlich coolen Typen gehalten. Doch nun hockte er da, ein Häuflein Unglück mit angesengten Haaren und schmutzigen Klamotten und sah eher aus, wie ein kleines Kind und nicht wie der große Basketball-Star, als den ihn die Stadt immer gefeiert hatte.
    Sam würde wissen, was wir zu tun hatten. Sam war ein Macher, er hatte immer einen Plan.
    Als das Telefon klingelte, fuhr ich erschrocken zusammen.
    "Ah, Lily, du bist Zuhause, wie gut. Hör mal, ich bleibe heute etwas länger bei Dotti. Sie fühlt sich nicht wohl. Ich habe Jacks Mutter gebeten, Cal über

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