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Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine

Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine

Titel: Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Jones
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hatten.
    »Er ist, äh, krank geworden«, trompetete Henry lauthals mit Seitenblick zu den talargewandeten Gorse-Glade-Lehrern. »Der Arme. Hatte schreckliche Bauchschmerzen nach dem Abendessen. Es gab Pilze.«
    Oh Gott, dachte Elvi. Zeb hatte sich Salmonellen eingefangen oder Beriberi oder irgendetwas ähnlich Scheußliches und würde sterben müssen.
    Dann müsste sie auch sterben. Ohne ihn könnte sie nicht weiterleben.
    Es war genau wie in Romeo und Julia. Liebe unter schlechtem Stern.
    Sie würde auch giftige Pilze essen müssen. Eigentlich konnte sie Pilze nicht ausstehen. Aber das spielte wohl keine Rolle.
    »Schön weiterreden«, flüsterte Henry. »Immer schön lächeln, und halte dich hinter dieser Gruppe von Jungen da drüben.« Und lauter sagte er: »Ja, der arme Zeb. Es kam ganz plötzlich. Wirklich völlig unvorhergesehen.«
    Total verwirrt und unfähig zu lächeln nahm Elvi nur undeutlich wahr, wie die sozial ehrgeizigsten Elftklässlerinnen Shellie und Bex quasi mit heraushängenden Zungen danach hechelten, die erste Leitersprosse im Dating mit Gorse-Glade-Schülern zu erklimmen, indem sie zu allem, was einer der Jungs dieser Gruppe sagte, begeistert aufquietschten. Und wie Kate in ein ernstes und vermutlich hochgeistiges Gespräch mit dem pickligen Getränkekellner vertieft war. Sophie konnte sie nicht sehen. Es kümmerte sie nicht.
    »Aber … aber … ist er …?«
    »Wie? Ach ja, absolut! Keine Chance! Fiel um wie ein … wie ein … ein Stein!«
    Oh Gott, dachte Elvi. »Ist er bewusstlos?«
    »Wie? Ach ja. Total. Im Grunde ist es sogar noch schlimmer.«
    Elvi wusste, sie würde gleich ohnmächtig werden. Sie umklammerte Henrys Arm.
    »Autsch! Hier durch.« Henry hielt ihr eine Tür auf. »Nicht zurückschauen. Ich glaube, es hat uns keiner beobachtet. Diesen Teil des Gebäudes darf man nicht betreten, aber unter den gegebenen Umständen … äh …«
    War Zeb bereits gestorben? War Henry im Begriff, sie zu seinem Leichnam zu führen? Gorse Glade, nahm sie an, hatte sicher eine eigene Kapelle. So musste es sein. Zeb war tot! Henry geleitete sie zu ihrem endgültigen Lebewohl!
    Elvi wimmerte. Sie erinnerte sich noch lebhaft daran, wie sie nach dem Tod ihres geliebten Opas mit ihren Eltern zum Bestattungsinstitut der Motions in Hazy Hassocks gegangen war und voller Grauen in den Sarg geblickt hatte, an dessen beiden Enden Kerzen standen, während es übelkeitserregend süßlich nach Lufterfrischer roch und im Hintergrund Musik spielte. Und wie sie entsetzt vor seinem ungewohnt wächsernen Gesicht zurückgeschreckt war, auf dem man ein finsteres Grinsen sah und viel zu viel Lippenstift und Rouge.
    Zeb war tot …
    »Da wären wir«, sagte Henry, nachdem sie durch ein Labyrinth makellos sauberer holzgetäfelter Korridore gelaufen und am oberen Absatz einer auf Hochglanz polierten Treppe angekommen waren. Er deutete auf eine massive Eichentür. »Rein mit dir.«
    »Begleitest du mich nicht?«, flüsterte Elvi.
    »Äh, nein. Gehört nicht zu meiner Rolle«, wieherte Henry nervös. »In knapp zwei Stunden komme ich wieder und hole dich ab.«
    »Zwei Stunden?« Elvi schluckte. »Ich kann doch nicht knapp zwei Stunden da drin bleiben. Ganz alleine.«
    Henry warf ihr einen seltsamen Blick zu und drückte die Tür auf.
    Mit angehaltenem Atem und in dem Wissen, dass dies der schlimmste Augenblick ihres ganzen Lebens war, trat Elvi ein.
    Mit einem Knall schlug die Tür hinter ihr zu.
    Der kleine eichengetäfelte Raum war warm und wurde von einer einzelnen kleinen goldbeschirmten Lampe sanft beleuchtet, im Hintergrund lief leise Reggaemusik. Keine Blumen, keine Kerzen, kein Sarg.
    »Hi!« Sehr lebendig, umwerfend schön und splitternackt grinste Zeb ihr aus seinem Bett entgegen. »Ich dachte schon, du würdest nie hier ankommen.«
    Elvi brach in Tränen aus.
    »Oh, Mist«, stöhnte Zeb und sprang ohne jedes Anzeichen von Verlegenheit aus dem Bett. »Ich wusste, du würdest das nicht wollen. Ich habe noch zu Henry gesagt, das geht zu schnell und zu weit. Wein doch nicht, Elvi, bitte wein doch nicht. Wir müssen überhaupt nichts machen, was du nicht willst.«
    Elvi trocknete schniefend ihre Tränen und starrte ihn verblüfft an.
    Er schlang seine dünnen Arme um sie und zog sie an sich. »Nie im Leben wäre ich in der Lage gewesen, mich in die Aula zu stellen und im Kreis aller anderen Smalltalk zu machen, während ich eigentlich nichts anderes wollte, als … Aber das war egoistisch von mir. Es tut mir

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