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Mondschwingen (German Edition)

Mondschwingen (German Edition)

Titel: Mondschwingen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Sand
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war.
„Ich will die Gelegenheit nutzen und gegen die Jäger kämpfen. Wir werden
gewinnen und die Burg besetzen. Wer will, kann danach sein Glück auf Skopenvang
versuchen.“
    „Wir dürfen aber nicht
so lange warten! Wir müssen früher nach Skopenvang, damit die Mondschwingen
gewinnen und nicht auch noch die letzten zwei Monde verschwinden!“
    Die letzten zwei. Der
zweite Mond war gestern Nacht verschwunden, Svija hatte davon in den Höhlen
gehört. Sie hatten schon geschlafen, als immer mehr Stimmen in der Stille
erwacht waren. Schnell waren sie und Amber an die Oberfläche geklettert, in
Begleitung mit zwei wortlosen Wächtern.
    „Der Kampf gegen die
Jäger kann warten.“ Amber sprach so voller Überzeugung, dass man sie beinahe
mit Gwaedja hätte verwechseln können.
    „Ich habe lange genug
gewartet, glaub mir. Irgendwann platzt die Rache einfach heraus und man kann
nichts dagegen tun. Bei mir ist es nun soweit.“
    „Wie dämlich du dich
anhörst.“ Rote Zornesflecken erschienen auf Ambers bleichem Gesicht. „Du
kämpfst wegen Kastja, einzig und allein gegen ihn. Weil er dich hasst, weil er
immer tötet - jetzt hasst auch du ihn und willst ihn töten. Dabei geht es gar
nicht nur um dich oder um Kastja – sondern um ein ganzes Volk.“
    Das missbilligende
Grinsen war aus Thijs‘ Gesicht verschwunden. „Und es geht doch auch um mich.“
Er klang wie ein beleidigter Junge, der auf den Boden stampfte, sobald er nicht
bekam, was er wollte. „Unser Hass gilt den Jägern, unsere Rache erst recht.“
Als er sich gegen den Teppich lehnte, schlug er Falten.
      „Und du glaubst, dass deine Ungeduld das
Sterben von jeglichen Elstern entschuldigt? Dass deine schlimme Vergangenheit
wichtiger ist als die Zukunft der Mondschwingen? Du bist ein Narr, Thijs, und
das Schlimmste daran ist, dass ich deine Schwester bin.“
    Svija wurde unruhig. Sei
leise, sei doch leise, hätte sie am liebsten gesagt, aber sie wagte nicht den
Mund aufzumachen.
    Amber kam ihrem Bruder
näher, langsam, Schritt für Schritt. „Entweder du lässt mich und die anderen
kämpfen oder ich zerstöre deinen Plan. Denn ich kenne deine Grausamkeit.“
    Zu spät. Amber hatte es
gesagt.
    „Ich weiß von Gwaedja,
ich weiß, dass sie oben in den Kerkern sitzt und bald schon sterben muss. Auf
dem Platz der Gebrochenen Flügel, dort, wo du damals deinen Vater verloren
hast.“ Amber weinte. Heiße, bittere, verfluchte Tränen, die ihr auf der Haut
brannten. „Du willst, dass Kastja dasselbe erlebt: er soll eine Mondschwinge
verletzen, die er nicht verletzen mag. Und falls er es tatsächlich nicht kann,
dann wirst du ihn umbringen. Weil du krank vor lauter Rache bist.“ Ambers Gesicht
glänzte, so viele Tränen klebten ihr auf den Wangen.
    Thijs regte sich nicht.
Er beobachtete das Schauspiel, als sei er nur ein Zuschauer, oder ein Statist.
    „Ich hatte gehofft, du
wüsstest es nicht“, flüsterte er schließlich. „Ich dachte wirklich, dass ihr
nur wegen dem Begräbnis in der Nähe gewesen seid. Ich hätte es besser wissen
müssen.“ Er schaute traurig aus. Ein bisschen.
    „Wir sind verflucht,
Schwesterherz, alle miteinander.“ Er strich über den Teppich, seine Finger
gruppen sich in den warmen Stoff. „Verflucht …“
    „Lass mich Gwaedja
befreien, lass die Weißen auf Skopenvang kämpfen und danach … kannst du immer
noch gegen die Jäger kämpfen, oder nicht?“ Ambers Stimme wurde leiser.
    Thijs strich ihr über
das Kinn. „Nein“, wisperte er. „Du wirst verstehen, dass ich das nicht mehr
kann. Und du wirst auch verstehen, dass ich deine Worte nicht vergessen kann,
so leid es mir tut.“ Die Stille lastete schwer auf ihren Schultern.
    „Du bist eine Gefahr.
Für mich und meinen Plan und meine Männer. Kastja ist mir lang genug im Weg
gestanden, da brauche ich leider nicht noch jemanden wie dich.“ Er schnippte
mit den Fingern und rief nach seinen Wächtern. Die Türen sprangen auf und zwei
maskierte Männer kamen herein, ihre Augen leuchteten hinter den Löchern.
    „Nehmt sie fest“, sagte
Thijs. Beinahe hörte er sich bedauernd an. Wieder strich er ihr übers Gesicht, doch
Amber schlug seine Hand fort und bedachte ihn mit einem bitterbösen Blick.
    „Ich hasse dich“, stieß
sie hervor.
    Thijs sah sie erschöpft
an. „Bringt sie in die Kerker hinauf. Sie soll in der Zelle gegenüber Gwaedja
sitzen, sie sollen sich noch ein wenig in die Augen sehen.“
    Links und rechts standen
die Wächter, ihre Pranken umschlossen die

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