Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
Vom Netzwerk:
Mitwirkung nicht mehr verstecken und können alle bei der Prüfung dabei sein!«
    »Sie hat recht.« René, der sich wieder an seine Zigarette erinnert hatte, leckte den Rand des Papiers an, klebte den Glimmstängel zu und steckte ihn, nachdem er das Ergebnis kurz begutachtet hatte, für die Rückfahrt in seine Hemdtasche. »Ich weiß nicht, wie ihr das seht, aber ich werde morgen früh um neun hier sein.« Er wandte sich Paul und Lorna zu. »Wenn euch das recht ist?«
    »Merveilleux!«, sagte Lorna. »Du auch, Christian? Ich mache viel zu essen …«
    Christian grinste verlegen, während alle anderen schallend lachten. Nun, da der Heizkessel seit Mittwochabend lief, hatten sie Christian jeden Abend wegen seiner Anwesenheit in der Auberge aufgezogen, und René hatte angedeutet, dass sie mehr mit der abendlichen Mahlzeit als mit der abendlichen Arbeit zu tun hatte.
    »Pssst!« Véronique bedeutete ihnen, ruhig zu sein, als sie sich von ihrem Hocker heruntermühte, um nach dem Radio zu greifen und es lauter zu stellen. »Ich muss mich wohl verhört haben!«
    Die Stimme einer jungen Frau sprudelte aus dem Gerät. Das Französisch war schnell und die Stimme unglaublich schrill, aber es handelte sich eindeutig um eine Werbung für einen hiesigen Betrieb. Lorna verstand nicht, warum Véronique es für so wichtig hielt, bis die letzten Worte aus dem Radio purzelten.
    »… in der Auberge des Deux Vallées , La Rivière, Telefon …«
    »Das sind wir! Werbung für uns! Im Radio! Wer von euch …«
    Aber es hatte keinen Sinn, die anderen zu fragen. Sie schienen alle gleichermaßen überrascht und beseelt von der Vorstellung, ein bisschen Berühmtheit erlangt zu haben – wenn auch nur auf Radio Couserans. Lediglich Véronique blieb ganz ruhig und richtete einen prüfenden Blick auf Christian, dessen zuvor unbehagliche Miene einer zufriedenen gewichen war. Er spürte ihre Augen auf sich ruhen, griff ihre Krücken und ging zu ihr hinüber.
    »Bist du so weit? Kann ich dich nach Hause fahren?«, fragte er betont beiläufig.
    »Du bist ein guter Mann, Christian Dupuy.«
    »Ich weiß wirklich nicht, womit ich das verdient habe«, erwiderte er, Erstaunen heuchelnd.
    »Nein, natürlich nicht.«
    Er zuckte mit den Schultern, grinste dann. »Wird mich das jetzt vor der ewigen Verdammnis retten?«
    Sie verzog das Gesicht, als dächte sie ernsthaft über seine Frage nach. »Nein«, erklärte sie schließlich lachend. »Das glaube ich nicht. Ich fürchte, du bist verdammt, bis in alle Ewigkeit in den Flammen der Hölle zu schmoren. Aber wenn du mir die Stufen hinunterhilfst, dann werde ich für dich beten.«
    Er stimmte in ihr Lachen ein, ergriff ihren Arm undführte sie durch den Raum. Die anderen verabschiedeten sich ebenfalls und versprachen, am nächsten Morgen vorbeizukommen. Sie verließen die kuschelige Wärme der Auberge und stöhnten über die Kälte und die Nässe draußen, als sie zu ihren Autos liefen. Da Geheimhaltung nicht mehr länger vonnöten war, drückte René auf seine Hupe, als er davonfuhr, während Stephanie ein letztes Adieu brüllte, als sie dem stotternden Panda mit dem knallenden Auspuff auf die Straße hinaus folgte.
    »Mensch, was für ein Abend!«, sagte Paul, als er die Tür schloss.
    » Was für eine Woche trifft es wohl eher.«
    Sie standen für einen Moment schweigend da, als ihnen bewusst wurde, was sie alles geschafft hatten. Auf der Bar lag eine Mappe, in der sich alle notwendigen Unterlagen für einen Förderantrag befanden. Stephanie hatte sich vier Abende abgeplagt, damit sie die notwendigen Zuschüsse beantragen konnten. An der hinteren Wand befand sich der Thermostat für die Zentralheizung, die René und Christian installiert hatten. Die Gästezimmer oben waren makellos, alle komplett eingerichtet, die neuen Vorhänge von Véronique und Josette handgesäumt. Und dank Annie und Monique Sentenac blitzten die Fenster vor Sauberkeit.
    St. Germaine thronte über allem auf ihrem Ehrenplatz, der Sockelleiste, im Flur.
    »Madame Dubois wird den Laden nicht wiedererkennen«, sagte Lorna mit einem zittrigen Lachen.
    » Ich erkenne ihn ja nicht mal wieder!« Paul schüttelte verwundert den Kopf. »Es kommt mir wirklich so vor, als hätten wir unser Ziel fast erreicht. Wir müssen nur noch zwei Prüfungen hinter uns bringen.«
    »Dieses Mal wissen wir wenigstens, was auf uns zukommt.«
    Mit einem Gefühl großer Zufriedenheit schalteten sie die Lichter aus, gingen nach oben und legten sich

Weitere Kostenlose Bücher