Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
Vom Netzwerk:
sie
schon aufhalten?
    Nur Thijs hatte sie
beobachtet und beobachten lassen, doch nun, da er nicht mehr hier unten war,
würde sich niemand mehr darum kümmern. Sie war ja nur ein Mädchen, mehr nicht.
    Kein Krieg, kein Blut,
kein Tod. All dem würde sie entfliehen und Thijs wusste es nicht.
    Sie riss die Flügeltüren
auf und stolperte in den fackelerleuchteten Gang – und wurde von einer straken
Hand herumgerissen. Mit großen Augen schaute sie Erl ins breite Gesicht.
    „Glaub ja nicht, dass du
einfach so fliehen kannst, Mädchen.“ Er leckte sich über die Lippen und ähnelte
mehr denn je einem viel zu fetten Frosch. „Thijs hat mir befohlen, dich im Auge
zu behalten. Ich weiß zwar nicht, was er an dir findet, denn eine gute
Kämpferin bist du beileibe nicht, doch ich befolge seinen Auftrag. Und wenn du
noch einmal versuchst zu fliehen, dann muss ich dich wohl oder übel in die
Kerker der Dunkelmondburg stecken, denn auch das sagte mir Thijs. Ich soll kein
Erbarmen kennen, wenn du nicht gehorchst.“
    „Ich … ich wollte nur
ein wenig Luft schnappen.“ Svija wusste natürlich, wie erbärmlich ihre Lüge
war, doch es war immer noch besser als gar nichts zu sagen.
    „Ich wollte noch einmal
Mondlicht trinken, Ihr wisst schon, ansonsten bin ich nicht stark genug.“
    Erl verdrehte die Augen,
seine Hand rutschte von ihrem Arm fort. „Wenn das so ist“ er lachte leise und
wischte sich das fettige Haar aus dem Gesicht „wird mir nichts anderes übrig
bleiben, als dich zu begleiten. Es wäre ja kaum zu verantworten, wenn einem
Talent wie dir die Stärke fehlte.“
    Gemeinsam gingen sie
weiter, kletterten durch die Luke, in den Wald hinein.
    „Wie willst du Mondlicht
trinken, wenn es noch nicht dunkel ist?“, spottete Erl und kam ihr keuchend
hinterher. Der Schnee war tief, er musste große Schritte machen, um überhaupt
vorwärts zu kommen, während Svija einfach darüber hinweg flog.
      „Noch ein Schritt und ich schieße dir ins
Bein.“ Erl stand mit gespanntem Bogen hinter ihr, der Pfeil an der Sehne
zitterte leicht. „Trink dein Mondlicht und wir gehen wieder zurück,
verstanden?“
    Das vereiste Gras
kitzelte ihr im Gesicht, Schnee rutschte ihr unter den Mantelkragen, doch all
das merkte sie nicht. Sie flog endlich wieder und das tat gut, trotz allem.
    Sie hörte Erl unter sich
murren, seine Krötenstimme zerstörte ihre Glückseligkeit inmitten dem zittrig
wogenden Gras.
    „Du musst dich beeilen!
Das Kriegshorn, Thijs ruft uns bald mit dem Kriegshorn!“ Sie schaute zu Erl
hinab. Sein Gesicht leuchtete rot im Schein der ersten Irrlichter.
    „Er ist gerade vorhin
erst gegangen“, erwiderte Svija entnervt und schloss demonstrativ die Augen.
Wie sie es satt hatte! Sie vermisste den Sommerwald, hier, jetzt, wo sie
alleine war, spürte sie es mehr denn je.
    „Das sollte doch nur
symbolisch sein. Er geht voraus, er ruft zum Krieg, er stürzt sich als Erster
ins Getümmel … nicht mehr lange, das weiß ich, und wir hören das Kriegshorn.“
    Seine Stimme überschlug
sich vor Vorfreude und erst jetzt, da Erl es ihr unmöglich machte, alles um
sich herum zu vergessen, kam die Angst wieder zurück. Svija hatte bisher immer
nur über Krieg gelesen, in den vielen Büchern auf dem Dachboden zuhause, sie
hatte von starken Kriegern und großen Helden gelesen, aber nie von Mädchen. Wie
sollte sie überleben zwischen den viel zu vielen Schwertern, wie sollte sie
sich unbemerkt davonstehlen in dem Meer aus Augen?
    Sie musste sich
davonschleichen, wenn es irgendwie ging, und Amber und Gwaedja in den Kerkern
finden. Es ging um Leben und Tod, das wusste sie, alles hing an ihr. Amber
hatte sie allein gelassen, weil sie wie so oft den Mund nicht hatte halten
können und nun hatte sie es doppelt schwer.
    „Svija, komm herunter!“
    Sie schlug die Augen auf
und schaute hinab. Dort, nur ein paar Schritte neben Erl, stand Linus und
schaute zu ihr empor.
    Erl begutachtete ihn mit
hervorquellenden Augen, seine Hand glitt zu seinem Schwert hinunter.
    „Er ist kein Feind, er …
gehört zu den Weißen.“ Svija flog sachte hinab und blieb wackelnd über dem
Schnee stehen. „Wie hast du mich gefunden?“
    „Ich hab gesehen, wie du
die Höhle verlassen hast und bin dir gefolgt. Die alte Frau an der Leiter hätte
mich fast nicht hoch gelassen.“ Er hatte den Kopf gesenkt, sah ihr kein
einziges Mal in die Augen. „Du ziehst doch nicht etwa in den Krieg?“
    Svija musste nichts
sagen, damit Linus die Wahrheit kannte. Sie

Weitere Kostenlose Bücher