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MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition)

Titel: MondSilberTraum (MondLichtSaga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marah Woolf
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Ausdauerlauf war ich nie besonders gut gewesen. Fester Boden war nicht mein Terrain. Peter billigte mir eine Minute zu, dann ging er weiter. Wenigstens drosselte er sein Tempo ein wenig. Der Pfad wurde schmaler und schmaler. Bald war er so zugewachsen, dass wir uns nur schwer einen Weg bahnen konnten. Peter gab sich Mühe, mir den Weg freizumachen, allerdings hätte es dafür einer Machete bedurft und an so etwas hatten wir selbstverständlich nicht gedacht.
    »Bist du dir sicher, dass das der richtige Weg ist?«, fragte ich skeptisch.
    Ohne sich umzudrehen, sagte Peter: »Es gab nur den einen.«
    Na toll, dachte ich bei mir. Also hatte er im Grunde keine Ahnung. Schweigend setzte ich einen Fuß vor den anderen. Ich hatte damals nicht darauf geachtet, an welcher Stelle des Berges Talin uns hinaufgeführt hatte. Wenn wir aber nicht an derselben Stelle aufgestiegen waren, konnte dieser Weg uns sonst wo hinführen. Es war nicht anzunehmen, dass ein schön ausgebauter Pfad uns zum wichtigsten Heiligtum der magischen Welt brachte. Dann konnte ja jeder hinfinden.
    »Lass uns eine Pause machen, Peter. Wir sollten nicht weiterlaufen, wenn wir nicht sicher sind, dass das der richtige Weg ist.«
    »Das ist der richtige Weg«, tönte Peters Stimme aus dem Dickicht. Ich seufzte und trottete ihm hinterher. Ich konnte zwar nicht so schnell laufen wie Peter, doch nachdem ich meinen Rhythmus gefunden hatte, fiel mir der Aufstieg nicht mehr so schwer. Ich fragte mich, ob der Berg damals auch so steil gewesen war. Peter und Miro hatten Vince mehr oder weniger hochgeschleppt. Hatte Peter überhaupt auf den Weg geachtet?
    Ich vernahm ein zischendes Geräusch, noch bevor ich mich ducken konnte, streifte ein Ast meine Wange.
    »Autsch«, schrie ich auf. Peter drehte sich zu mir um.
    »Das tut mir leid, Emma. Der Ast ist mir aus der Hand gerutscht.«
    Ich betastete meine Wange. Sie fühlte sich feucht an. Ich blickte auf meine Finger und sah Blut. Die Wunde puckerte und schmerzte.
    Peter nahm seine Wasserflasche und tropfte etwas Wasser auf ein Taschentuch.
    »Zeig mal her«, forderte er mich auf. »Wir müssen das kühlen.«
    Wütend riss ich ihm das Tuch aus der Hand. »Ich finde, eine Entschuldigung wäre angebracht.«
    Ich drückte das Tuch auf die Wange und setzte mich auf einen Baumstumpf. Es brannte wie Feuer.
    »Tut mir leid«, brummte Peter, begann in seinem Rucksack nach etwas zu suchen und reichte mir ein Stück Brot.
    »Dann können wir auch gleich eine kleine Rast machen.«
    Ich fühlte mich schrecklich. Meine Klamotten waren feucht und kalt, meine Wange brannte und ich war sicher, dass mitten in meinem Gesicht eine Narbe bleiben würde, und außerdem vermisste ich Calum. Was er wohl gerade tat? Ich biss in mein Stück Brot, das man nicht mehr als frisch bezeichnen konnte, und kaute darauf herum.
    Ich sah mich um. Deutlich waren die Spuren des Herbstes zu erkennen. Überall lagen rote und gelbe Blätter herum. Das dunstige, kalte Licht bahnte sich mühsam einen Weg durch die nur noch halb belaubten Bäume. Ich hoffte, dass wir vor Einbruch der Dunkelheit die Lichtung finden würden. Ich hatte keine Lust, eine Nacht in diesem unwirtlichen Wald zu verbringen. An ein Zelt hatte keiner von uns gedacht.
    Ich sah zu Peter, der gedankenverloren an seinem Stück Brot knabberte. Ob er sicher war, dass das der richtige Weg war, oder tat er nur so, um mich nicht zu verunsichern? Für mich sah alles völlig anders aus, als vor ein paar Wochen. Mittlerweile fror ich richtig. Ich suchte in meinem Rucksack nach einem dicken Pullover. Hinter einem Busch wechselte ich mein T-Shirt und zog den Pullover darüber. Das war deutlich besser.
    »Lass uns weitergehen«, forderte ich Peter auf. Erstaunt sah er mich an. »Von dem Rumgesitze wird mir kalt.«
    Er nickte zustimmend und stand auf. Dann griff er an mein Kinn und drehte meinen Kopf so, dass er meine Wunde begutachten konnte.
    »Es sieht schlimmer aus, als es ist«, sagte er nicht gerade aufmunternd. »Blöd, dass ich nicht an eine Salbe oder Pflaster gedacht habe.«
    »Wenn wir am Heiligen Baum sind, wird die Verletzung schon heilen«, beschwichtigte ich ihn und dachte an Vinces gebrochenen Arm, der innerhalb von ein paar Stunden vollkommen in Ordnung gewesen war.
    Peter nickte. »Dann sollten wir uns sputen.« Aus seiner Hosentasche zog er einen Kompass.
    »Wir müssen Richtung Norden«, erklärte er und ging los. Tapfer trabte ich hinterher. Wir kamen nur langsam voran, da Peter darauf

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