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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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Mitte, er zerrte und
zog ein weißes Bündel mit sich, das er dem Anführer geräuschlos übergab.
    Gwaedja sah müde aus, sie hing in Thijs‘
Armen und konnte kaum auf den Beinen stehen. Ihre Augen waren rotumrandet, ihre
Haare unordentlich zu einem Zopf zusammengebunden.
    Kastja sah dem weißen Feind fest in die
Augen. „Was soll das? Wer ist das?“
    Der Weiße lachte, es hörte sich hohl und
blechern an hinter seiner eisernen Maske. „Mach mir nichts vor, Kastja, tu
nicht so, als ob du sie nicht kennen würdest! Du liebst sie, das weiß jeder,
seit gestern Nacht. Du hast mit ihr zwei Kinder … und das“ er beugte sich nach
vorne, seine Stimme senkte er aber nicht „und das, obwohl sie eine Mondschwinge
ist.“
    Kastja drehte sich zu seinen Männern um,
Unsicherheit blitzte in seinen Augen auf. „Glaubt ihm nicht! Er lügt, die Frau
ist eine Hexe, eine einsame Waldhexe, die nichts anderes zu tun hat als
Aufsässige anzuführen!“
    Der Maskierte schlug Kastja kräftig ins
Gesicht. „Rede mit mir und nicht zu deinen Jägern! Wir beide wissen es besser,
nicht wahr? Du liebst sie, so sehr, dass du es kaum übers Herz bringst, sie zu
töten.“
    Kastja fasste sich an die Wange. „Ich
schneide dir gleich deine falsche Zunge heraus!“
    Der weiße Mann seufzte. „Wem willst du hier
etwas vorspielen?“
    „Was wollt ihr von mir? Was habt ihr vor?“
    Der Weiße strich über die Klinge seines
Dolches. „Wir wollen euch Sternenjäger auslöschen, ob es euch gefällt oder
nicht. Und du bist der Erste, der leiden muss.“
    „Dann töte mich, verflucht, und hör mit
deinem hirnlosen Geschwätz auf!“ Kastjas Stimme bebte.
    „Nicht so schnell, nicht so schnell!“ Thijs
neigte den Kopf. „Willst du sterben?“
    Kastja sah Gwaedja an, ihre weißen Haare
strichen ihr übers Gesicht, als wären sie Kastjas Finger, ganz langsam und
behutsam.
    „Willst du sterben?“, fragte der Weiße nun
lauter.
    Kastja schüttelte kaum merklich den Kopf.
    Thijs lachte wieder. Seine Schultern zuckten.
„Das habe ich befürchtet“, sagte er. „Und willst du, dass Gwaedja stirbt?“
    Kastja schnaubte. „Das ist mir gleich.“
    Der Weiße hob ihr seinen Dolch an die
Kehle, Blut rann ihr am Hals hinab, Gwaedja kniff die Augen zusammen. Sie sah
Kastja dabei an und schüttelte den Kopf.
    „Willst du, dass sie stirbt?“, fragte er
noch einmal.
    Kastja bewegte sich nicht, nur die
Atemwölkchen verrieten, dass er noch ein bisschen lebte. „Nein“, flüsterte er,
die meisten Jäger konnten ihn nicht hören.
    „Entschuldige, ich versteh dich nicht“,
meinte Thijs und hielt die Hand ans Ohr.
    „Nein!“, verkündete Kastja laut, die Blicke
hinter seinem Rücken erstachen ihn.
    „Komisch, genau das hab ich befürchtet.
Dabei sagtest du doch, dass sie eine Hexe ist, wenn ich mich recht dran
erinnern kann …“ Thijs drehte sich um, die weißen Männer lachten leise. „Nun,
für eines aber musst du dich entscheiden, Kastja, das ist es ja. Einer von euch
beiden muss sterben. Der dunkle Lord oder die Hexe. Ein makabres Spiel, nicht
wahr?“
    „Was hab ich Euch getan? Warum macht Ihr
das?“
    „Weil du bist, wer du bist …“, flüsterte
Thijs.
    Rubens beobachtete die Unterhaltung ohne
sich einmal zu regen. Weil du bist, wie du bist – das hatte Kastja einmal zu
seinem Sohn gesagt, als er ihn gefragt hatte, warum er denn nicht mit ihm
sprach. Es war nur wenige Tage nach der Hinrichtung auf dem Platz der
Gebrochenen Flügel gewesen, auf dem Thijs es nicht fertig gebracht hatte eine
Mondschwinge anzuspucken.
    Wie kalt und brutal Thijs jetzt wirkte. Er
war bereit seine eigene Mutter zu töten, um seinen Vater zu zerstören. Gwaedja,
das wusste er, war das Einzige in Kastjas Leben, das ihm wirklich etwas
bedeutete.
    „Weil ich bin, wie ich bin.“ Kastja
gackerte. „Natürlich … Ich hätte es wissen müssen.“
    Die Dolchspitze schnellte nach vorn. Blut
tropfte von Kastjas Kinn. Seine Hände hatten sich verkrampft, er schloss die
Augen, doch er bewegte sich nicht.
    „Willst du sterben?“, fragte Thjis zum
dritten Mal.
      „Nein, verdammt noch mal!“ Kastjas Fluch
vertrieb die Stille aus dem nebligen Wald.
    Thjis zog sich langsam die Maske aus dem
Gesicht, er lächelte genüsslich. „Wie konnte es auch anders sein, großer
König?“
    Er wandte sich um und lief mit Gwaedja zum
Kreis zurück. Er drehte sich noch einmal um, musterte seinen Vater, seinen
kleinen, machtlosen Vater.
    „Du wirst Gwaedja in fünf Tagen auf

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