MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)
überwinden. Zwischen zwei Häusern entdeckte ich einen Wasserfall, der an einem Felsen entlang in ein Steinbecken strömte. Kinder planschten in dem Becken herum und versuchten, uns nass zu spritzen.
Als wir dem Gewirr der Gassen, Häuser und Pflanzen entkommen waren, dehnte sich ein Platz vor uns aus. Bunte Wagen standen darauf und die Verkäufer boten ihre Ware an. Es duftete nach frisch gebackenem Brot, gegrilltem Fleisch und Gemüse, sodass mir das Wasser im Munde zusammenlief. Wir schlenderten an den Verkaufsständen entlang und überall wurden uns Früchte oder Nüsse zum Probieren angeboten. Die meisten Leckereien waren mir unbekannt. Neugierige kleine Elfenkinder umringten uns. Jedes wollte die anderen darin überbieten, uns etwas Besonderes zu zeigen. Eines führte uns zu einer Art Puppentheater. Ein Elfenmädchen führte ein Schattenspiel vor. Ein anderes Kind brachte uns zu einer Stelle am Rande des Marktes, wo zwei Gaukler ihre Kunst im Feuerschlucken zum Besten gaben. Ich konnte mich nicht sattsehen.
»Emma, wir sollten eine kleine Pause machen. Ich muss kurz ausruhen.«
Erschrocken sah ich Calum an. Er war etwas blasser als am Morgen. Der Spaziergang hatte ihn überanstrengt.
Ich hielt nach einer Sitzgelegenheit Ausschau. Amelie zog uns durch das Gewimmel an die andere Seite des Platzes. Kleine überdachte Cafés säumten die Straße. Wir ließen uns in bequeme Sessel fallen.
Eine Elfin kam auf uns zugeeilt. Sie brachte vier Gläser und eine Karaffe mit frischem Wasser. In Windeseile trug sie uns die Auswahl an Gerichten vor, die sie heute ihren Gästen anbot. Wir entschieden uns für ein Gemüsegericht und sie lief davon.
»Lasst uns nach dem Essen noch zu Sophie gehen. Ihr werdet staunen, was sie in der kurzen Zeit, die sie hier ist, auf die Beine gestellt hat.«
Ich fragte mich, was Amelie meinte. Sophie war nicht viel länger hier als wir.
Der Gemüseauflauf schmeckte köstlich und nach dem Essen sah Calum deutlich besser aus. Trotzdem beschloss er, uns nicht zu Sophie zu begleiten, sondern allein nach Hause zurückzugehen.
Zweifelnd sah ich ihm hinterher.
»Lass uns mit Calum gehen«, wandte ich mich zu Amelie um. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass er den Weg zurück findet.«
Joel prustete los.
»Der findet den Weg selbst bei Nacht, da kannst du Gift drauf nehmen.«
»Aber wir haben nicht mehr genug Zeit«, versuchte ich weiter, die beiden zu überzeugen. »Wir müssen uns für das Essen im Palast noch umziehen.«
»Keine Widerrede«, unterbrach mich Amelie. »Ich habe Sophie versprochen, dich heute zu ihr zu bringen. Es dauert nicht lange. So wie Calum schleicht, sind wir gleichzeitig mit ihm zurück.« Damit fasste sie nach meiner Hand und zog mich durch die Straßen.
Amelie hielt in einer kleinen Gasse vor einem ochsenblutroten Häuschen. Obwohl die Gasse sehr schmal war, stand auch hier unter einem der Fenster eine Bank. Ein Kätzchen hatte es sich darauf gemütlich gemacht. Auf den Fensterbrettern standen bunt bemalte Blumentöpfe mit Kräutern darin. Die Tür stand weit offen. Erstaunt erkannte ich, dass im Türrahmen Sophies Perlenvorhang eingespannt war. Das Klimperding hatte in ihrem Buchladen in Portree den Eingang zu ihrer Teeküche verdeckt. Was tat der Vorhang in Leylin? Und vor allem, wie war er hierher gekommen?
Ich zog ein wenig den Kopf ein, als ich hinter Joel und Amelie in das Häuschen trat. Was ich sah, verschlug mir die Sprache. Hätte ich nicht gewusst, dass es unmöglich war, hätte ich vermutet, dass es mich, in dem Moment, in dem ich das Haus betreten hatte, nach Portree in Sophies Laden katapultiert hatte. Mit offenem Mund starrte ich auf die mit Büchern gefüllten Regale. Erst bei genauerem Hinsehen fielen mir die Unterschiede auf.
An der Seite verlief eine Treppe nach oben, auf der sich Sophie vorsichtig heruntertastete. Für eine Frau in ihrem Alter war die Treppe etwas zu steil. Trotzdem strahlte sie übers ganze Gesicht, als sie uns sah.
»Ich freue mich so, dass du gekommen bist. Den anderen hab ich den Laden schon gestern gezeigt. Sie mussten versprechen, nichts zu verraten. Ich wollte, dass es eine Überraschung für dich wird.«
Das war ihr gelungen.
»Wie hast du das geschafft? Wo kommen die Bücher her? Es sieht fast aus wie Zuhause!«
Sophie nickte befriedigt vor sich hin. »Ja, die Tischler der Elfen haben wirklich hervorragende Arbeit geleistet. Das muss ich sagen. Dr. Erickson hat ihnen Skizzen gemacht, wie alles aussehen sollte.
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