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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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Schmollmund.
    »Genau so!«, sagte Christian lachend. »Sieh nur, es funktioniert schon.« Er zeigte auf René, der aufgehört hatte, die Möbel abzuwischen, und Stephanie mit dem Ausdruck eines ausgehungerten Wolfes dabei beobachtete, wie sie sich langsam eine Locke um einen langen Finger wickelte.
    »Das Problem ist nur, dass der Inspektor eine Inspektorin ist, ihr kleinen Paschas«, sagte Stephanie und machte sich daran, Lorna nach unten zu folgen.Am Ende bestand gar keine Notwendigkeit für Stephanie, ihre weiblichen Reize einzusetzen. Eine Viertelstunde vor der mit der Inspektorin vereinbarten Zeit hatte sich die Wäschekammer in ein helles, freundliches Gästezimmer verwandelt. Dem Bett, flankiert von zwei Nachttischen mit nicht zusammenpassenden Lampen, sah man nicht an, dass es noch vor kurzem mit Putz bedeckt gewesen war. Die Bettdecken waren nicht mehr zu gebrauchen gewesen, und daher war es nun unter einer leuchtend gelben Tagesdecke verschwunden, die ebenso wie die am Fenster hängenden passenden Vorhänge in aller Eile aus Chloés Zimmer hergeholt worden waren. Stephanie hatte außerdem eine Vase mit frühen Osterglocken mitgebracht, die sie auf einen Tisch in der Ecke gestellt hatte. Und im Flur hing nun ein Sträußchen mit getrocknetem Lavendel, um von dem durchdringenden Feuchtigkeitsgeruch abzulenken. Die Tür zu dem beschädigten Zimmer war abgeschlossen.
    »Großartig!«, gratulierte Christian Véronique, als sie beide zusammengesunken und schlapp von der körperlichen Anstrengung auf einem Barhocker vor ihrem Kaffee saßen. »Und ganz schön clever noch dazu. Ich hatte ja keine Ahnung, was so alles in dir steckt!«
    Véronique neigte angesichts des Lobs den Kopf zur Seite.
    »Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm«, murmelte Annie und klopfte ihrer Tochter liebevoll auf die Schulter.
    »Er ist da!«, ertönte Renés schriller Schrei von draußen, wo er mit schlechtem Gewissen eine Zigarette geraucht hatte, die er nun fieberhaft auszudrücken und dabei gleichzeitig die Vordertür zu öffnen versuchte. »Er ist da, er ist da!«
    In Reaktion auf die Panik in Renés Stimme versammelten sich alle in der Nähe der Bar und drängten sich in der primitiven Überzeugung zusammen, dass man zu mehrerensicher sei. Paul stellte erstaunt fest, dass lediglich Monique Sentenac und Josette fehlten. Sie hatten sich beide dafür entschuldigt, dass sie ihnen in der entscheidenden Phase nicht beistehen konnten. Paul, der sich sehr wohl bewusst war, welches Risiko die Anwesenden auf sich nahmen, empfand mit einem Mal eine tiefe Zuneigung für seine Nachbarn, die an den letzten zehn Abenden zu seinen Freunden geworden waren.
    »Ihr könnt gehen, wenn schnell, schnell«, sagte er und zeigte auf die Hintertür.
    Renés Augen huschten Richtung Hintertür, als zöge er in Erwägung, die Flucht in diese Richtung anzutreten, bevor der Bürgermeister die Vordertür erreichte, aber Annie schnaubte nur verächtlich.
    »Zu spät!«, polterte sie. »Hat keinen Sinn mehr. Er weiß ohnehin, dass wir mitmischen.«
    Die Worte hingen wie ein Todesurteil über ihren Köpfen, während sie warteten und die dröhnende Stimme des Bürgermeisters immer näher kam, bis man sehen konnte, wie sich seine Wurstfinger nach der Türklinke griffen.
    »Der Moment der Wahrheit«, murmelte Christian, und er spürte, wie jemand solidarisch seine Hand drückte. In dem Moment, als er erkannte, dass es Véronique war, betrat auch schon der Bürgermeister den Raum.
    » Bonjour, Monsieur, Mad …« Die Begrüßung des Bürgermeisters erstarb auf seinen Lippen, als er die Gruppe vor sich erblickte. »Messieurs, Mesdames«, verbesserte er sich und klang dabei alles andere als freundlich. Nachdem er einen nach dem anderen mit einem eiskalten, eindringlichen Blick bedacht hatte, als präge er sich ihren Verrat in sein Gedächtnis ein, tat er sie mit einem Zurückwerfen des Kopfes ab und schritt mit ausgestreckter Hand auf Paul und Lorna zu.
    »Monsieur Web Ster, Madame Web Ster. Ich will hoffen, dass es Ihnen gutgeht?«
    »Ja, vielen Dank«, brachte Paul heraus, während sich Lorna Mühe gab, nicht einzuatmen, als das Rasierwasser des Bürgermeisters sie einhüllte.
    »Ich glaube, Sie kennen ja schon alle.« Er deutete auf die Prüfungsbeteiligten, die ihm gefolgt und ebenso von der Anwesenheit so vieler Leute erstaunt waren. Madame Dubois löste sich von der kleinen Gruppe und trat vor, um ihnen ebenfalls die Hand zu schütteln, wobei sie sich nach vorn

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