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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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umtoste sie wie
rauschendes Wasser, zahnlose Halunken saßen an den Tischen und würfelten,
womöglich verspielten sie gerade Kinder, Frau und Haus und lachten auch noch
darüber. „Willkommen im Zahnlosen Hering!“, schrie Fumo Linus entgegen und
nippte an seinem trüben Bier.
    Wo war Linus nur? Er
wollte wieder fort, so schnell wie möglich.
    „Warum ausgerechnet
hier?“
    „Weil hier das Bier am
billigsten ist.“ Fumo hob seinen Krug und nahm erneut einen kräftigen Schluck.
    Eine der
leichtbekleideten Frauen von vorhin saß auf dem Schoß eines johlenden Mannes
und beugte sich über den Tisch. „Meine kleine Glücksfee!“, donnerte der Mann
und drückte ihr die Würfel in die Hand.  
    „Ich gehe“, raunte
Linus. Er rannte auf die Straße zurück und schnappte nach Luft, als hätte sie
im Zahnlosen Hering gefehlt. Je länger er auf der Fliegenden Burg lebte, desto
lieber wollte er wieder fort.
    „Was ist los?“ Fumo folgte
ihm, die Wirtin rief ihm etwas hinterher.
    „Das … das ist
schrecklich.“ Linus lief weiter und versuchte die Schatten zu übersehen.
    „Das ist das Graue Viertel !“
    „Da gibt es schon so
wenige Mondschwingen und man braucht dringend neue, dringend neue Spione und
Kämpfer und Krieger, und dann sitzen ein paar hundert davon hier herum und tun
nichts anderes, als sich den Verstand wegzusaufen.“
    Fumo boxte Linus in die
Seite. „Sei still, Mann, sonst sind wir bald um ein paar Messer reicher.“
    Mit großen Schritten
verließen sie das Graue Viertel und kehrten in die stilleren Burggassen zurück.
„Hier können wir nichts anderes tun als gucken und uns verstecken“, stänkerte
Fumo, der sehnsüchtig an sein Bier zurückdachte. „Wir haben hier nichts zu
suchen. Alles elitäres Pack hier.“
    „Ich geh in mein Zimmer
zurück. Ich mag die Burg bei Nacht nicht, ich find sie auch nicht besonders
interessant, um ehrlich zu sein.“ Natürlich wusste Linus, dass Fumo ihm
widersprechen würde, aber er wollte einfach nicht mehr hier bleiben, er wollte
schlafen, wollte allein sein.
    „Wenn wir schon hier
sind, dann muss ich dir noch etwas zeigen.“
    Linus sah ihn an. „Aber
doch keine Spelunke, oder?“
    „Zwar nicht ganz so gut,
aber fast.“
    Sie kamen immer weiter
nach außen, der Wind peitschte ihnen kalt entgegen, er pfiff um die Häuserwände
und verlor sich schimpfend in alten Fenstern. Der Schnee kam von allen Seiten
und plötzlich wurde ihnen bewusst, wie kalt es wirklich war, wenn man das Herz
der Burg verließ.
    Irgendwann – in all dem
Schneegestöber verlor Linus allmählich die Orientierung und das Zeitgefühl –
erreichten sich das Ende der Burg. Sie standen an einer hüfthohen Mauer und
sahen hinunter zum Molmsund-See.
    „Was gibt es hier zu
sehen?“ Linus war wütend, denn es war kalt und ungemütlich und er wünschte sich
in sein Zimmer zurück.
    Fumo zeigte hinunter,
auf den See. Wenn man genau hinsah, konnte man Lichter sehen, kleine, helle
Lichter, die sich bewegten, am Ufer, wo Felsen und Wald sie fast verhüllten.
    „Das dort hinten sind
die Schiffe. Über zwanzig, glaube ich. Sie alle segeln morgen nach Skopenvang.“
    Linus beugte sich über
die Mauer. Er hatte bisher noch nicht viel über die anstehende Reise gedacht,
es war zu viel passiert, er hatte kaum Zeit gehabt einmal alleine zu sein. Aber
jetzt machte es ihm Angst, irgendwie. Vielleicht lag es an der Dunkelheit, der
Kälte, aber es fühlte sich nicht gut an.
    „Willst du wirklich
morgen gehen?“ Fumo kratzte sich an der Nase. „Ich glaube, wir könnten Freunde
werden, wenn wir nur genug Zeit haben.“
    Linus schüttelte den
Kopf, ohne es richtig zu merken. „Ich gehe morgen mit. Wenn Toiva es nicht
will, werde ich mich eben irgendwo auf den Schiffen verstecken. Irgendwie werde
ich es schaffen, denke ich.“
    „Du wirst kämpfen müssen“,
entgegnete Fumo lahm. „Oder sogar sterben. Allein schon die Schiffsreise …“
    „Ich habe keine Angst
vorm Krieg“, log Linus und hob den Kopf. Er glaubte sein Herz pochen zu hören,
so laut und schnell schlug es. Er hatte Angst, sogar sehr. Vor all dem, was
geschehen mochte.
    „Es wird der letzte
sein, da bin ich mir sicher.“ Fumo machte ein finsteres Gesicht. „Der
allerletzte.“

 
    SVIJA
    und das Ende eines Sommers

 
    Es war bereits dunkel,
als sie zum ersten Mal eine Pause machten.
    Svija war ganz erschöpft
vom Zuhören, ganz stumm vom stundenlangen Schweigen.
    „Das ist alles so
aufregend“, meinte Amber ehrfürchtig,

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