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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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Rücken
zuzukehren.
    „Vielleicht wirst du schon bei deiner
Rückkehr König sein – wenn es schlecht läuft für mich.“ Kastja lachte, es hörte
sich falsch und hölzern an.
    Rubens wusste kaum, was er denken sollte,
aber zum ersten Mal dachte er wirklich an einen Abschied, einen richtigen .
    „Auf Wiedersehen“, sagte er und trat die
Füße in die Flanken seines Pferdes.
    Er bahnte sich durch das blecherne Gewühl,
die Jäger schauten auf, standen aufrecht und folgten ihrem neuen Anführer, dem
Verräter.
    Es war kein besonders prunkvoller Abschied,
doch war die Spannung, die Erwartung und die Hoffnung dennoch in der Luft zu
spüren.
    Es regneten weiße Frostblüten, als Rubens
mit seinem Heer durch das Burgtor ritt. Ein paar Fanfaren hörten sie, wurden vom
kalten Morgenwind zu ihnen hergetragen. Rubens fühlte einen großen, dicken Kloß
im Hals, als er die Dunkelmondburg hinter sich ließ. Ein allerletztes Mal
blickte er sich um, schaute zu den Türmen und den Dächern und den Menschen, die ihnen hinterher schauten. Ob er all das wiedersehen
würde? Irgendwann, nach einer langen Jagd und vielen Toden?
    Er war sich nicht sicher. Er war sich nicht
sicher, ob endgültig der Mensch oder die Mondschwinge in ihm die Oberhand
gewann. Es würde sich entscheiden, auf dieser Reise, das wusste er.
    Die Jagd begann.

 
 

 
 
    LINUS
    und die
Wüter in der Nacht

 
    Linus hatte genug. Von allem, wenn er
ehrlich war. Und besonders von Toiva, dieser Heuchlerin von Königin.
    Er saß am Ufer und schaute den Schiffen
hinterher, die dick und fett über die Wellen krochen. Linus hatte versucht, als
blinder Passagier unter Deck unterzukommen, aber überall waren die Krieger
gewesen, mache hatten zu ihm heruntergeschaut, gefreut hatten sie sich, waren
zwischen den Segeln umher geschwebt und hatten Lieder geträllert.
    Einige waren kaum älter als Linus gewesen
und das machte ihn wütend. Er war selten zornig, aber jetzt war er es. Ihm ging
es nicht um Kriegsspiele und sinnlose Rache, die ihnen allen ohnehin nur den
Tod brachten, ihm ging es um die letzten Worte eines Toten, was auch immer sie
ihm offenbaren sollten.
    Linus
weinte, ob vor Trauer oder echter Wut, das wusste er selbst
nicht genau . Vielleicht war es die Machtlosigkeit, die er spürte, weil
er nicht in der Lage war, etwas gegen die Worte einer Königin auszurichten. Es
waren heiße, bittere Tränen, die ihm auf der Haut brannten. Ätzend waren sie,
wie die Wut in ihm.
    Wie
sollte die Zukunft aussehen? Er wollte kein Spion bei Thabäus sein, er wollte
nicht versauern in den grünen Gässchen der Stadt, zwischen den Adligen und dem
Volk, das man fast nie zu Gesicht bekam. Die Frostburg war ganz anders gewesen,
viel kleiner und so heimelig, vollgestopft mit Dingen, die er liebte.
Erinnerungen, meistens, die er auf der Fliegenden Burg erst gar nicht aufbauen
wollte.
    „Hier
bist du also. Ich hab es mir gedacht.“ Fumo stand hinter den Bäumen und
beobachtete Linus. Er setzte sich neben ihn und schaute auf den spiegelglatten
See.
    „Sei
froh, dass du nicht dabei bist. Es wird in einer Katastrophe enden.“
„Und wenn schon.“ Linus hatte Fumo immer noch nichts von Mortis erzählt, warum
denn auch, wenn er bald ging. „Nur weil sie eine Königin ist …“
    „Sie wird wissen, was sie tut.“ Fumo schnalzte
mit der Zunge. „Oder auch nicht, ich weiß nicht.“
    „Mir ging es um so viel mehr als um Kampf
und Krieg und den ganze Mist.“ Linus konnte die Worte nicht hinunterschlucken,
dafür war er noch zu wütend.
    Fumo fragte nicht weiter. Es war besser so.
    „Du hast geweint. So schlimm?“ Er boxte ihn
in die Seite und schmunzelte. „Hast du dich in die bezaubernde Toiva verliebt?“
    Linus wollte allein sein.
    „Thabäus hat mich vorhin gefunden und mir
die Hölle heiß gemacht, obwohl ich für den Brand gar nichts konnte! Anscheinend
hast du ganze fünf von mehreren tausend Büchern zerstört.“ Er tippte sich an
die Stirn. „Vollkommen verrückt, der Idiot.“
    „Ich möchte allein sein.“
    Fumo sah auf einmal erschreckend ernst aus.
„Ich weißt, was du dann machst. Du wirst gehen. Einfach so. Das haben schon
genug andere wie du gemacht. Sie möchten keine Spione werden, sie mögen nicht
die Burg.“  
    „Darum geht es nicht.“ Ging es eigentlich
schon, ein wenig jedenfalls, aber das war nicht entscheidend.
    „Geh bitte nicht. Es gibt nicht viele in
meinem Alter, weißt du“, stotterte Fumo, er sah verlegen aus. „Wir

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