Mondspiel: Novelle (German Edition)
für Freiwild halten, wenn sie sehen, dass ich dich so küsse?«
Jessica zuckte die Achseln und täuschte eine Lässigkeit vor, die sie nicht empfand. Bei seinen Worten hatte sich eine Hitzewelle in ihrem Körper ausgebreitet. Der Gedanke, dass Dillon derart die Beherrschung verlieren
könnte, raubte ihr den Atem. Es gelang ihr, mit ruhiger Stimme zu sprechen. »Ich bezweifle, dass ich ohnmächtig werde, falls einer von ihnen mir nachstellt. Es schockiert dich vielleicht, Dillon, aber es gab schon andere Männer, die mich tatsächlich attraktiv fanden, und einige von ihnen wollten sogar mit mir ausgehen. Ob du es glaubst oder nicht, du bist nicht der einzige Mann, der mich jemals geküsst hat.« Sie fühlte, dass er zusammenzuckte, und sie nahm seine plötzliche innere Anspannung wahr.
Eine Spur von Gefahr schlich sich in das tiefe Blau seiner Augen. »Ich glaube nicht, dass jetzt der beste Zeitpunkt ist, um mit mir über andere Männer zu reden, Jess.« Seine Stimme war rauer als jemals zuvor. Er blieb abrupt stehen und zog sie in den tiefen Schatten der Bäume. »Machst du dir auch nur die geringste Vorstellung davon, was du mir antust?« Er zog ihre unverletzte Hand zwischen seine Beine und rieb mit ihrer Handfläche dort, wo sich seine Jeans ausbeulte, über den straffen Stoff. »Ich bin schon sehr lange nicht mehr mit einer Frau zusammen gewesen, Süße, und wenn du so weitermachst, wirst du dir damit viel mehr einhandeln, als du erwartet hast. Ich bin kein Teenager, der eine Frau mal schnell betatschen will. Wenn du mich weiterhin so ansiehst, wie du es bisher getan hast, nehme ich die Einladung an.«
Im ersten Moment spielte Jessica mit dem Gedanken, ihn zu ohrfeigen, weil es sie empörte, dass er sie als verknallten Teenager hinzustellen versuchte. Dass er versuchte, sie einzuschüchtern oder überhaupt auf den Gedanken kam, er könnte ihr jemals Angst einjagen. Wenn es einen Mann auf Erden gab, dem sie ihren Körper vorbehaltlos anvertraut hätte, dann war das Dillon Wentworth. Dann merkte sie, dass er ihre unverletzte Hand
gepackt hatte und die Hand mit der Wunde immer noch behutsam und zärtlich an seine Brust schmiegte. Er merkte nicht einmal, dass er ihre Handkante sanft mit dem Daumen streichelte. Aber sie nahm es wahr.
Provozierend rieb sie den gedehnten Stoff seiner Jeans. »Für die Rolle des großen, bösen Wolfs eignest du dich nicht besonders, Dillon, aber wenn das eine deiner Fantasien ist, kann ich vermutlich mitspielen.« Ihr Tonfall war verführerisch und aufreizend. Ihre Finger tanzten und neckten, streichelten und liebkosten und fühlten, wie er daraufhin noch dicker und noch härter wurde.
Seine Augen funkelten wie zwei feurige Juwelen. »Von Fantasien hast du keine Ahnung, Jessie.«
»Du lebst im falschen Jahrhundert, Dillon.« Ihre Zunge glitt provozierend über ihre üppige Unterlippe und – der Teufel sollte sie holen – sie lachte ihn tatsächlich aus. »Ich hätte ganz bestimmt nichts dagegen, deinen Reißverschluss aufzuziehen und meine Hand um dich zu legen, zu fühlen und zuzusehen , wie du immer härter wirst. Und ich habe in Betracht gezogen, keinen BH mehr zu tragen, damit du, wenn du mich das nächste Mal küsst und dich über meinen Hals nach unten vortastest, fühlst, wie bereit mein Körper für dich ist. Der Gedanke, deinen Mund auf …«
»Verflucht nochmal.« In seiner Verzweiflung senkte er den Kopf und bereitete dem Unsinn, den sie redete, auf die einzige Art und Weise, die ihm einfiel, ein Ende. Er ergriff Besitz von ihrem Mund und verlor sich sofort in der Gier, mit der sie ihn aufnahm. Sie war zu sexy, zu scharf und zu viel von allem. Jessica war die reinste Magie. Er packte ihre Schultern und schob sie resolut von sich, bevor er vollständig den Verstand verlor.
Sie blickte lächelnd zu ihm auf. »Wirst du mich jemals küssen, ohne vorher zu fluchen?«
»Wirst du jemals lernen, Selbsterhaltungstrieb zu entwickeln? «, entgegnete er.
»Das brauche ich nicht zu lernen«, sagte Jessica, »denn du passt sehr gut auf mich auf.«
9
Jessica ließ sich Zeit unter der Dusche. Dillon. Er füllte ihre Gedanken aus, und nur das bewahrte sie davor, sich in schillernden Farben auszumalen, sie hätte Trevor verlieren können. Nie hatte sie eine derart starke Anziehungskraft erlebt. Schon immer hatten sie zusammengehört und waren unter schwierigsten Umständen die besten Freunde gewesen. Schon immer hatte er sie wie ein Magnet angezogen, aber sie war nie auf den
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