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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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willkommen sein. Als dein Vati sich in mich verliebte, war es nicht unbedingt sein erster Wunsch, meine Eltern kennenzulernen. Bei Marc Becker wird es anders sein, weil er selber keine Mutter hat. Aber zurück zu deinem Sparprogramm, Moni. Sparen ist schön und lobenswert, solange es mit Vernunft durchgeführt wird. Aber…“
    „Bin ich denn unvernünftig, Mutti?“
    „Ja, wenn du die Nächte mit Jobs verbringst statt zu schlafen!“
    „Bitte, drück dich im Singular und nicht im Plural aus! Es war eine Nacht und keine Nächte, außerdem habe ich dir gerade versprochen, es nicht mehr zu tun.“
    „Na gut, aber du solltest auch sonst nichts tun, was deine Schularbeit und deinen Tagesrhythmus stört! Und noch etwas: Daß du eifrig im Sparen bist, ist gut und positiv. Du darfst es nur nicht in Geiz ausarten lassen! Du darfst nicht besessen werden! So, jetzt will ich nicht mehr predigen, es steht mir bestimmt nicht. Ist noch ein Stück Topfkuchen da?“
    Ich reichte Mutti die Kuchenplatte. „Besessen“, wiederholte ich langsam. „Weißt du, Mutti, das ist es grade, was ich bin. Ich bin tatsächlich ein wenig besessen!“
    „Ja, wenn du so weitermachst wie bisher, dann wirst du bestimmt mindestens dreihundert Fahrstunden bezahlen können“, lachte Mutti. „Marc Becker spart ganz eisern“, erzählte ich. „Auch für einen Führerschein?“ Ich schüttelte den Kopf. „Nein, das weiß ich nicht. Nein, ich glaube nicht. Ich glaube, er spart wohl für Dinge, die notwendiger sind.“
    „Das kann ich mir beinahe denken“, sagte Mutti. Dann schlug die Uhr fünf, und ich mußte an meine Schularbeiten denken.
    Zu viel mehr als Schularbeiten kam ich nicht. Die Entdeckung, wieso ein Sparprogramm das ganze Dasein änderte, war merkwürdig. Ich hatte tatsächlich keine Zeit mehr, nachmittags mit meinen Freundinnen zusammen zu sein. Kino, Konditoreien, so etwas war endgültig bei mir gestrichen. Es kostete mich manchmal schon Überwindung, zu Hause zu bleiben oder zu meinen kleinen Jobs zu gehen, wenn ich wußte, daß die anderen irgendwo zusammen waren. Aber dann sagte ich mir: Entweder – oder! Man kriegt nichts für nichts auf dieser Welt. – Und ich dachte an den Führerschein… und jeden Morgen, wenn Melitta kam und mich mit ihrem Rotkäppchen abholte, dachte ich an den Tag, an dem ich auch so ein kleines Autochen mein eigen nennen sollte. Dann wurde es gleich leichter, auf alle die kleinen Freuden zu verzichten, auf die ich eben verzichten mußte.
    Es waren die merkwürdigsten Jobs, die ich ausführte, um hier und da ein paar Mark zu verdienen. Unsere Nachbarin bekam einen ganzen Segen an Fliederbeeren geschenkt und stellte mich an, sie von den Stielen zu befreien. Eine scheußliche Arbeit, wenn ich auch dabei lernen konnte. Ich hatte ein Buch neben mir, und hörte mir selbst Vokabeln ab. Dann hatte ich eine Woche lang zwei Wellensittiche in Pflege. Das machte Spaß, und das Frauchen war großzügig mit dem Zahlen. Bei einer anderen Nachbarin verbrachte ich einen ganzen Nachmittag mit Silberputzen, gegen Stundenlohn. Als es in der Nachbarschaft erst einmal bekannt wurde, daß ich kleine Jobs annahm, bekam ich allerlei Angebote. Die eine Mark kam zur anderen, und mein Bankkonto wuchs und wuchs.
    Eines Tages holte ich tief Luft und vertraute Mutti an, wie weit mein Plan eigentlich ginge, daß ich nicht nur den Führerschein haben wollte, sondern einen Wagen.
    Mutti schüttelte den Kopf. „Optimistisch bist du, das muß man dir lassen!“ meinte sie lächelnd. „Aber ich werde dich nicht daran hindern. Wer weiß, es würde mich nicht wundern, wenn du es schafftest.“
    Dann fing ich an, ihr in glühenden Farben auszumalen, wie herrlich es sein würde, wenn ich erst ein Wägelchen hätte. Dann könnten Mutti und ich zusammen ins Ausland fahren. Ich erzählte ihr eine kunterbunte Mischung von allem, was Ruth und Inge und Melitta und meine anderen Freundinnen von ihren Auto-Urlaubsreisen erzählt hatten. Ich endete: „Und dann, Mutti, dann fahren wir zuletzt nach Rom. Heißt es nicht ,Rom sehen und sterben’?“
    „Es heißt allerdings ,Neapel’“, sagte Mutti trocken. „Aber das spielt keine Rolle. Ich komme schon mit nach Rom. Und übrigens, willst du es bei Rom belassen? Eines Tages lädst du mich wohl nach Australien ein.“
    „Aber Mutti, nach Australien kann man doch nicht per Auto fahren.“
    „So eifrig wie du bist, gibst du wohl keine Ruhe, bis du ein Privatflugzeug hast!“
    Da mußte ich lachen.

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