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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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müssen, sie und alle
anderen. Ich war nicht mutig genug und das ist nicht gut.“
    „Das hat nichts mit Mut
zu tun. Es war viel mutiger, sie zu verschonen … wenn du sie doch liebst.“ Er
sagte es vorsichtig, als könne er sich an seinen Worten verbrennen, aber er
meinte es ernst. Wenn Kastja ihm schon jahrelang nichts von Gwaedja erzählt
hatte, dann sollte er sie immerhin noch ein Weilchen verschonen.
      „Du
wirst mich irgendwann ablösen.“ Kastja lief mit hochgezogenen Schultern voran. „Und
ein besserer König sein, da bin ich mir sicher.“
    Nicht schon wieder das. Er wollte kein
Thronerbe sein, um keinen Preis … eigentlich. Eigentlich … wenn Rubens ehrlich war, reizte ihn die Vorstellung.
Ein König würde er sein, mit Krone und viel Macht.
    „Lass uns schneller laufen“, sagte er und
ging mit großen Schritten an die Spitze.
                                                  

 
    Das erste Tageslicht fiel durch die nackten
Kronen, als sie der Dunkelmondburg näher kamen. Es war so neblig zwischen den
Bäumen und dem mannshohen Gras, dass man kaum weiter als zehn Schritte sehen
konnte. Vielleicht entdeckten sie deshalb nicht die Schatten und die silbernen
Masken, die nicht mehr als glitzernde Punkte im wabernden Grau waren.
    Ein junger Jäger war der erste, der die
Schritte hörte. „Feinde!“, schrie er und in einem Sekundenbruchteil packte Rubens
Kastja und drückte ihn auf den Boden hinunter - einen Moment später steckte ein
Pfeil über ihnen im Baum. Die meisten Jäger blieben stehen und zogen die
Schwerter, schweratmend warteten sie auf ihren unsichtbaren Feind.
    Die weißgekleideten Gestalten kamen von
allen Seiten. Sie trugen eiserne Masken im Gesicht, sahen wie erstarrte
Todfeinde aus, hielten Pfeil und Bogen und waren bereit, jeden Moment zu
schießen. Sie warteten auf einen Befehl … ein großer, hagerer Mann trat hervor,
an den Seiten seiner Maske standen blonde Strähnen ab.
    „Wenn sich nur einer bewegt“, blaffte er
„seid ihr alle durchlöchert und tot. Nur ein Angriff und es ist euer Ende!“
    Die Stimme klang hinter der Maske verzerrt,
aber Rubens erkannte sie dennoch sofort. Es war Thijs, der sich langsam den
Jägern näherte und Ausschau hielt. Sein Blick blieb an Kastja heften, er hob
die Hand und gab ihm einen Wink. „Komm her, hierher, solange du noch kannst.“
    Kastja war überrumpelt. Er schaute sich um,
zu allen Seiten, hoffte auf Hilfe, doch da war niemand, der ihn retten konnte.
Diesmal war er die Beute, das Opfer, das sich in der Falle noch nicht einmal
winden durfte. Er lief langsam auf den weißgekleideten Mann zu, während sich seine
Hand viel zu auffällig zu seinem Schwertknauf hinunter bewegte.
    „Leg dein Schwert in den Schnee und den
Dolch, der in deinem Gürtel steckt!“
    Kastja stand einen Augenblick lang da und
wusste nicht, was er tun sollte. Aber was blieb ihm anderes übrig, als den
Befehl schweigend zu befolgen? Er legte die Waffen vorsichtig in den Schnee und
schaute auf.
    „Komm näher, noch ein paar Schritte!“
    „Was willst du?“, wollte er wissen, während
er sich dem weißen Feind ein kleines bisschen näherte. Seine Stimme klang
zittrig, ohne Schwert und ohne Dolch wirkte er wie ein kleiner Junge, der seine
Schleuder verloren hatte.
    „Deinen Tod, was sonst?“ Der Maskierte
lachte. Rubens erschauerte. So kannte er Thijs nicht; Thijs war nicht
gefühlskalt, erst recht nicht brutal. Das Letzte, was er wollte, war Tod, egal
von wem. Er erinnerte sich an die Worte des jungen Mannes, vor zwei Nächten.
    Ich
plane einen Krieg. Gegen Kastja und den Rest. Bald wird es euch Jäger nicht
mehr geben. Geh jetzt, Rubens, bevor es zu spät ist. Kehre Kastja jetzt den
Rücken zu, bevor du es nicht mehr kannst.
    War er das, der Krieg? Oder war dies nur
ein Anfang?
    Das Grinsen auf Thijs‘ Maske sah hämisch
aus und spöttisch. Langsam zog er einen Dolch aus seinem weißen Mantel.
    „Wer seid Ihr? Ihr und Eure Männer?“ Kastja
ahnte noch immer nicht, wer da vor ihm stand. Er hatte die Stimme seines Sohnes
allzu selten gehört.
    Die weißen Männer lachten, Thijs bewegte
langsam den Kopf. „Deine Todfeinde, Kastja, weil wir dich hassen, mehr als
irgendjemanden sonst.“
    „Wer seid ihr? Aufsässige, die Frieden
wollen?“, spie Kastja hervor, der langsam seine Wut zurückerlangte.      
      Thijs schnalzte mit der Zunge. Der Kreis
hinter ihm öffnete sich und ein weiterer Weißer betrat die

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