Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
ruhten.
Während Cleo die Sachen bei Lieferung auf ihrem Klemmbrett abhakte, hatte sie erfreut festgestellt, dass ihre organisatorischen Fähigkeiten sich bewährt hatten. Es gab keine Speise doppelt, jeder hatte genau das gebracht, was verabredet war, und es sah alles ganz wunderbar aus.
Und ihr eigener Beitrag zur Party, gut drei Dutzend Flaschen Wein, war in den eiskalten verschwiegenen und dunklen Räumlichkeiten des Pashley-Royleschen Weinkellers verstaut. Fast hätte es sie überfordert, so viele Flaschen in den Keller hinabzutransportieren, doch als sie gerade um Hilfe rufen wollte, hatte sie einen altertümlichen Lastenaufzug entdeckt – offenbar dazu gedacht, in den guten alten Zeiten Ballonflaschen mit Met in die Speiseräume von Lovelady Hall hinaufzubefördern –, und unter reichlichem Gequietsche und aufwirbelnden Staubwolken waren die verschiedenen Sorten von Mad Mollys Gebräu außer Sichtweite entschwunden.
So war der Wein – noch immer nicht richtig verkostet, doch von herrlichem Aussehen und eindeutig trinkbar – sicher vor Ort. Wie auch Mary Benwells Ziegenkäse und Geoff Glass’ Apfelkuchen und die Biskuitrollen der Phlopps und praktisch alle anderen hausgemachten Party-Leckerbissen, die man sich nur wünschen konnte. Und manche, dachte sie, die man wohl lieber nicht essen mochte …
Rodders hatte unförmige Schweinefleischpasteten gebracht, und Wilf und Maudie, mit dem nebenher galoppierenden Jerome, hatten eine Art dickflüssige Erbsensuppe mit Schinken fabriziert, von der sie versicherten, sie wäre kalt gegessen »recht schmackhaft«. Salome hatte süße Schnittchen geliefert – was Cleo sehr passend fand –, und Mrs Hancock hatte als Dessert eine Cremespeise gebracht, die mit bunten Zuckerstreuseln sowie schrecklich vielen Katzenhaaren bestreut war.
Doch im Großen und Ganzen, Cleo ließ nickend noch einmal den Blick über den Hof schweifen, glaubte sie wirklich, war alles bestens.
Außer was Dylan betraf.
Ärgerlicherweise war Dylan die ganze Woche über nicht in Lovelady Hall gewesen. Sie wusste von Mimi, dass er am Montag in den »hohen Norden« hatte fahren müssen, um einem Erstliga-Fußballer einen Ferrari zu liefern. Aber brauchte man dafür wirklich so lange? Wohl kaum. Seit Donnerstag war Cleo überzeugt, dass Dylan in die französisch manikürten Klauen irgendeiner sitzen gelassenen Fußballerbraut geraten war und sie ihn wohl erst wieder zu sehen bekäme, wenn er auf den Promi-Seiten irgendeines Hochglanzmagazins auftauchte.
»Ich hoffe, er denkt daran, rechtzeitig zum Erntefest zurückzukommen«, hatte Mimi geistesabwesend gesagt. »Ohne ihn wäre es nicht dasselbe.«
Das konnte man wohl sagen, dachte Cleo niedergeschlagen.
Und auf welche Art kam er von seinen Reisen eigentlich wieder nach Hause? Fuhr er mit den Übergangsnummernschildern in der Hand von Autobahnzufahrten aus per Anhalter? Derlei Erscheinungen hatte Cleo schon öfters gesehen und sich immer gewundert, was da los war. Oder nahm er auf dem Rückweg einfach einen Zug nach Reading und wartete dort auf den Regionalbus nach Lovers Knot? Irgendwie konnte Cleo sich Dylan in einem Bus zwischen Belly und Flip und ihresgleichen nicht so recht vorstellen. Vielleicht stellte ihm Mortimer als Arbeitgeber ja für die Rückreise auch ein Taxi zur Verfügung? Oder vielleicht, und sehr viel wahrscheinlicher, fuhr ihn eine der Frauen, mit denen er sich in Verlängerung seiner Geschäftsreisen zu vergnügen pflegte, als Dankeschön jedes Mal sicher nach Berkshire zurück?
Das war alles ein wenig rätselhaft, und vielleicht würde sie ihn danach fragen, wenn sie ihn wiedersähe. Falls sie ihn wiedersähe. Falls er nicht diesmal endgültig sein Lager bei irgendeiner Georgina oder Aphrodite aufgeschlagen hätte, die gerade von einer Auffrischung ihrer Sonnenbräune in Tobago oder einer Zehennagel-Wachsbehandlung in Monaco zurückgekehrt war.
Wie auch immer, dachte Cleo nun, als sie die Schachteln mit Papptellern und Kunststoffbesteck und Styroporbechern abzählte, Dylan hatte bei der abgebrochenen Weinprobe doch recht eindeutig zu verstehen gegeben, dass er an ihr nicht näher interessiert war als an einer guten Freundin. Deutlicher hätte er es kaum buchstabieren können. Bei der Erinnerung daran stieg ihr die Schamesröte ins Gesicht. Sie hatte ihn in den Wohnwagen eingeladen, und er hatte ihr prompt einen Korb gegeben. Weil er eine wichtigere Verabredung hatte.
Ach je …
Nun, diesen Fehler würde sie nicht ein
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