Monk - 03
den Monitor. »Ich werde diese Tafel analysieren. Sie könnte der Schlüssel zu der weltweiten Verschwörung der Aliens sein.«
Vielleicht sollte sie einfach die Aliens fragen, wenn sie das nächste Mal von ihnen entführt würde.
Mein Handy klingelte, es war wieder Officer Curtis. Noch bevor sie etwas berichten konnte, wusste ich, was sie sagen würde. Irgendwo in der Stadt war ein Mord geschehen, und Monk und ich sollten hinfahren und uns den Toten ansehen.
Ich lag genau richtig.
Aber was sie dann sagte, war ein Schock. Das Opfer war ein Cop, und es war jemand, den wir kannten.
Östlich von Potrero Hill verrotten auf dem Pier 70 die Ruinen der Bethlehem Steel -Lagerhallen, die Gießereien, Werkstätten und Schweißerschuppen. Die Scheiben sind zerschlagen, die Ziegelsteine verwittert, und von den Metallverkleidungen schält sich der Rost wie Schuppen, die die Haut abgestoßen hat.
Officer Kent Milner lag mit ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem Betonboden vor seinem Streifenwagen, der in den Überresten einer höhlenartigen Maschinenhalle geparkt war. Die Decke in der Halle war so hoch und giebelförmig wie in einer Kirche, Licht fiel durch die Reste der Dachfenster, über den freigelegten Trägern flogen Vögel hin und her.
Es schienen mehr uniformierte Polizisten als nötig anwesend zu sein, die alle den Tatort absicherten, aber das war auch nur zu verständlich. Immerhin war einer aus ihren Reihen ermordet worden.
Monk heftete sich die Dienstmarke an sein Jackett, als wir eintraten, für den Fall, dass jemand nicht über seinem momentanen Status als Captain des Morddezernats informiert war. Die Cops und die Leute von der Spurensicherung machten uns Platz, als wir uns näherten, und auf einmal sahen wir, dass Captain Stottlemeyer über den toten Milner gebeugt stand. Lieutenant Disher befand sich gleich hinter ihm und machte sich Notizen.
Der Captain sah kurz in unsere Richtung und grüßte uns mit einem minimalen Kopfnicken, dann konzentrierte er sich wieder auf das Opfer.
Monk hockte sich gegenüber von Stottlemeyer hin, sodass sich der Leichnam auf dem Betonboden zwischen ihnen befand. Milner hatte ein Einschussloch in der Stirn, auf seinem Gesicht war ein überraschter Ausdruck erstarrt.
Ich musste mich abwenden. Es war schon schlimm genug, die Leichen von völlig fremden Menschen zu sehen, aber ich ertrug den Anblick eines Toten nicht, den ich persönlich kannte, selbst wenn ich ihn nicht mal annähernd als einen Bekannten hätte bezeichnen können.
Dann aber schaute ich über die Schulter, und je länger ich den Leichnam betrachtete, desto weniger erinnerte er mich an Officer Milner. Das war nicht der Officer Milner, mit dem ich erst gestern noch gesprochen hatte. Es war eine Wachsfigur nach seinem Abbild, eine Wachsfigur mit aufgerissenen Glasaugen und einem Loch im Kopf.
In diesem Moment bekam ich ein Gefühl für diese kalte, professionelle Distanz, die Monk, Stottlemeyer, Disher und die anderen gegenüber dem Tod besaßen.
Ich war mir nicht sicher, ob ich stolz auf mich sein oder ob ich mich schämen sollte, weil ich so empfand.
»Captain?«, sagte Monk. »Was machen Sie denn hier?«
»Meinen Job.«
»Und was ist mit der Grippe?«
»Ein Officer wurde getötet, Monk«, erwiderte er. »Das wiegt schwerer als alles andere.«
»Wie haben Sie davon gehört?«, fragte Monk.
»Während ich krank war, habe ich den Polizeifunk mitgehört«, antwortete er ein wenig verlegen, als erwarte er, dass wir ihm nun Vorwürfe machen würden, wozu es jedoch nicht kam.
»Ich kenne ihn.« Monk deutete mit einer Kopfbewegung auf den Toten.
»Officer Kent Milner. Potrero Hill war sein Bezirk«, sagte Stottlemeyer. »Er war im Park und sicherte den Tatort ab. Er hat Ihnen sein Fernglas ausgeliehen.«
»Gestern sahen wir ihn an einem anderen Tatort im Richmond District«, erklärte ich. »Er sagte uns, er helfe überall in der Stadt aus, um Überstunden zu sammeln.«
»Er ist verheiratet und hat zwei Kinder«, sagte Disher, ohne von seinen Notizen aufzusehen. »Vier und sechs Jahre alt.«
Monk zeigte auf Milners Gürtel. »Er hat seine Waffe nicht gezogen, er hat nicht mal das Halfter geöffnet. Offenbar rechnete er nicht damit, dass es Schwierigkeiten geben könnte.«
»Auf diesem Dock patrouillieren private Wachleute«, gab Stottlemeyer zu bedenken. »Es gab keinen Grund für ihn, sich hier aufzuhalten, es sei denn, er hat etwas Verdächtiges gesehen. Aber das hätte er gemeldet. Weil er
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