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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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hätte so viel erzählen können, von
Amber, die in den Kerkern neben Gwaedja saß und Svija im Stich gelassen hatte,
vom nahenden Krieg, aber stattdessen sah sie Linus nur an.
      „Du bist ein Mädchen!“ Mehr sagte Linus nicht.
Sah sie nur an und trat einen Schritt zurück.
    „Wenn ihr den Tunnel
durchbrechen solltet … wartest du auf mich?“ Svija fiel es schwer zu lächeln.
„Wenn es hell wird und ich immer noch nicht da bin, kannst du gehen. Ich würde
nur so gern … du weißt schon, die Magier … der Sommerwald …“ Wenn sie es laut
aussprach, kam sie sich unerhört dämlich vor, furchtbar engstirnig. Sie klang
wie ein kleines Mädchen, das keines sein wollte.
    „Glinx sagte, wir werden
es heute Nacht noch schaffen …“ Linus sprach nur langsam, er sah dabei auf
seine Stiefel hinab und hob nicht den Blick. „Ich will nicht, dass du gehst.“
    Svija schaute ihn
traurig an. „Ich auch nicht. Ich wollte das alles nicht.“
    „Das reicht.“ Erl
durchpflügte schnaubend den Schnee und zerrte Svija zu sich herum. „Wir müssen
gehen, Thijs wird uns rufen, jeden Moment, wenn wir …“
    Erl wurde von einem
lauten Geräusch unterbrochen. Das Kriegshorn.
    Das Kriegshorn war
erklungen.
                                                  

 
    Unsanft zog Erl sie
voran.
    Das Horn jaulte zum
zweiten Mal, hörte sich klagend an, als wüsste es, was heute Nacht geschehen
würde. Es wurde bereits dunkel, immer mehr Irrlichter tanzten zwischen den
Gräsern.
    So schnell es ging
kletterte Svija die Leiter hinunter, wusste gar nicht, warum sie sich so sehr
beeilte. Sie wollte einfach weiter, die Angst trieb sie voran, es war die Angst

    Unna klammerte sich an
sie und redete vom Krieg, Svija schüttelte sie von sich und eilte weiter, Linus
war an ihrer Seite.
    „Geh nicht! Versteck
dich, du musst nicht in den Krieg.“ Es klang, als riefe Linus ihr aus weiter
Ferne zu.
    „Ich muss. Erl hat den
Befehl, mich mit sich zu nehmen.“
    Erl überholte sie und
wollte sie weiterzerren, doch sie blieb stehen und drehte sich zu Linus um.
    „Bleib hier.“ Die Worte
fühlten sich spröde an auf ihren Lippen. „Du hast kein Schwert und keine Erfahrung.
Warte auf mich im Stollen. Wenn ich bei Tagesanbruch nicht komme, kannst du
gehen.“ Wie schwer es ihr fiel das zu sagen. Sie wollte nicht, dass er
zurückblieb, sie wollte, dass er mit ihr kam, mit hinaus, weil sie nicht allein
sein wollte.
    „Warte auf mich“, sagte
sie noch einmal und lief zusammen mit Erl weiter. Flüchtig schaute sie zu Linus
zurück und sie war froh und traurig zugleich, dass er ihr wirklich nicht
folgte. Ihre Beine wollten sie kaum weitertragen, sie bebten vor Furcht und
ließen sie fast stolpern. Über ihr wurde der Lärm lauter. Das grollende Pochen
hunderter Füße ertönte, das Klirren von Waffen.
    Sie zwängte sich durch
ein schmales Loch, tastete sich eine Treppe hinauf und taumelte in ein
verdunkeltes Zimmer.  
    Eine Weile stand Erl
stumm neben ihr, blickte zur geöffneten Tür, hinter der die Krieger die Gassen hinaufströmten.
Svija hätte die ganze Nacht hier stehen können, doch sie wusste, dass sie das
nicht durfte. Amber und Gwaedja warteten auf sie.
    „Lass uns gehen“,
krächzte Erl. Ungeschickt zog Svija das Schwert aus der Scheide und zusammen
rannten sie auf die Straße hinaus, ins Kriegsgetümmel.

 
 
     

 
    LINUS
    und die Feinde im Stollen

 
    Es war still, die
Kampfgeräusche klangen seltsam fern, als gehörten sie gar nicht hierher, als
kämen sie aus einer anderen Welt. Linus war allein.
    Hätte er nur eine Waffe,
hätte er etwas zum Kämpfen, ein Schwert nur, ein Dolch, dann könnte er mit
hinaus, zusammen mit Svija.
    „Pst!“ Ein Geräusch,
dicht hinter Linus. Er wirbelte herum und schaute einem hageren Jungen
entgegen. „Traust du dich auch nicht?“, flüsterte er. „Willst du auch nicht
hinaus?“ Er trug einen weißen Mantel, hob zitternd ein Schwert in der Hand. Eine
spitznasige Maske lag ihm zu Füßen.
    Linus starrte zum
Schwert hinüber, das so unnütz in den Händen des Jungen aussah. Linus müsste es
nur nehmen, könnte Svija hinterher und mit ihr in den Krieg ziehen.
    „Ich will nicht hinaus.
Ich kann nicht.“ Der Junge ließ das Schwert fallen und wich von der Waffe
zurück. „Ich kann doch gar nicht kämpfen.“
    Linus kam heran, hob die
Waffe vom Boden auf und sah es sich an, während er es in den Händen hielt. Er
musste nur hinterher, durch

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