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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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könnten
Freunde werden, irgendwann.“
    Alle Freunde, die Linus vor kurzem noch
gehabt hatte, waren Menschen gewesen. Nun waren sie seine Feinde. Er hatte
genug von Freunden. „Ich gehe nicht, versprochen. Ich bleib noch ein bisschen
und später komm ich zurück. Ich will nur allein sein, mehr nicht.“ Die Lüge
brannte scharf auf seiner Zunge.
    Fumo stand auf, Linus wagte nicht zu ihm
aufzuschauen.
    „Ich würde dir gerne glauben.“ Er ging
lautlos. Linus bemerkte erst gar nicht, dass er fort war, aber irgendwann sah
er seinen Umriss am Himmel, wie er sich langsam der Burg näherte.
    Er blieb lange sitzen, vielleicht zwei
Stunden oder länger, zumindest schmerzte irgendwann sein Hinterteil, weil der
Stein so hart unter ihm war. Doch er blieb sitzen, denn er wusste nicht, wohin
er gehen sollte, wenn er aufstünde. Er wollte nicht zurück auf die Burg und er
wollte erst recht nicht auf die Frostburg. Erst sehr spät dachte er wieder an
Svija, an Svija und den Sommerwald. Linus war nicht mit ihr gegangen, wegen
Mortis und seinen Worten – und nun plötzlich schien es schrecklich aussichtslos
zu der Insel im Molmsund-See zu gelangen. Die Strecke bis dorthin war viel zu
lang, er bräuchte einige Tage und würde auf dem Weg dorthin entweder von der
Kälte zerfressen werden oder vor Schwäche sterben.  
    Die Schiffe weiter hinten auf dem
dunkelgrauen Wasser waren faustgroß, als Linus zwei Stimmen hörte. Zwei Mädchen
stritten sich miteinander, sie sprachen nicht besonders laut, aber die leisere
davon erkannte er sofort. Svija war zurückkommen.
    „Ich will nur einmal rauffliegen und nach
ihm schauen. Ich kenne das Zimmer, es geht ganz schnell!“
    „Es ist zu gefährlich, das sag ich dir doch
schon die ganze Zeit. Toiva wird dich schnappen, wenn du Pech hast.“
    „Jetzt
sind wir schon hier und haben einen Umweg gemacht, jetzt versuche ich es auch,
so gefährlich es auch sein mag.“
    „Du
kennst den Jungen kaum.“
„Aber ich mag ihn.“
„Ein Wunder, meine ich. Etwas und Jemand, das du auf Anhieb magst.“
„Deinen Spott kannst du dir sparen. Ich flieg jetzt hoch, ob es dir passt oder
nicht.“
    Sie waren nicht weit voneinander entfernt,
Linus sah ihre Schemen zwischen den gepuderten Bäumen. „Ich hätte aber etwas
dagegen“, erwiderte er mit bebender Stimme, vor Freude schlug sein Herz ganz
schnell. „Denn ich bin hier und nicht auf der Burg.“
    Svija
hielt inne. Mit offenem Mund und weitaufgerissen Augen stand sie da.
Linus kam ihr rasch entgegen und umarmte sich stumm. Svijas Hände krallten sich
in seinen Rücken, ehe sie zurück trat und Luft holte. „Wir waren in der Nähe
und …“
    „Wir sind einen viel zu großen Umweg wegen
dir gelaufen, das ist die Wahrheit.“ Auf die Lippen des anderen Mädchens stahl
sich ein Lächeln. „Amber ist mein Name und deiner Linus, das weiß ich schon.“
    Flammende Strähnen hingen Svija im Gesicht.
Sie schaute mit gesenktem Kopf auf, ihre Wangen glühten. „Der Sommerwald ist
abgebrannt, Ambers Mutter wurde entführt … wir wollen sie retten, obwohl es
nicht sehr leicht wird.“ Sie war fast nicht zu verstehen, so sehr stammelte
sie.
    Sie standen beinahe knietief im Schnee. Amber
erzählte alles von vorn, von Svijas Rückkehr, von der Versammlung der
Aufsässigen … ihre Füße wurden kalt, Stück für Stück verwandelten sich ihre
Winterstiefel in Schneeklumpen.
    „Ich weiß selbst nicht, warum wir hier
sind, ob ich dich nur besuchen will oder um dich zu fragen ob du uns begleitest
…“
    Linus brauchte nicht lange, um zu wissen,
was er tun sollte. „Vorhin ist Toiva mit ihren Männern in den Krieg gezogen.
Nach Skopenvang. Weil sie von einem Spion erfahren hat, dass Liv am
Mondverschwinden schuld ist. Sie hat die letzten Magier zu sich geholt und mit
ihnen verbannt sie einen Mond nach dem andern. Bis wir verdursten werden.“ Das
war die Kurzfassung von alldem, was Linus bisher auf der Burg erlebt hatte.
„Ich wollte mit, wegen Mortis und seiner letzten Bitte, aber sie meinte, ich
sei nicht erfahren genug. Zu gefährlich.“
    Die Wut kehrte selbst jetzt wieder zurück.
    „Was hast du jetzt vor?“ Svija klang
beinahe flehend.
    „Ich komme mit. Vielleicht finde ich sogar
einen Weg nach Skopenvang, man kann nie wissen.“ Die Antwort platzte geradezu
aus ihm heraus. Es war richtig so, das spürte er.
    „Dann lasst uns keine Zeit mehr verlieren.
Wir haben sowieso schon viel zu viel davon verloren.“ Amber stapfte voraus und
hob zögerlich vom

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