Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
und was ist mit dir, Liebster?«
»Ich geh nicht«, brummte Ron Reynolds von seinem Fernsehsessel aus. »Lass mich doch nicht verarschen.«
Elvi, die den ganzen Tag lang unruhig auf und ab gehüpft war, funkelte ihren Vater zornig an. »Dad! Das sagst du immer! Und dann gehst du doch hin!«
»Ach ja?« Rons Blick wurde weich. »Na, mal sehen. Vielleicht ist es dieses Jahr ja anders.«
Garantiert, dachte Elvi und drückte ihr Mobiltelefon an die Brust. Zeb und sie hatten in den vergangenen zehn Stunden die Minuten gezählt. Mindestens hundert Mal hatten sie verabredet und bestätigt und nochmal bestätigt, wann, wie und wo sie sich treffen wollten. Sogar ihre Mum hatte schon Bemerkungen darüber gemacht, wie viele SMS-Nachrichten Elvi bekam.
Nicht einmal mehr eine Stunde! In weniger als einer Stunde würde sie ihn sehen! Falls sie bis dahin noch überlebte …
»Ah, Cleo ist gerade aufgebrochen.« Amy spähte aus dem Wohnzimmerfenster. »Sie sieht wirklich hübsch aus. Enge Jeans und ein tolles türkisfarbenes Top, echtes Ausgeh-Make-up und glänzendes Walle-Haar wie aus der Shampoowerbung. So wie sie aussieht, wird sie heute Abend in Lovelady so einigen den Kopf verdrehen.«
»Cleo sieht immer hübsch aus«, sagte Elvi.
Amy blies die Luft aus den Backen. »Als sie heute kurz nach dem Mittagessen nach Hause kam, hat sie reichlich zerknittert ausgesehen, von daher muss sie ja ewig gebraucht haben, um sich für heute Abend zurechtzumachen. Sie hatte den ganzen Nachmittag lang die Vorhänge zugezogen, wenn ihr versteht, was ich meine.«
»Sei du nicht immer so neugierig«, sagte Ron lachend. »Das arme Mädchen arbeitet sich in Lovelady die Hacken ab. Sie ist heute Morgen schon weg, bevor es richtig hell war. Ich bin beim Zeitungholen an ihr vorbeigegangen. Wahrscheinlich hat sie noch ein bisschen dringend nötiges Matratzenhorchen nachgeholt, bevor die verdammten Pashley-Royles heute Abend den letzten Tropfen Lebensblut aus ihr herausquetschen.«
»Ich hab mich nur gefragt, ob sie nicht vielleicht Besuch hatte.« Amy trat vom Fenster zurück. »Du weißt schon …«
»Kein Grund, so krass geheimnisvoll zu tun«, sagte Elvi grinsend. »Ich bin kein Kind mehr, weißt du. Komm schon, Mum, spuck’s aus – obwohl ich zufällig weiß, dass Cleo ein sehr zufriedenes Singledasein führt.«
»Ach ja, Fräulein Neunmalklug? Nun, dann lass dir mal was verklickern. Ich weiß zufällig, dass Cleo sich ziemlich regelmäßig mit jemandem trifft. Ich krieg hier so gut wie alles mit, weißt du. Mir entgeht kaum was.«
»Weiber!«, schnaubte Ron Reynolds, hievte sich aus dem Sessel und verließ das Wohnzimmer.
»Wo gehst du hin?«, rief Amy.
»Unter die Dusche – aber das heißt noch lange nicht, dass ich heute Abend mitkomme. Mich wirst du nicht dabei erwischen, dass ich vor diesen verwöhnten Speckmaden Dankbarkeit heuchle wie das restliche Volk. Ich fühl mich nur ein bisschen verschwitzt. Brauch eine kleine Erfrischung.«
»Na also!« Amy strahlte zu Elvi hinüber. »Er geht doch hin. Ich wusste es ja. Weiß Gott warum wir jedes Mal immer erst dieses Theater haben müssen … Er ist schon ganz scharf auf meine eingelegten Soleier – nichts da, hab ich gesagt, die werden erst heute Abend in Lovelady Hall aufgemacht … Wovon sprach ich gerade? Ach ja, über Cleos geheimen Liebhaber.«
»Sie hat keinen Liebhaber, weder geheim noch sonst wie.«
»Ach nein? Und warum hat Dylan Maguire sie in den letzten Wochen dann immer wieder besucht?«
Dylan Maguire!
Elvi schluckte. Unmöglich. Das hätte Cleo doch gesagt, oder? Vor allem, nachdem sie ihr alles über Zeb erzählt hatte?
»Da bringst du was durcheinander, Mum. Als Olive da wohnte, hat Dylan öfter mal nebenan reingeschaut, aber jetzt doch nicht mehr.«
»Doch, jetzt.« Amy nickte. »Letzten Samstag, und in der Woche davor, und irgendwann auch in der Woche davor. Und er kommt entweder ohne sein Auto oder er lässt es auf dem Parkplatz vor dem Eingang stehen, von daher schätze ich mal, es soll wohl niemand wissen, dass er hier ist. Was soll das denn anderes sein, als eine Liebesaffäre im Verbogenen?«
»Verborgenen.«
»Mein ich ja.«
Elvi atmete langsam aus. Cleo war ihre Freundin. Ihre Vertraute. Wenn sie sich mit Dylan Maguire traf, warum zum Teufel hatte Cleo das nicht erwähnt?
Aha! Und sie hatte Cleo alles anvertraut, nicht wahr? Und Dylan Maguire war praktisch Zebs Bruder! Aha, das zeigte ja nur mal wieder, dass man echt keinem vertrauen
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