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MondSilberLicht

MondSilberLicht

Titel: MondSilberLicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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schon preisgegeben, hätte der Ältestenrat meines Clans mich schon zurückbeordert. Aber das reicht ihm nicht. Er weiß nicht, wie groß die Unterstützung für mich in unserem Stamm noch ist. Er will den ganz großen Auftritt. Im Großen Rat sind Abgesandte der verschiedenen Völker vertreten. Er wird jedes Jahr zur Sommersonnenwende einberufen. Jeder darf seine Anklagepunkte dem Rat vorlegen, wenn es sich um Streitigkeiten zwischen zwei Völkern handelt. Elin wird sich die Chance, mich bloßzustellen, nicht entgehen lassen. Auf eine Verbindung mit einem Menschen und die Offenbarung unserer Geheimnisse steht die Todesstrafe“, antwortete Calum.
„Calum, was ist eigentlich mit der nächsten Vollmondnacht?“, fragte Peter. „Wenn ich es richtig verstanden habe, musst du in dieser Nacht schwimmen? Aber muss es unbedingt mit den anderen zusammen sein, oder kannst du es auch allein tun?“
„Tue ich das nicht, würde ich sterben. Länger als vier Wochen kann ich an Land nicht überleben. Allein zu schwimmen, wäre sicher nicht dasselbe wie gemeinsam mit den anderen, aber ich denke, es würde genügen.“
„Dann solltest du beim nächsten Mal einen See wählen, wo dich niemand finden kann.“
„Ich würde mitkommen, damit du nicht so einsam bist“, flüsterte ich leise in sein Ohr.
Wütend blickte er mich an. Ich versuchte, unschuldig zu lächeln, was mir nicht gelang. Meine schauspielerischen Talente waren begrenzt und mein Herz hatte bei der Vorstellung angefangen schneller zu schlagen. Er brauchte nicht zu antworten. Ich wusste es auch so. Nie wieder würde er mich mitnehmen. Trotzdem griff ich nach seiner Hand und hielt sie fest.
An Peter gewandt sagte Calum: „Wenn ich mich dem Clan nicht stelle, wird alles noch schlimmer. Damit spiele ich Elin nur in die Hände.“
„Vielleicht solltest du mit Ares reden“, schlug Dr. Erickson vor. „Er kann dir einen Rat geben und außerdem müssen wir wissen, wie viel Elin verraten hat. Ich kann nicht glauben, dass er seine Entdeckung für sich behalten hat.“
Calum nickte nachdenklich.
„Du hast recht. Ares wird es am ehesten verstehen.“
„Wie ist das möglich? Wie kannst du Kontakt mit ihm aufnehmen? Wo willst du ihn treffen? Ist das nicht gefährlich?“
Calum schüttelte den Kopf.
„Mach dir keine Sorgen. Ich werde ihn rufen und er wird kommen.“

 
 

18. Kapitel

Mein Herz rutschte mir in die Hose, als Calum mir eröffnete, dass ich ihn zu seinem Treffen mit Ares begleiten sollte.
„Er möchte dich unbedingt kennen lernen. Schließlich wusste er nichts von deiner Existenz.“
Nachdenklich sah er mich an.
„Er ist in den letzten Monaten so gealtert. Ich hätte das nicht für möglich gehalten. Als ich mit ihm sprach, war er ganz verändert. Ich weiß nicht, ob der Tod deiner Mutter oder die Auseinandersetzungen mit Elin ihn so geschwächt haben. Er war nicht wiederzuerkennen.“
„Ich hab Angst, Calum. Was ist, wenn er mich nicht mag, wenn ich ihn nicht mag? Er ist mein Vater, aber ich weiß nicht, wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll. Irgendwie ist er ja auch schuld an dem Schlamassel.“
Ich klang anklagender, als ich wollte.
„Du wirst ihn mögen.“
Calums Worte ließen keine Zweifel zu.
Drei Tage später war es so weit. Was zog man an, wenn man zum ersten Mal seinem Vater gegenübertrat? Zudem wenn dieser Vater ein Wassermann war. Selbst Amelie verzweifelte an meinen Versuchen, etwas Passendes zu finden. Im Grunde versuchte ich, Zeit zu schinden. Calum wartete geduldig bei Bree in der Küche. Schließlich zog ich eine Jeans und eine Bluse an und warf mir einen Pullover über die Schultern. Meine Haare band ich zu einem Zopf zusammen.
Calum lächelte mich an, als ich in die Küche kam.
„Du siehst umwerfend aus“, flüsterte er mir ins Ohr.
Ich boxte ihn in die Seite und Amelie verkniff sich nur mit Mühe ein Kichern.
Wir liefen zum Auto und fuhren los. Es war noch dunkel, doch es würde nicht mehr lange dauern, bis die Sonne dunkelrot am Himmel stand.
Calum und Ares hatten eine einsame Stelle am Strand ausgesucht. Kein Mensch würde sich um die Uhrzeit hierher verirren. Aber wie verhielt es sich mit anderen Wassermännern? Ich würde mich vorsichtshalber vom Wasser fernhalten, beschloss ich.
Vor Aufregung wurde mir kalt. Calum musste mich vom Auto zum Strand förmlich ziehen. Als ich ihn dann sah, war ich schockiert. Früher musste er ein sehr schöner Mann gewesen sein. Seine Gesichtszüge waren noch immer ebenmäßig, doch tiefe Falten

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