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Moni träumt vom großen Glück

Moni träumt vom großen Glück

Titel: Moni träumt vom großen Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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bleiben.“
    Dann war er wieder weg. Ich rannte zum Telefon, und ich betete, daß der Arzt nur da wäre, und daß ich nicht verschiedene Ärzte anrufen müßte, bevor Opa Hilfe bekäme.
    Gott sei Dank! Eine männliche Stimme meldete sich: „Hier Dr. Schmidt.“ Als ich den Namen nannte, den alten Herrn Becker in der Großen Steinstraße, war er gleich im Bilde. Er versprach, sofort zu kommen, und ich bat ihn, unten bei Clausen zu läuten, damit ich ihm die Haustür aufmachen könnte. Ich guckte auf die Uhr – fast zwölf! Oh, wenn Clausens doch bald zurückkämen! Es war zu schrecklich, hier sitzen zu müssen und nicht nach oben gehen zu können.
    Es war furchtbar, hier untätig herumzusitzen. So fing ich an aufzuräumen. Ich wusch die paar Sachen ab, die wir gebraucht hatten, die Teller, die Gläser…. und ich horchte, horchte… Wo blieb der Arzt? Die Zeit kam mir so furchtbar lang vor. Als ich auf die Uhr guckte, war es mir unfaßbar, daß erst zehn Minuten vergangen waren, seit ich zum Telefon ging. Da hörte ich Schritte auf der Treppe. Wieder guckte ich aus. Gott sei Dank, es war das Ehepaar Clausen, das kam. In Windeseile erklärte ich ihnen die Situation. Ich möchte doch so furchtbar gern nach oben laufen, ob sie wohl bitte den Arzt hereinlassen wollten.
    „Selbstverständlich, Fräulein Hasseldorf, laufen Sie nur. Liebe Zeit, der liebe alte Herr Becker! Und was soll jetzt mit dem Marcus werden?“
    Oben stand die Wohnungstür einen Spalt auf. Ich schlich leise hinein. Im Wohnzimmer war niemand, aber die Tür zum Nebenzimmer stand auf. Auf Zehenspitzen ging ich hin.
    Im Bett lag Opa Becker, friedlich, mit geschlossenen Augen. Neben ihm stand Marc – steif, wie versteinert. Seine Augen hingen an dem alten friedlichen, schlafenden Gesicht.
    Ich blieb stehen. Ich verstand, daß ich jetzt nicht stören durfte. Das war für Marc Abschiednehmen von seinem geliebten Opa. Beinahe war es, als ob er eine Andacht verrichtete. Es dauerte eine Minute… vielleicht auch länger, dann drehte er sich langsam um und sah mich. Ich ging einen Schritt näher. Er legte seinen Arm um meine Schulter, zog mich näher heran, und da standen wir, wortlos, und guckten uns Marcs Großvater an. Es war mir, als ob ich seine Stimme hörte, als er mich darum bat, ich möchte für Marc ein fester Punkt im Leben sein.
    Ohne ein Wort zu sagen, wiederholte ich mein Versprechen an Opa. Ich wollte nie, nie Marc aus den Augen lassen. Was ich für ihn tun konnte, das würde ich tun.
    Dann hörten wir Schritte im Flur. Ich zog mich zurück ins Wohnzimmer und ließ den Arzt ins Schlafzimmer gehen. Die Tür wurde zugemacht.
    Zwei Stunden später wanderten Marc und ich durch weihnachtsstille Straßen. Wir sprachen wenig. Er hielt meinen Arm, und wir schwiegen zusammen. Es war eine gute Schweigsamkeit. Wir verstanden uns, ohne zwei Worte zu wechseln. Erst als wir kurz vor unserem Hause waren, sagte ich:
    „Marc, du wirst sehr viel um die Ohren haben in den nächsten Tagen. Ich bitte dich, ich bitte dich sehr darum, erlaube Mutti und mir, dir behilflich zu sein. Wenn wir dir irgend etwas abnehmen können… und vergiß nicht, Marc, das ist kein unpersönliches Mitleid. Erlaube uns, es aus einer aufrichtigen Freundschaft zu tun.“
    „Ja, Moni, ich danke dir. Entschuldige, ich kann jetzt nicht mehr sprechen.“
    Vor unserem Gartentor drückte er schnell meine Hand und verschwand in der Dunkelheit. Ich ging hinein in das leere Haus und erst, als ich im Wohnzimmer saß, kamen die Tränen.

Melitta
     
     
    Der Schnee war gekommen und war schon beinahe wieder weg. Es lag ein Hauch von Frühling in der Luft. In der Mansarden-Wohnung in der Großen Steinstraße Nr. 14 waren neue Gardinen aufgehängt, und das alte Türschild war weg. Jetzt stand etwas Neues, Unpersönliches dort. In einer Ecke unseres Plättzimmers im Keller standen Marcs Möbel – die paar Sachen, die er von seinem Großvater geerbt hatte, sorgfältig zum Schutz mit alten Zeitungen und Sackleinen bedeckt. Er hatte kein Stück davon verkaufen wollen, was ich nur zu gut verstand. Als er in den Papieren des Großvaters aufgeräumt hatte, kam er eines Abends zu uns und brachte einen Umschlag mit. Er zeigte mir ein paar Bilder seines Vaters. Das waren die einzigen Familienbilder, die er in seinem Leben besessen hatte.
    Mutti und ich waren zu der Beerdigung des Großvaters gewesen, und es stimmte nicht mehr, was Mutti gesagt hatte, daß ich eine Neigung zum Geiz hätte; denn bei dieser

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