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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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ihn Véronique, während die anderen,Serge eingeschlossen, lachten, und die Stimmung hellte sich ein wenig auf, als einer nach dem anderen am Tisch Platz nahm.
    »Aber es stimmt«, stotterte René, der seinen Ausrutscher unbedingt wieder wettmachen wollte. »Sie kocht französisches Essen. Sie benutzt sogar Rezepte von Jamio Le Vert.«
    »Von wem?«, fragte Stephanie, die gleich in ihre neue Rolle schlüpfte und ein Gedeck mehr auflegte.
    »Den kennst du nicht? Jamio Le Vert? Er ist Franzose«, erklärte René mit gallischem Stolz. »Sehr berühmt. Meine Frau schwört auf ihn.«
    »Ich glaube«, sagte Lorna, die ein Lachen unterdrückte, während sie die Suppe austeilte, »du meinst Jamie Oliver.«
    »Ja, habe ich doch gesagt. Jamio Le Vert.«
    Ein wahrer Tumult brach aus, als Renés Nachbarn begriffen, welchem Irrtum er da aufgesessen war.
    »Der Kerl ist Engländer, du Idiot!«, rief Christian, und René blickte entgeistert drein, als die Suppenteller mit schmelzendem Käse unter schallendem Gelächter herumgereicht wurden.
    »Was soll das heißen, er ist Engländer? Meine Frau setzt mir dieses Essen seit Jahren vor, und sie hat mir versichert, er sei Franzose!«
    Als René klar wurde, auf welch schamlose Weise seine Frau ihn getäuscht hatte, wurde er immer ungehaltener, was zur Folge hatte, dass sich alle um ihn herum noch mehr amüsierten. Inmitten dieses ganzen Aufruhrs bemerkte Annie mit einem Mal, dass jemand fehlte. Sie rief Chloé zu sich und flüsterte ihr etwas ins Ohr, woraufhin sie mit wehenden schwarzen Locken zur Vordertür hinausflitzte und die Straße hinauf zur Épicerie .
    »Josette«, rief sie, als sie zur Tür hereingestürzt kam und die Vögel wie wild zum Zwitschern brachte.
    Josette kam aus der Bar gelaufen.
    »Du meine Güte, Chloé! Ist alles in Ordnung?«
    »Annie sagt, du sollst abschließen und zum Essen in die Auberge kommen. Wir feiern.«
    »Ihr feiert? Dann haben sie die Prüfung also bestanden? Tja, dann mache ich wohl besser, was Annie sagt! Warte hier auf mich, Liebes, ich bin in einer Minute wieder unten.«
    Als Josette die Treppe hinaufeilte, um ihre Jacke zu holen, da war ihr seit langer Zeit mal wieder so richtig leicht ums Herz. Das waren phantastische Neuigkeiten! Damit hatte sich ja der ganze Stress gelohnt. Und Jacques würde sich erst freuen!
    Als sie wieder nach unten ging, hörte sie, wie Chloé in der Bar mit jemandem redete, und stieß einen Fluch aus – was sie selten tat. Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Ein einzelner Gast, der sich zur Mittagszeit ein Gläschen gönnen wollte. Tja, da musste er ausnahmsweise einmal woandershin gehen. Sie würde jedenfalls schließen.
    Aber als sie die Bar betrat, war abgesehen von Chloé und Jacques, der mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht am Kaminfeuer saß, niemand da. Erleichtert, dass der Gast doch nicht gewartet hatte, nahm sie Chloé an die Hand und schickte sich an, zu gehen.
    »Josette«, fragte Chloé, als sie am Durchgang waren, »kommt Jacques denn nicht mit?«
    Josette erstarrte und blickte in Chloés ernstes Gesicht herab.
    »Was meinst du denn damit, Liebes? Jacques ist doch letztes Jahr gestorben.«
    »Ich weiß«, erwiderte Chloé und zeigte auf die Kaminecke, wo Jacques still in sich hineinlachend saß. »Aber er ist wieder da. Sieh nur.«
    »Du kannst ihn sehen?«
    »Ja.« Sie winkte, und zu ihrer Freude winkte er zurück.
    »Nun ja«, sagte Josette, der es große Mühe bereitete, mit ruhiger, fester Stimme zu sprechen, »nicht jeder kann ihn sehen, Chloé. Ich glaube, das sollte unser kleines Geheimnis bleiben. In Ordnung?«
    Chloé zuckte mit der Lässigkeit einer Neunjährigen die Achseln. »Meinetwegen. Aber wenn er nicht mitkommt, dann sollten wir vielleicht die Läden offen lassen, damit er wenigstens hinausschauen kann.«
    »Das ist eine gute Idee«, stimmte ihr Josette zu, und mit einem letzten liebevollen Blick auf ihren Ehemann folgte sie Chloé aus dem Laden und schloss die Tür ab.
    Jacques stand auf, um ihnen hinterherzuschauen. Er blieb am Fenster stehen, als sie auf das Gebäude zuschritten, das sich inmitten des Mahlstroms befunden hatte, der sie fast alle mitgerissen hätte. Eine große Zufriedenheit erfüllte sein Herz, als er über den Ausgang dessen nachdachte, was sich als Katastrophe für die Gemeinde Fogas hätte entpuppen können.
    Als Josette und Chloé die Auberge erreicht hatten, drehten sie sich um und winkten ihm ein letztes Mal zu. Dann nahm Jacques wieder seinen Platz am

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