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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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die das schreckliche Unglück hatten, beide Eltern zu verlieren. Kinder, die in einem Kinderheim aufwachsen, und wenn sie auch in guten Kinderheimen liebevoll betreut werden, entbehren doch so unsagbar viel, das Eltern einem Kind beibringen können. Meine Mutti hat mich so viel gelehrt. Und all das Schöne und all das Vernünftige, das möchte ich so gern anderen Kindern beibringen. Ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen…?“
    „Und ob ich verstehe!“ sagte Marc, und plötzlich war seine Stimme ganz anders. „Und ob ich verstehe, Moni. Du bist ja ein kleines Prachtmädchen!“
    Ich lächelte. Ob er wußte, daß er mich plötzlich duzte? Aber ich mochte es. Ich war ja erst siebzehn. Ich mochte eigentlich gar nicht, daß jemand mich siezte. Und dann sagte ich ihm auch du.
    „Hast du vielleicht auch deinen Vater verloren?“ fragte ich vorsichtig.
    „Ja“, sagte Marc. „Ich habe ihn nie gekannt. Er fiel im Krieg, bevor ich geboren wurde.“
    „Und deine Mutter?“ fragte ich zögernd.
    Als Marc antwortete, war seine Stimme sehr nüchtern, sehr ruhig, als ob er sich beherrschen mußte.
    „Meine Mutter kam um in einer Bombennacht. Es war in Berlin. Ich war erst ein paar Wochen alt. Mich haben sie aus den Ruinen herausgezogen. Komischerweise war ich am Leben geblieben. Na ja, Unkraut vergeht nicht. Das habe ich früh bewiesen.“
    „O Marc, wie schrecklich!“ Er sprang plötzlich auf, beinahe jäh.
    „Sprechen wir nicht davon, Moni. Es ist alles so traurig, und das Leben geht ja weiter.“ Er guckte auf die Uhr. „Menschenskind, die Zeit geht auch weiter. Ich muß mich beeilen. Ich muß eben schnell nach Haus und dann zu meinen dreckigen Eisenbahnwagen.“
    Schon ging er zur Tür. Er drehte sich um, hielt mir die Hand hin.
    „Dann Wiedersehen, Moni. Es war nett, mit dir zu plaudern. Und vergiß nicht, was du mir versprochen hast!“
    „Was meinst du?“
    „Das weißt du sehr gut; du hast mir versprochen, mit deiner Mutter zu reden. Und dann“, schon hatte er die Tür aufgemacht, dann drehte er sich noch einmal um, „und dann, vergiß nicht, wenn du jetzt gleich ins Bett gehst – das solltest du tun, du siehst todmüde aus – , vergiß nicht, dem lieben Gott zu danken, daß du eine Mutter hast. – Gute Nacht, Moni!“

Großer Ärger
     
     
    Marc hatte recht. Ich war furchtbar müde. Als ich ins Bad ging und mir die Zähne putzte und in den Spiegel guckte, entdeckte ich zu meinem Schrecken, daß ich grünlich im Gesicht war, mit tiefen schwarzen Ringen um dieAugen. Na ja, das hatte ich davon… bis 5 Uhr aufzubleiben. Ich ging ins Bett, aber komischerweise konnte ich nicht einschlafen. Immer hörte ich Marcs Stimme, so wie sie geklungen hatte, als er von dem Tode seiner Eltern sprach. Ich hatte das Gefühl, daß Marc sehr viel durchgemacht hatte.
    Gleichzeitig hatte ich ein neues merkwürdiges Glücksgefühl: Wie schön, daß ich Marc kennengelernt hatte! Das war eigentlich den ganzen scheußlichen Abend gestern wert.
    Und daß ich morgen, sowie Mutti ansprechbar war nach ihrem Nachtdienst, mit ihr sprechen und alles beichten wollte, das stand fest. Bombenfest. Mit diesem Gedanken schlief ich ein.
    Wenn Mutti Nachtdienst hat, treffe ich sie morgens gar nicht. Sie kommt ja erst gegen halb sechs ins Bett, und dann muß sie sich ausschlafen. Dann bin ich ganz leise, wenn ich aufstehe. Ich lasse immer meine Kleider im Bad liegen und ziehe mich dort an. Dann frühstücke ich allein. Wenn ich nachmittags nach Hause komme, hat auch Mutti ausgeschlafen, hat eingekauft und gekocht, und dann haben wir es recht gemütlich.
    An diesem Tage war Mutti ziemlich schweigsam am Mittagstisch – lieb und freundlich wie immer, aber es war doch irgend etwas…
    „Mutti, hast du was?“ fragte ich. Sie lächelte ein bißchen.
    „Na ja, ich habe eben so ein kleines Problem, wie man es manchmal hat. Denk nicht dran, Moni, ich werde schon damit fertig.“
    Wir aßen, räumten ab, Mutti machte Kaffee. Als wir dann in unserem gemütlichen Wohnzimmer am Kaffeetisch saßen, holte ich tief Luft und fing an: „Mutti…“
    „Ja, mein Kind?“
    „Mutti, ich muß dir leider etwas beichten.“
    „Na, Moni?“
    „Ich habe etwas ausgefressen. Ich möchte es dir gern erzählen. Du wirst mir böse sein, Mutti, aber das ist doch besser, als wenn ich es verschweige.“
    „Dann erzähle, Moni. Sprich es dir von der Seele.“
    „Du, Mutti, du hast mir verboten, Babysitter zu machen in der Woche; nur Sonnabends sollte ich gehen

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