Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
Vom Netzwerk:
und buschigen Augenbrauen und
dunkelblauen Augen. Hinter ihm waren andere Männer, sie hatten sich um Linus
versammelt und beobachteten ihn stillschweigend.
    Vorsichtig nickte Linus.
    Er sah Felsen hinter den Männern, überall
Felsen. Er war noch immer unter der Erde, nicht mehr im Grab und erst recht
nicht lebendig begraben, und doch …
    „Wo bin ich?“
    Der Augenbrauen-Mann lachte. „Er kann also
schon Fragen stellen, der junge Mann. Ihm muss es besser gehen.“ Er strich sich
über den Bart. „Du bist unter der Erde. In den Stollen der Weißen, wo wir
Tunnel graben. Gestern hat dich ein Erdschlucker gefunden, er hat dich
gerochen, in einem der gesperrten Tunnel. Er hat dich ausgegraben und dich uns
gezeigt. Und jetzt liegst du hier.“
    Linus verstand nicht, was ihm der Mann da
erzählte.
    „Du warst in der Tiefenstarre. Ein Wüter
hat dich gebissen und du wurdest nach einer Weile ohnmächtig, du wurdest starr.
Die Leute da oben haben gedacht, du bist gestorben, das denken die meisten in
solchen Fällen, leider. Wäre der Erdschlucker nicht gewesen …“ Der Mann zuckte
mit den Schultern und redete nicht weiter. Ein pelziges Etwas kam in Linus‘
Blickfeld gerannt, es hatte lange Arme und Beine, ein kleines Gesicht mit
großen Augen und einem noch viel größeren Maul.
    „Das ist Rapsum. Der Erdschlucker. Er hilft
uns beim Graben, er frisst die Erde einfach auf. Wir haben ein Dutzend von den
Dingern, sie sind sehr hilfreich.“ Rapsum legte den Kopf schief und fuhr Linus
mit rauen Händen übers Gesicht.
    Der Mann streckte seine eigene Hand Linus
entgegen und grinste. „Ich bin Glinx. Anführer vom Gräbertrupp.“
    Linus schüttelte Glinx‘ Hand und versuchte
zu lächeln. Es gelang ihm nicht so recht.
    „Deine Wunde wird schnell verheilen. Wir
hatten Silberkraut hier unten, das ist ein Gegengift gegen alle Vergiftungen.
Wir haben dir einen Verband angelegt. Er ist recht eng, du musst dich dran
gewöhnen.“
    Linus richtete sich auf, seine Wunde
schmerzte. Svija. Amber. Was war mit ihnen? Waren sie tot? Oder waren sie
irgendwo begraben, genauso wie er noch vor ein paar Stunden? Die Männer
blickten ihn mit großen Augen an, als warteten sie auf ein paar weitere Worte
von ihm.
    „Wozu macht Ihr das hier?“, fragte Linus
stockend, obwohl es ihn kaum interessierte. Svija, er konnte immerzu nur an
Svija denken. „Hat das ganze Graben einen Sinn?“ Zwischen all seinen wirren
Gedanken, bemerkte er kaum, wie unfreundlich seine Frage klang.
    „Welchen Sinn.“ Glinx und Rapsum hatten
beide den Kopf schief gelegt, als müssten sie überlegen.
      „Zuvor will ich dir ein paar Fragen stellen,
Junge. Wer bist du und woher kommst du?“
    Er sollte die Wahrheit sagen. So gut es
ging. Dabei wusste er gar nicht, wer die Männer waren. Vielleicht waren sie
Menschen oder Mondschwingen, vielleicht war Linus ihr Feind und würde von ihnen
getötet werden, wenn er das Falsche sagte.
    „Du brauchst keine Angst zu haben. Wir tun
niemandem etwas an, wir sind zwar Menschen, aber hassen Mondschwingen nicht. Im
Gegenteil. Wir hassen vielmehr unsere Artgenossen, die Jäger.“ Glinx‘ Augen
blitzten belustigt auf.
    Menschen, die Menschen hassten. Die Worte
des Fremden konnten nur gelogen sein. Malvö geriet aus den Fugen, sicherlich,
doch es würden eher Wüter vom Himmel regnen, als dass Menschen Menschen
hassten. „Ich bin Linus“, sagte er leise, ehe er die Worte herunterschlucken
konnte. „Ich bin eine Mondschwinge.“ Wie sich das anhörte. Er hatte es erst
selten gesagt, vielleicht noch nie.
    „Ich
war auf dem Weg … nach Skopenvang. Der Wüter hat meine Pläne nach hinten
verschoben, glaube ich.“
Glinx nickte. „Dann will ich dir ebenfalls eine Antwort geben: wir haben ein
ähnliches Ziel wie du. Wir bauen einen Tunnel nach Skopenvang.“
    Linus rückte ein Stück von Glinx fort und
musterte ihn genau. Der Bärtige musste verrückt sein. Ein Tunnel nach
Skopenvang. Skopenvang war viele Meilen entfernt, mitten im Molmsund-See, auf
einer kleinen Insel.
    „Nicht die ganze Strecke dorthin,
natürlich.“, fügte Glinx rasch hinzu. „Wir bauen einen Tunnel in einen anderen
hinein. Dieser andere Tunnel führt geradewegs nach Skopenvang, unter dem See,
weit darunter. Er gehört den Sternenjägern, sie benutzen ihn selten, denn mit
Schiffen erreichen sie die Insel schneller. Die Jäger bewachen den Gang
allerdings sehr gut, Spione benutzen ihn das ein oder andere Mal. Wir bauen
einen eigenen Tunnel hinein, damit

Weitere Kostenlose Bücher