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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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neigte, um Lorna etwas zuzuflüstern.
    »Haben Sie alles fertig bekommen?«
    Lorna nickte kaum merklich, und Madame Dubois’ Gesicht hellte sich auf.
    »Ausgezeichnet!« Sie schloss sich wieder der kleinen Gruppe an.
    »Also. Wo fangen wir an?«, fragte der Bürgermeister.
    Paul entschied sich, die Initiative zu ergreifen. »Vielleicht möchte Major Gaillard den neuen Heizkessel ansehen? Oder den neuen Öltank?«
    Der Bürgermeister blinzelte zweimal, aber das war seine einzige sichtbare Reaktion.
    »Und ich zeige Madame Dubois die Gästezimmer«, fügte Lorna hinzu. »Es ist alles vollendet.«
    Die beiden Inspektoren stimmten bereitwillig zu, und als der Bürgermeister spürte, wie ihm seine Macht entglitt, färbte sich sein Gesicht puterrot. Er hatte zwar bereits gestern Abend, als er vorbeifuhr, vermutet, dass etwas im Gange war, aber er hatte ja keine Ahnung gehabt, in welchem Maße er ausmanövriert wurde. Er hätte niemals gedacht, dass sie all die Arbeiten pünktlich schaffen würden. Und auch wenn er zu der Schlussfolgerung gelangt war, dass es das Beste wäre, die Auberge wieder zu öffnen, brachte esihn zur Weißglut, dass seine Autorität auf eine solche Weise untergraben worden war.
    Das Geträller seines Handys bewahrte ihn davor, sich dazu äußern zu müssen. Er stiefelte zum anderen Ende des Raumes, während sich alle anderen zu unterhalten begannen. Als er kurze Zeit später zurückkehrte, war er kreidebleich.
    »Ich muss leider sofort weg«, sagte er, und seine ernste Stimme durchschnitt das Geplapper. »Eine dringende Angelegenheit.«
    »Aber die Prüfung?« Paul vermutete eine neue List. »Sie müssen hier sein.«
    Der Bürgermeister breitete die Arme aus. Zum ersten Mal, soweit sich die Anwesenden erinnern konnten, fehlten ihm die Worte. Annie, die sah, wie er um eine Antwort rang, verspürte plötzlich Mitleid mit ihm, denn sie vermutete, dass der Anruf aus dem Krankenhaus gekommen war.
    »Tut mir leid«, sagte er, ganz offenbar ehrlich bestürzt. »Tut mir wirklich leid.« Und damit eilte er davon, und gleich darauf brauste sein Wagen Richtung St. Girons an der Auberge vorbei.
    Unterdessen begann Major Gaillard die Unterlagen wegzupacken, die er in der Hand hielt.
    »Sie gehen ebenso?«, fragte Lorna mit zitternder Stimme.
    »Es tut mir leid, aber wir können ohne den Bürgermeister keine Prüfung durchführen. Das wäre nicht ordnungsgemäß und damit ungültig.« Er zuckte mit den Schultern, als räumte er ein, dass sie alle von einem großen Meister ausgetrickst worden waren.
    Stephanie warf wütend die Arme in die Luft. »Das kann doch nicht wahr sein! Was für eine Unverschämtheit! Erhat die Prüfung ein zweites Mal auf unverfrorene Weise manipuliert. Der Mann hat wirklich keine Skrupel.«
    Während die anderen zustimmend murmelten, trat Annie, die ihre Meinung so lange für sich behalten hatte, vor, und als sie ihre Stimme erhob, übertönte ihr schroffer Klang alle anderen.
    »Seine Frau liegt im Sterben«, sagte sie, um sie gleich mit der Wahrheit zur Einsicht zu bringen. »Deshalb musste er so schnell weg.«
    Alle verstummten. Niemand rührte sich. Einzig der Sekundenzeiger der Uhr war im Hintergrund zu hören. Und dann fand Christian seine Stimme wieder.
    »Das gibt’s doch nicht. Thérèse liegt im Sterben? Ich dachte, sie sei in Toulouse!«
    Annie schüttelte den Kopf. »Sie ist in St. Girons im Krankenhaus.«
    »Aber … wie lange ist sie denn …« Christian geriet ins Stocken, nicht sicher, was er fragen sollte, während sich die Puzzlesteine des Rätsels, warum sich der Bürgermeister in letzter Zeit so seltsam verhalten hatte, allmählich zusammenfügten.
    »Sie wurde Silvester eingeliefert. Sie wollte nicht, dass irgendjemand davon weiß, und ich habe es auch nur durch Zufall erfahren. Also, als ihr alle angefangen habt, euch über Serge das Maul zu zerreißen, da konnte er nichts sagen.«
    Ihre Worte setzten ihnen zu. Umso mehr, als sie begriffen, welche Last er in den vergangen Wochen getragen hatte, die von ihnen unwissentlich auch noch vergrößert worden war.
    »Also, trotz seiner Vorliebe für Täuschungsmanöver glaube ich ausnahmsweise einmal nicht, dass es seine Absicht gewesen ist, euch hereinzulegen. Und deshalb solltenwir versuchen, doch noch irgendeinen Weg zu finden, diese verdammte Prüfung hinter uns zu bringen.« Annie wandte sich an Major Gaillard. »Warum muss der Bürgermeister anwesend sein? Reicht nicht auch irgendein anderes Ratsmitglied?«
    »Ich

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