Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Kaiser
Vom Netzwerk:
Zauberkundigen vermochten ihn nicht zu beruhigen. Das Geräusch eines zertretenen Knochens war ihm mittlerweile vertraut, aber das war es nicht. Er horchte tief in sich hinein. Nur Stille, das Geräusch des eigenen Atems und das Tropfen von Wasser, das den kalten Fels herablief. Doch da war noch etwas. Es hörte leises Keuchen, das nicht von seinen Begleitern ausging. Er schüttelte den Kopf, fasste Galenis an die Schulter.
     
    „Ich bin mir sicher, etwas gehört zu haben.“
     
    Er kniff die Augen zusammen, doch es half nichts. Der Nebel war zu dicht. Plötzlich wurde auch Samoht hellhörig. Seine spitzen Ohren stellten sich auf.
     
    „Der Junge hat recht. Jemand – oder etwas – beobachtet uns“, murmelte er mit zusammengebissenen Zähnen. „Was siehst du?“, fragte Galenis. Samoht blieb still.
     
    „Was siehst du?“, wiederholte Galenis seine Frage. Samoht atmete tief durch. Er ging einige Meter weiter, tauchte in den Nebel ein und verschwand. Nach ein paar Augenblicken raunte er:
     
    „Einen Altar. Einen Altar aus Schädeln.“
     
    Parus und Galenis rührten sich nicht. Ungläubig suchten ihre Augen nach einem Zeichen des Ironaten. Ein Altar aus Knochen? Ewin flog herüber zu Samoht. Auch sie erkannte einen Haufen systematisch gestapelter Gebeine. Samoht zischte angewidert:
     
    „Auf dem Altar steht eine Fahne. Ich kann sie kaum sehen, aber ich glaube, das Wappen zu kennen.“
     
    Widerwillig lösten sich Parus und Galenis aus ihrer Erstarrung, gingen in Richtung von Samohts Stimme. Schon nach wenigen Schritten sahen sie die Silhouette einer Erhebung, hoch wie ein Gebäude, und den Ironaten, der davor stand.
     
    „Es ist ein Banner der dämonischen Horden. Eine Standarte aus Haut.“
     
    Sie traten von hinten an ihn heran. Nun sahen sie, dass das groteske Bauwerk ein rechteckiger, mindestens zehn Meter hoher Berg aus gestapelten Schädeln war. Die Fahne konnten sie nicht erkennen.
     
    Parus wollte etwas sagen, da hörte er erneut ein verdächtiges Geräusch. Auch Ewin schien etwas gehört zu haben. Sie stieß einen schrillen Schrei aus, flog herunter zu ihren drei Begleitern und versteckte sich in ihrer Mitte. Parus umklammerte Noraths Schwert. Seine Augen überflogen gehetzt die undurchdringliche Nebelwand.
     
    Plötzlich krachte etwas Schweres neben Parus auf den Boden. Um ein Haar wäre er erschlagen worden. Galenis zog seinen Säbel im selben Augenblick, Samoht sprang zur Seite. Parus schrie entsetzt auf:
     
    „Was ist das? Was zur Hölle ist das?“
     
    Samoht beugte sich herab und betrachtete das herabgestürzte Etwas.
     
    „Das abgenagte Skelett eines Tieres. Eines großen Tieres.“
     
    Parus zog sein Schwert aus der Scheide, sah an den illuminierten Felswänden empor.
     
    „Es ist noch nicht lange tot. Das Blut auf den Knochen dampft noch“, sprach Samoht auf die Gebeine starrend.  
     
    „Wer auch immer dieses Tier getötet hat, wird nun Jagd auf uns machen.“
     
    Ewin begann aufgeregt um die Gruppe herumzufliegen. Plötzlich ertönte ein Lachen aus dem Nebel. Es klang kreischend wie tausend ruhelose Seelen. Es ließ Parus und seinen Begleitern das Blut in den Adern gefrieren, fuhr ihnen durch Mark und Bein. Das abscheuliche Lachen kam näher.
     
    „Macht euch bereit“, flüsterte Samoht, während er eine kleine Axt aus seinem Gürtel zog. Auf der einen Seite des Keils war ein Baum abgebildet, auf der anderen ein Totenschädel. Die Symbole für Leben und Tod.
     
    „Wie sollen wir hier kämpfen? Ich kann nichts sehen!“
     
    Parus streckte das Schwert ängstlich vor sich aus. Er fühlte sein Herz bis zum Hals schlagen, seine Hände verkrampften sich. Schauer jagten durch seinen Körper. An den Kampf im Wald konnte er sich kaum erinnern, so erschien ihm der bevorstehende Kampf als sein erster. Die Fee bemerkte seine Angst und flog zu ihm.
     
    „Ich warne dich, wenn du zuschlagen musst“, zischte sie. Parus zitterte am ganzen Körper, brachte aber ein Nicken zustande. Galenis und Samoht stellten sich Rücken an Rücken, um nicht von hinten überrascht zu werden.  
     
    Das Warten wurde immer unerträglicher. Immer wieder das Lachen, das Kratzen von Krallen auf Stein. Was auch immer auf die Gruppe zukam, hatte eine gute Strategie. Es tänzelte um seine Beute herum, ohne sichtbar zu werden. Schwerer Atem hing vor Parus Gesicht, es war plötzlich erschreckend kalt geworden. Jeder fallende Stein, jedes noch so geringe Geräusch war eine bösartige Warnung,

Weitere Kostenlose Bücher