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Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Kaiser
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Schlafzauber nicht alles bewirken konnte - zum Beispiel Schlaf.
     

     
    Sie schliefen eine gute Stunde, als Parus plötzlich von leisen Schritten geweckt wurde. Er öffnete abrupt die Augen. Vor sich sah er die untergehende Sonne hinter den Felshängen verschwinden. In ihrem sterbenden Licht stand eine Silhouette. Als sich Parus Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah er sich eines seltsamen Wesens gegenüber.
     
    Es hatte einen buschigen, weißen Bart, der den gesamten Torso verdeckte. Zu beiden Seiten standen kurze, aber muskulöse Arme aus dem Meer aus Haaren. Die Augen, die Nase und ein Teil der Wangen waren frei und trugen eine blasse Hautfarbe. Auf dem Kopf saßen zwei schwarz gestreifte, spitzzulaufende Hörner. Ein rötlicher Teufelsschwanz, mit einer dreieckigen Spitze, schlug wild durch die Luft und wedelte den trockenen Staub des Tales auf. In der einen Hand hielt das Wesen einen leuchtenden Stein, in der anderen einen Wanderstock aus schwarzem Holz. Die Stiefel der Erscheinung schienen aus Reptilienleder hergestellt zu sein.
     
    Parus stieß Galenis in die Rippen. Er keuchte:
     
    „Was zur Hölle ist das?“
     
    Die Gestalt leuchtete mit ihrem Stein auf die beiden Liegenden, um sie besser sehen zu können. Galenis war nun endlich aufgewacht. Er betrachtete die Erscheinung ruhig, während Parus bereits das Schwert seines Vaters gezogen hatte.
     
    „Ein Ironat. Ein Wandernder Teufel.“
     
    In seiner Stimme lag keine Furcht, Parus jedoch umklammerte das Heft seines Schwertes noch fester. Das Wort Teufel gefiel ihm überhaupt nicht. Galenis stand bereits auf den Beinen, seine Hände ruhten an seiner Hüfte und nicht am Griff seines Schwertes. Auch die fremde Kreatur machte keine Anstalten, sich zu bewaffnen. Sie fragte:
     
    „Freund oder Feind?“
     
    Galenis zeigte seine Handflächen, um seine Friedfertigkeit zu demonstrieren.
     
    „Freund.“
     
    Parus Hand lockerte sich am Griff seines Schwertes und er ließ einen leisen Seufzer vernehmen. Auf dem zum größten Teil mit Bart bedeckten Gesicht des Teufels zeichnete sich ein Lächeln ab. Seine Lippen waren schwarz wie Kohle.
     
    „Habt keine Angst, Menschen. Ich bin nicht hier, um euresgleichen zu schaden. Ich bin auf einer Pilgerreise. Gestattet, Samoht Rengaw mein Name. Und ja, ich bin das, was ihr einen Wandernden Teufel nennt.“
     

     
    Die Wandernden Teufel waren eine Rasse, die ihren Ursprung in der frühen Geschichte Jahowals hatte. Sie waren alt wie die Seen und die Berge, wie die Flüsse und die Täler. Sie existierten für eine lange, lange Zeit im Westen des Zwergenreichs und dem, was zu Parus Zeiten der Süden des Menschenreichs genannt wurde. Die Wurzeln ihres Geistes durchzogen die Berge und ihre Knochen waren der Fels, aus dem sie bestanden.
     
    Sie lebten bis vor etwa dreitausend Jahren vor Parus Zeit als kleines Völkchen am Rande des Gebirgszuges, der das Zwergenreich vom Menschenreich trennte. Dort verlief ihre Existenz friedlich und so wurden ihre Gemeinden immer größer und ihre Zahl ebenso. Ihr größter Wunsch, den sie von Generation zu Generation weitergaben, war, dass ihre Sippe auf ewig den Nebel der Berge atmen und in Frieden den Schritt auf hartem Stein führen sollte. Sie ernährten sich von dem, was auf dem spärlichen Boden zu wachsen vermochte und dem, was ihnen die Berge sonst zur Verfügung stellten: Vögel, wilde Kräuter, kristallklare Bergquellen und vielerlei eiweißhaltige Insekten. Kurz, sie führten ein zurückgezogenes, aber erfülltes Leben, abgeschnitten von der Außenwelt und ihren schlechten Einflüssen und dem Schutt der Zeit, der sich auf den Völkern Jahowals ablagerte.
     
    Doch dann kam eine Epoche, über die man zu Parus Zeiten nur mit vorgehaltener Hand sprach: Das Dunkle Zeitalter. Zu dieser schrecklichen Zeit öffneten sich die Tore der Unterwelt und das fleischgewordene Fegefeuer stach in Jahowals Herzen und verdarb das Land bis aufs Äußerste. Dämonen, die seit Äonen von Jahren in den tiefsten Abgründen der Paralleluniversen verrotteten, zogen durch die Ländereien und brachten Tod und Verwüstung, Elend und Not. An ihrer Spitze stand ein Wesen, dass die Gelehrten als das personifizierte Böse bezeichnen: Carpadus, der Fürst der Unterwelt. Er führte seine unheiligen Armeen durch ganz Jahowal. Der Odem der Apokalypse lag in der rauchgeschwärzten Luft, durch die man die Sonne nicht mehr sehen konnte. Es war eine Zeit, in der es keine Gnade gab.
     
    Eines Tages

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