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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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ab.“
    Ja, wahrhaftig, ich hatte auch einen Spritzer auf der Nase und einen auf der Backe. Während ich mit Hilfe des Taschentuches mein Gesicht wusch, guckte Jutta sich die Bescherung mit dem Mantel an.
    „Weißt du, Moni, es ist besser, du läßt alles trocknen und versuchst es dann mit einer Bürste. Schade, der Mantel sieht ganz neu aus.“
    „Ist er auch“, sagte ich. „Ich trage ihn zum ersten Mal. Es war mein Geburtstagsgeschenk von Mutti.“
    Jutta sagte nichts mehr, sie hängte den Mantel nur sorgfältig auf. Als wir zurück in den Klassenraum kamen, bevor der Lehrer erschienen war, drehte ich mich um und rief:
    „Kinder, wer von euch hat Papiertaschentücher? Ich habe mein Gesicht mit meinem Taschentuch waschen müssen, und jetzt müßte ich unbedingt die Nase putzen.“
    Melitta kramte in ihrer Tasche und reichte mir ein ganzes Paket. Sie sah mich an und sagte:
    „Du hättest dich nicht so sicher auf mich verlassen sollen, Moni. Heute bin ich einen anderen Weg gefahren.“
    „Verstehe ich“, sagte ich. „Du hast mich eben ein bißchen verwöhnt. Weißt du, es wäre natürlich furchtbar nett gewesen, wenn du mich angerufen und mir Bescheid gesagt hättest.“
    „Bin ich vielleicht verpflichtet, dir Rechenschaft abzulegen, wo und wann und wohin ich fahre?“ Melittas Stimme klang herausfordernd.
    „Gar nicht“, sagte ich. „Vielen Dank für das Taschentuch. Bitte, hier ist der Rest zurück. Ich brauche nur das eine.“
    Nun kam Studienrat Müller, und der Unterricht fing an. Ich dachte bei mir: Warte nur, warte nur, vielleicht schaffe ich es, während wir noch zur Schule gehen. Vielleicht komme ich in einem eigenen Wagen zu den Abitur-Prüfungen angerollt!
    Ich verbrachte den halben Nachmittag damit, meinen Mantel zu säubern. Es wurde nicht so wie in einer chemischen Reinigungsanstalt. Aber sieben Mark für eine chemische Reinigung zu bezahlen wegen Juttas ungezogenem Bruder, nein, dazu war mein Geld mir doch zu teuer.
    Doch ich hatte das Gefühl, daß ich an diesem Tage viel gelernt hatte. Ich hatte viel gelernt über Freundschaft und über Ehrbegriffe und über fehlende Freundschaft und fehlende Ehrbegriffe.
    Außerdem war es mir klar geworden, daß meine Sparpolitik noch viel größere Opfer von mir verlangen würde, als ich mir im voraus gedacht hatte. Aber jetzt war ich eifriger denn je, es durchzuführen. Und dann könnten sie mir alle gestohlen bleiben. Alle – außer Marc.

Mutti und Marc
     
     
    Zwei Tage später – am Montag – konnte ich gemütlich wieder mit Mutti frühstücken. Ich stand dann eine halbe Stunde früher auf, und wir hatten eine Viertelstunde in aller Ruhe für uns, bevor Mutti zum Dienst mußte. Danach hatte ich eben Zeit genug, um schnell abzuwaschen, bevor ich zur Schule lief; denn Melitta kam nicht mehr, das war mir klar. Es war mir auch klar, warum. Sie fuhr einen Umweg – sogar einen ziemlich weiten Umweg – und holte jetzt Ruth morgens ab. Na ja, meinetwegen.
    Dann wurde es Dienstag, es wurde Dienstagnachmittag, und es wurde Dienstagabend, und es klingelte, und da stand Marc. Als ich ihn sah, wurde mir klar, wie sehr ich mich auf diesen Augenblick gefreut hatte.
    Er trug diesmal nicht die alte Hose und nicht den abgeschabten Pullover, er trug einen dunklen Anzug. Der saß ein bißchen knapp, als ob er ihn angeschafft hatte, solange er jünger und kleiner und schlanker war. Er hielt einen kleinen Blumenstrauß in der Hand. Schon hatte ich die Hand ausgestreckt, aber ich bekam nur einen Händedruck. Die Blumen behielt er. Wir wechselten nur ein paar Worte, und ich machte die Tür zum Wohnzimmer auf. „Mutti, dies ist also Marc, Marcus Becker.“ Es war nicht das erste Mal, daß ein junger Mann bei uns zu Haus zu Gast war – ich hatte ja Schulkameraden, und auch die älteren Brüder meiner Freundinnen waren bei uns zu Haus gewesen. Aber nie hatte ich einen männlichen Gast gehabt, der sich so benommen hatte wie Marc. Plötzlich war er erwachsen. Er war ruhig, er wußte genau, was er machen sollte, und er machte es vollkommen natürlich und unbefangen. Er beugte sich über Muttis Hand. Sie sagte ein paar freundliche Worte. Er nannte sie „gnädige Frau“, und er überreichte ihr den kleinen Blumenstrauß mit einem Lächeln und mit den Worten: „Ein ganz kleiner Gruß aus unserem Schrebergarten, gnädige Frau. Nicht viel, aber dafür ganz frisch, erst vor einer halben Stunde geschnitten.“ Wie nett von ihm! So konnte Mutti sich über die Blumen freuen,

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