Mondspiel: Novelle (German Edition)
denen, die dein Vater erlitten hat, zu genesen. Oder davon, was er durchmachen musste. Und dann hat sich der Prozess fast zwei Jahre hingezogen. Nicht die eigentliche Verhandlung, sondern die gesamte rechtliche Abwicklung. Da der Mörder nie gefunden wurde, konnte Dillon nicht von jedem Verdacht freigesprochen werden. Er hat sich für alle verantwortlich gefühlt, und er hat die Schuld an allem, was passiert ist, auf sich genommen. Sein schlimmster Feind ist er selbst. In seiner Vorstellung hat er Vivian, die Band, euch Kinder und sogar meine Mutter und mich im Stich gelassen. Ich will nicht riskieren, dass er seine Musik wieder aufgibt. Jemand will, dass wir fortgehen, und derjenige weiß, womit er mir Angst einjagen
kann.Aber dieser Streich war gegen mich gerichtet, nicht gegen euch.«
»Ich weiß, dass du dachtest, jemand wollte uns etwas antun.« Trevor schüttelte den Kopf, als sie sein Zimmer betraten. »Du hättest es mir sagen sollen. Deshalb hast du uns zu ihm gebracht.«
Sie nickte. »Er würde niemals zulassen, dass euch etwas zustößt. Nie im Leben.«
Trevors Zimmer war tadellos aufgeräumt. Er hatte gar nicht erst so getan, als hätte er es benutzt. »Was sollte dieses ganze Gerede über Versicherungssummen? Hat Brenda wirklich eine Versicherung auf uns abgeschlossen? Geht das überhaupt? Mir ist das alles nicht geheuer.«
»Leider sieht es so aus, als hätte sie es getan. Ich werde bei der erstbesten Gelegenheit mit eurem Vater darüber sprechen.« Jessica seufzte wieder. »Ich verstehe das alles nicht. Weshalb sollte uns jemand unbedingt vertreiben wollen und schreckt nicht mal davor zurück, uns mit einem magischen Kreis Angst einzujagen? Sie alle kennen Dillon. Ihnen muss doch klar sein, dass er jeden, der versucht, mir Angst einzujagen, von der Insel jagt. Wenn ihnen die Musik so wichtig ist, warum gehen sie dann ein solches Risiko ein?«
»Ich glaube, es ist Brenda«, sagte Trevor. »Robert hat kein Geld mehr, und sie macht meinem Dad schöne Augen. Du kommst, und Dad macht dir schöne Augen. Die Missgunst regt sich. Der Fall ist gelöst. Wieder ist es die kaltherzige Frau, die auf Geld aus ist.«
»Danke, Sherlock, schieb es auf die Frau, warum auch nicht. Lass uns wieder runtergehen und Tara suchen. Wahrscheinlich hat sie inzwischen schon die Küche aufgeräumt. «
»Was glaubst du wohl, warum ich mich hier oben herumdrücke? «
Jessica war froh, dass sie das Geschirrtuch noch in der Hand hielt. Sie holte damit aus, als sie ihm die Treppe hinunterfolgte.
Zu Trevors großer Freude hatte Tara schon in der Küche saubergemacht, und daher verbrachten die drei die folgenden Stunden mit der Erkundung des Hauses. Es machte Spaß, einen Raum nach dem anderen zu entdecken. Dillon besaß antike und brandneue Musikinstrumente aller Art. Es gab ein Spielzimmer, in dem die neuesten elektronischen Geräte standen. Jessica musste Trevor aus dem Billardzimmer zerren. Der Fitnessraum weckte ihr Interesse, doch die Zwillinge schleiften sie weiter. Schließlich machten sie es sich in der Bibliothek auf dem riesigen Sofa gemütlich, umgeben von Büchern und Antiquitäten. Jessica fand den Weihnachtsklassiker von Dickens und begann, ihn den Zwillingen laut vorzulesen.
»Jess! Verflucht nochmal, Jess, wo steckst du?« Die Stimme kam dröhnend aus dem Keller, schneidend, zornig und frustriert.
Jessica legte langsam das Buch zur Seite, als Dillon ein zweites Mal nach ihr rief.
Tara nahm Jessica erschrocken an der Hand. Trevor lachte schallend. »Du wirst angebrüllt, Jessie. Ich habe noch nie gehört, dass dich jemand anbrüllt.«
Jessica verdrehte die Augen zum Himmel. »Vermutlich sollte ich den königlichen Befehl befolgen.«
»Wir kommen einfach mit«, beschloss Trevor und bemühte sich, lässig zu wirken, als Dillon wieder lautstark nach ihr rief.
Jessica verbarg ihr Lächeln. Trevor war entschlossen, sie zu beschützen. Dafür liebte sie ihn umso mehr. »Dann lasst uns gehen, bevor er einen Herzinfarkt bekommt.«
»Was hast du angestellt, um ihn so wütend zu machen?«, fragte Tara.
»Ich habe überhaupt nichts angestellt«, erwiderte Jessica entrüstet. »Ich brächte es doch gar nicht fertig, ihn in Wut zu versetzen.«
Trevor zog an ihrem rotgoldenen Haar. »Du könntest sogar den Papst in Rage bringen, Jessie. Und du köderst ihn.«
»Stimmt doch gar nicht!« Jessica rief ihm durch den Flur nach, der zur Treppe führte. »Du ungezogener Bengel. Eines Nachts hat sich ein Außerirdischer
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