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Mondtaenzerin

Mondtaenzerin

Titel: Mondtaenzerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederica de Cesco
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das Gedränge und wichen Kinderwagen aus, während größere Kinder, wie bunte Schmetterlinge, glückselig durch die Menge tobten. Dann und wann sahen wir bekannte Gesichter, winkten, blieben stehen, von allen Seiten gestoßen, um ein paar Worte zu wechseln. Die Touristen bewegten sich in kompakten Gruppen, was das Gedränge noch dichter machte. Überall flammten Blitzlichter auf. Schon gingen die ersten Knallfrösche hoch, ohne die ein Malteser Fest kein Fest ist. Auf den Stehbühnen spielten Straßenmusikanten alle möglichen Instrumente, von der Elektrogitarre bis zur Geige, von der keltischen Harfe bis zum Tam-Tam, und alles fröhlich durcheinander. Trachtengruppen
sangen volkstümliche Weisen, die Frauen trugen die altmodische, elegante Faldetta , einen schwarzen Doppelrock, der über das lange Kleid getragen wurde. Bei Wind oder zu starkem Sonnenschein schlugen die Damen den oberen Rock über ihren Kopf, sodass er eine Art Kapuze bildete. Sie hielten diese Kapuze seitlich fest, mit der Hand oder mit einem extra dafür angefertigten kleinen Stab. »Die schwarzen Segel«, so nannte man früher diese Trachten, mit denen die Damen aus gutem Hause ihre helle Haut schützten oder sich unerkannt zu einem Stelldichein begaben. Die jungen Frauen in der »Faldetta« wurden am meisten fotografiert, und an manchen Stellen wurde das Gedränge so dicht, dass wir nur Schritt um Schritt vorwärtskamen. Endlich erreichten wir Hastings Gardens, wo sich die Zuschauer bereits wie eine schwarze Mauer stauten. Nur mit langsamer, zielstrebiger Ellbogenarbeit gelang es Peter und mir, uns weiter vor zu schieben, bis wir endlich in kurzer Entfernung von der Bühne standen. Diese war aus ein paar Brettern gemacht, die man vor der Festungsmauer aufgebaut hatte. Bäume und Sträucher warfen bewegliche Schatten, ein ständig sich veränderndes Muster. Die drei Musiker hatten die Technik hinter einem schwarzen Vorhang verborgen, den sie einfach an einem Drahtseil gespannt hatten. Die Beleuchtung hob jeden einzelnen Steinblock im Gemäuer hervor, sodass sich der Sternenhimmel dahinter mit seinem fernen Gefunkel wie eine transparente Decke über die Bühne spannte; dadurch wurde die Bühne zu einem unberührbaren Ort, die Zuschauer blieben hinter einer Trennlinie, in nächster Nähe, aber draußen. Viviane war nirgendwo zu sehen, sicher war sie mit den letzten Details beschäftigt. Sie hatte mir gesagt, dass sie ihre Show bis ins Kleinste selbst inszenierte. Ich staunte, wie sie es auch hier geschafft hatte, jede geometrische Orientierung aufzuheben. Die Musiker in schwarzen Lederjeans und ebenfalls schwarzen T-Shirts waren schon bereit, regelten die Sound-Stärke, machten Sprechproben. Weil sich das Publikum hinter
uns verdichtete, wurden Peter und ich immer näher an die Bühne geschoben. Um uns herum unterhielten sich die Zuschauer heiter, scharrten mit den Füßen auf dem Kies, ein Kleinkind schrie, bis es einschlief. Als alle Kirchenglocken im verschiedenen Rhythmus zehn schlugen, war die Spannung auf dem Höhepunkt. Und auf die Minute genau trat Viviane hinter dem Vorhang hervor, die Riemen ihrer großen Gitarre um den Hals geschlungen. Von Jubel, Pfiffen, Getrappel und Händeklatschen begrüßt, trat Viviane dicht an den Rand der Bühne. Ihre sonderbare Art, sich zu bewegen, war auf der Bühne noch deutlicher sichtbar, dieses Zerbrechliche, Unbeholfene, das gleichzeitig an eine Fee denken ließ und an eine Spielpuppe, die zum Leben erwachte. Sie trug ein rotes Bustier-Kleid und eine ebenfalls rote Blüte im Haar. Ihr dünnes Mikrofon hatte sie hinter dem Ohr befestigt, sodass es sie nicht in ihren Bewegungen hemmte. Sie lächelte ins Publikum, ohne es wirklich zu sehen, ihre Augen glitten über die vielen Gesichter hinweg, schimmernd wie zwei goldene Tropfen. Sie stimmte ihre Gitarre; die Musiker waren bereit und hielten ihre Instrumente: Schlagzeug, Saxofon und eine Sitar, ein indisches Saiteninstrument. Ich entsann mich, dass Viviane einmal gesagt hatte: »Auch die Beatles und die Rolling Stones wurden von den Klängen der Sitar beeinflusst. Raphael ist ein Meister, er spielt schon so gut, dass er die Zuhörer zum Weinen bringt.« Doch schon wandte sich Viviane kurz den Musikern zu und sang den ersten Ton, als habe sie ihn aus der Luft geholt. Und dann – von einem Atemzug zum anderen – entfesselte sich der Sturm. Wie eine Flamme kam Viviane mir vor, eine Flamme, die sich leicht zuckend im Wind bewegte, getragen von den

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