Mondscheinzauber - Jones, C: Mondscheinzauber - Moonshine
Soll ich welche für dich beiseiteschaffen?«
»Sicher nicht! Rodders hat sie gemacht. Sie sehen, öhm, wenig ansprechend aus.«
»Kann ich mir vorstellen. Und wie riechen sie?«
»Wie zu erwarten war.«
Dylan lachte und entkorkte in Lichtgeschwindigkeit die Flaschen. »Ach, ich liebe dieses Dorf. Es gibt auf Erden kein vergleichbares. So – haben wir nun alle Flaschen geöffnet?«
Cleo nickte. »Und du kannst mir nicht helfen. Ich soll die Weinkellnerin machen. Solo.«
»Und ich sage immer, zu zweit geht alles besser.« Dylan grinste sie an. »Wir geben jedem fürs Erste nur einen kleinen Schluck und sehen mal, wie weit es reicht. Du fängst am Torbogen an, ich nehme die Seite beim Bratspieß, und wir treffen uns dann in der Mitte. Was eigentlich ein recht gutes Bild für unsere Beziehung ist, findest du nicht?«
Cleo bedachte ihn mit einem, wie sie hoffte, herablassenden Blick, schnappte sich zwei Flaschen Wein und trat ihre Runde an.
Darauf erpicht, so viel Essen und Trinken wie möglich auf anderer Leute Kosten einzuheimsen, hielten die Dorfbewohner wie folgsame Kinder ihre Becher hin. Cleo kannte die meisten, und soweit sie sehen konnte, fehlte einzig die Familie Reynolds. Sie hoffte, dass Ron wegen dem Besuch des Erntefests kein Theater gemacht hatte. Es würde Elvi das Herz brechen, wenn sie nicht kommen könnte, weil Ron sich wieder mal als Diktator von Lovers Knot aufspielte.
Als Cleo die Brillante Gala-Zwetschge in die ersten Becher füllte, beobachtete sie stolz das herrliche Gluckern des kristallklaren roten Weins. Ganz wie es sein sollte.
Magie!
Dylan und sie kehrten immer wieder zurück, um weitere Flaschen zu holen, und schafften es, jedem mindestens einen halben Becher voll Zwetschgenwein einzuschenken.
Mortimer wippte mit dem Mikrofon in der Hand auf und ab, stellte die Musik aus und klatschte gebieterisch in die Hände. »Nun, meine Damen und Herren aus Lovers Knot! Bevor ihr euch bis zur Besinnungslosigkeit betrinkt, möchte ich nur kurz sagen, dass Mimi und ich – mit Familie – uns freuen, euch alle zu einem weiteren gelungenen Erntefest in Lovelady Hall willkommen zu heißen. Wir bedienen euch ganz nach Wunsch – also esst, trinkt und lasst uns alle fröhlich sein!«
Mimi übernahm das Mikrofon von ihrem Gatten. »Dem möchte ich nur noch eine Kleinigkeit hinzufügen, denn Ehre, wem Ehre gebührt: ein öffentliches Dankeschön an Cleo Moon. Ohne sie wäre das diesjährige Erntefest weitaus magerer ausgefallen. Sie hat unermüdlich gearbeitet, damit der heutige Abend ein Erfolg wird.« Mimi bedachte Cleo mit einem strahlenden Lächeln. »Also, herzlichen Dank, meine Liebe.«
Cleo, vor Verlegenheit ganz rot, lächelte zurück. Ach du lieber Gott …
Alles klatschte und johlte – Dylan lauter als alle anderen – und hob den Becher.
Ganz kurz erspähte Cleo durch die aromatischen Rauchwolken des Bratenspießes dann doch noch die Reynolds – Ron, Amy und ihre beiden Jungs –, die bei Mrs Hancock und Salome auf den Heuballen saßen. Puh – das war also in Ordnung … Sie kniff erneut die Augen zusammen. Ach, aber von Elvi keine Spur …
»Drei – zwei – eins …« Dylan reichte ihr einen Becher mit Brillanter Gala-Zwetschge. »Auf uns … Ach, hör mal – wie überaus passend.«
Irgendwer hatte UB40 mit »Red, Red Wine« aufgelegt. Die Becher schwenkend sang die Menge aus Lovers Knot den Refrain mit.
»Cheers!« Cleo lächelte und nahm den ersten Schluck ihres höchst persönlichen Zwetschgenweins.
Er war ganz vorzüglich. Köstlich. Himmlisch. Vollmundig, fruchtig, körperreich, reiner Nektar. Sie schmeckte, wie die warme Sommersonne in den herbstlichen Zwetschgen zu Süße geworden war und genoss die herrliche Säure der wilden Frucht auf ihrer Zunge wie auch das kristallklare Funkeln des reinen Wassers aus Lovers Cascade.
Cleo schluckte und genoss das Aroma.
Ach, aber der Wein war … stark! Wirklich sehr stark …
Hinterher wusste sie nicht mehr genau, was geschehen war. Oder wie. Oder wann. Alles wirbelte durcheinander: die Musik, die lärmende Menge, die bunten Lichter. Alle Bilder verschwammen miteinander wie bei einem sich drehenden, lauten, kunterbunten Kaleidoskop.
»Was zum Teufel?«, hallte Dylans Stimme von weit, weit her. »Cleo? Dieses Zeug ist der reine Nektar, aber was geht hier vor? Ich hatte nur einen Tropfen davon und … Liegt es an mir – oder …?«
»Es liegt nicht an dir«, sagte sie matt und sah sprachlos vor Erstaunen, wie alle
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