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Monrepos oder die Kaelte der Macht

Monrepos oder die Kaelte der Macht

Titel: Monrepos oder die Kaelte der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manfred Zach
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Euphorie: Er gehört einfach hierher, es stimmt alles zusammen!
    Breisinger erkundigte sich nach Gundelachs Aufgaben, und Bertsch schilderte sie in groben Zügen. Mehr Sorgfalt verwandte er darauf mitzuteilen, wie er Gundelach in dieser Woche einzusetzen gedenke: Dienstags beobachtende Teilnahme an der Kabinettssitzung und der anschließenden Pressekonferenz, donnerstags ganztägige Begleitung des Herrn Ministerpräsidenten beim Besuch eines Landkreises, freitags pressemäßige Betreuung eines Haustermins mit Lokaljournalisten. Am Wochenende könne der Assessor erstmals den Bereitschaftsdienst übernehmen. Außerdem sei vorgesehen, ihn zur Verstärkung der Redengruppe heranzuziehen.
    Bertsch sprach wie immer schnell und präzise. Während er das Landesjubiläum eingangs nur mit einigen allgemeinen Wendungen gestreift hatte, schnitt er die aktuellen Pressetermine wie mit einem Seziermesser auf. Breisinger nickte jedesmal zustimmend und sagte: Einverstanden. Das verschafft Ihnen einen guten Einblick und gibt Ihnen die Möglichkeit, gleich medias in res zu gehen.
    Damit war das Thema erledigt. Gundelach erwartete die Aufforderung, sich zu entfernen. Da sie nicht erging, blieb er sitzen. Verstohlen wanderte sein Blick zu einer Ansammlung großformatiger Fotografien, die Breisinger mit dem Papst, dem Bundespräsidenten und mehreren gekrönten Häuptern zeigte. Wie Gemälde waren sie von breiten Passepartouts umrahmt. Jedes Foto trug eine schwungvolle handschriftliche Widmung. Kein Zweifel, der Ministerpräsident stand auf vertrautem Fuß mit den Großen der Welt. Auf dem schmalen, granitgrauen Sims einer verblendeten Kaminattrappe waren sie aufgereiht und lächelten.
    Breisinger räusperte sich und nestelte seine Lesebrille hervor. Umständlich setzte er sie auf, nahm von einem kleinen Stapel Post ein Schreiben zur Hand und sagte:
    Der Intendant Bosch hat mir geantwortet. Ich bin mit seinem Brief aber ganz und gar nicht zufrieden. Er will uns wieder ausweichen, so ist mein Eindruck. Zwar bestätigt er die Unterredung mit Ihnen und dem Chefredakteur des Hörfunks, doch über konkrete Konsequenzen schweigt er sich auch diesmal aus. Ich dachte, der Fall Fabian wäre entschieden?
    Mit spitzen Fingern reichte er das Schriftstück an Bertsch weiter. Der nahm es ohne Hast in Empfang und las den Brief konzentriert durch.
    Unglaublich, sagte er endlich und legte ihn beiseite, es ist wirklich unglaublich. Ein klarer Bruch unserer Vereinbarung! Hänsler hat mir sein Wort darauf gegeben, Fabian auf den vakanten Korrespondentenposten in Johannesburg abzuschieben. Das war eindeutig so besprochen. Es kann in der ARD gar keine Differenzen darüber geben, denn dieser Korrespondentenplatz steht unserem Sender seit jeher zu. Nein, die Sache liegt anders. Die SPD hat Wind davon bekommen und versucht mit allen Mitteln, den Juso Fabian im Land zu halten. Wahrscheinlich haben sich einige SPD-Rundfunkräte an Bosch gewandt und ihn unter Druck gesetzt. Und da steht er halt nicht hin, der Herr Intendant!
    Sie kennen meine Meinung über ihn, sagte Breisinger. Das Ärgerliche ist nur, daß wir ihn als CDU-Mann uns zurechnen lassen müssen. Das macht die Sache erst recht schwierig. Aber was den Fabian betrifft, da weichen wir nicht! Der Kerl ist ein Ideologe schlimmster Provenienz, der unterwandert mir noch die ganze landespolitische Redaktion. Seine Kommentare zur Hochschulpolitik und zum Kernkraftwerk Weihl sind geradezu haßerfüllt. – Soll ich selbst mal mit Bosch reden?
    Damit würden Sie ihm zuviel Ehre antun, Herr Ministerpräsident. Bertsch griff erneut zu dem inkriminierten Schriftstück, als wolle er prüfen, ob er etwas Wichtiges übersehen habe.
    Natürlich, hier: Bosch regt ein klärendes Gespräch mit Ihnen an, wie er das nennt. Er will sich rückversichern, das ist alles! Er wird Ihnen seine Schwierigkeiten schildern, vage Versprechungen machen und Sie im übrigen auf die Zeit nach der Landtagswahl vertrösten. Aber bis dahin ist die Stelle in Johannesburg längst anderweitig besetzt. Und vorher streut er, daß Sie persönlich versucht hätten, auf seine Personalpolitik Einfluß zu nehmen und er dem heldenhaft widerstanden hat. Dann wird es für Hänsler noch schwerer, eine vernünftige Linie in seiner Redaktion durchzusetzen.
    Breisinger zögerte. Hinter seiner hohen, kegelförmig zugespitzten Stirn arbeitete es. Die schräggeschnittenen Augenlider bedeckten die Pupillen. Der Mund lag breit und schmal unter der Nase, die sich zum

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