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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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fürchte, es muss der Bürgermeister sein. Er war es, der die Prüfung ursprünglich angeordnet hat, und deshalb ist seine Anwesenheit zwingend erforderlich.«
    »Nein! Nicht der Bürgermeister«, warf Lorna ein. Sie zeigte auf Christian. »Er hat die Prüfung angeordnet.«
    Ein aufgeregtes Stimmengewirr erhob sich im Raum, als die Leute die Tragweite ihrer Worte erfassten, und niemand bemerkte, dass Lorna es geschafft hatte, gleich zweimal hintereinander einen Artikel korrekt zu benutzen.
    »Stimmt das?«, fragte der Feuerwehrmann Christian. »Ist Ihr Name auf dem Prüfungsbescheid?«
    Christian verzog das Gesicht zu einem bitteren Lächeln, da ihm die Ironie der Umstände nicht entgangen war. »Ja, mein Name steht drauf. Dafür hat der Bürgermeister gesorgt.«
    Major Gaillard lächelte, als Lorna das erste Mitteilungsschreiben aus einer Mappe zog und triumphierend auf die maßgebliche Stelle tippte.
    »Na, worauf warten wir dann noch? Los geht’s!«
    Pascal Souquet vermochte ein Gefühl der Beklommenheit nicht abzuschütteln, und er hatte keine Ahnung, warum dies so war. Die Woche Skiurlaub, die er in Les Houches verbracht hatte, war exquisit gewesen. Seine Schwester und ihr widerlich erfolgreicher Mann hatten sie in ihr luxuriöses Chalet eingeladen, wo sie eine Reihe prominenter Gäste aus der Pariser Oberschicht empfingen, und Pascal war in seinem Element gewesen. Intelligente Unterhaltungen, gebildeteDiskussionen, exzellenter Wein. Nicht ein einziges Mal hatte er das Wort Maulkrankheit vernommen, es hatte keine Debatte über die beste Methode zum Abrichten eines Jagdhundes gegeben, und er hatte nicht ein Mal den Geruch eines Pastis erdulden müssen. Aber nachdem er nur einen einzigen Tag wieder in Fogas war, spürte er bereits, wie dieses Leben an seinen Nerven zerrte, geradeso wie ein schlecht sitzender Kragen an der Haut scheuerte.
    Zuerst war da dieser Vorfall im Rathaus gewesen. Céline hatte sich ihm gegenüber wie immer anmaßend benommen, weshalb er sich genötigt gesehen hatte, sich im Geiste eine Notiz zu machen, herauszufinden, wie er sie am schnellsten feuern könnte, wenn er das Bürgermeisteramt übernahm. Sie hatte sich kaum die Mühe gemacht, ihn zu grüßen, und ihn gleich wegen irgendeines Briefes ausgefragt, den er angeblich vor seinem Urlaub den Websters hätte aushändigen sollen. Anscheinend war er sehr wichtig, denn der Bürgermeister hatte sich danach erkundigt.
    Pascal hatte unerschütterlich daran festgehalten, dass ein solches Dokument nicht existiere und der Bürgermeister eine derartige Bitte niemals an ihn gerichtet habe. Aber Céline hatte darauf beharrt und irgendetwas vor sich hin gemurmelt. Schließlich war sie ins Büro des Bürgermeisters marschiert gekommen, in dem Pascal arbeitete, und hatte begonnen, nach diesem Brief zu suchen, den Schreibtisch durchwühlt und Papierstapel durchgeblättert und schließlich seine Kaffeetasse umgestoßen. Die heiße Flüssigkeit hatte sich über den Schreibtischrand auf seine Beine und weitaus empfindlichere Stellen ergossen, und als er vor Schmerz aufsprang, hatte sie hinter vorgehaltener Hand gekichert.
    Um ihre Unverschämtheit zu überspielen, hatte sie sich gebückt, um die Tasse aufzuheben, und als sie sich wiederaufrichtete, war da ein Brief in ihrer Hand und ein selbstzufriedener Ausdruck auf ihrem Gesicht gewesen.
    »Der ist Ihnen wohl runtergefallen«, sagte sie und schwenkte den Umschlag wie eine Kriegsbeute. »Da wird sich der Bürgermeister aber gar nicht freuen, wenn er herausfindet, dass die Websters ihn nie bekommen haben. Am besten fahren Sie gleich mal bei der Auberge vorbei und geben ihn ab.«
    Er besaß weder den Scharfsinn seiner Frau, noch vermochte er davon zu profitieren, da sie sich immer noch in Les Houches aufhielt und den Neuschnee fern von ihrem Handy auskostete. Trotzdem spürte Pascal, als er die Straße nach La Rivière hinunterfuhr, dass etwas nicht stimmte. Aber er kam einfach nicht dahinter, was es sein könnte.
    Nun, da er den Wagen vor der Auberge abgestellt hatte, wurde ihm noch mulmiger zumute, denn neben ihm parkten ein Fahrzeug des Brand- und Arbeitsschutzes aus Foix und ein blauer Mannschaftswagen der Polizei. Außerdem befanden sich noch einige andere Autos dort, was darauf schließen ließ, dass eine größere Gruppe die Auberge besuchte.
    Pascal kaute am Rand eines manikürten Nagels und fragte sich, was das wohl alles zu bedeuten habe. Und je mehr er kaute, desto eindeutiger wiesen die Fakten

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