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Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
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Wagen neben der Auberge ab und stieg aus. Annie hakte sich bei ihm unter und führte ihn zu den Stufen.
    »Auf die bestandene Prüfung«, sagte Paul und reichte Lorna ein Glas Kir.
    Sie hob das Glas und nahm dankbar einen Schluck. Nun, da das Pot au Feu vor sich hin köchelte und die Zwiebelsuppe beinahe fertig war, betrachtete sie mit einem gedankenverlorenen, zufriedenen Gesichtsausdruck den Gastraum. Die lange Tafel dominierte das Zimmer. Sie war beladen mit Körben frischen Brots und mit den Weinflaschen aus der Region Ariège, die René als Geschenk zur Eröffnung mitgebracht hatte. Dieser Wein schmeckte allemal besser als das Zeug, das sie im Keller entdeckt hatten! Jemand hatte den Holzofen in der Ecke angezündet, und das Feuer spiegelte sich auf den Gedecken wider, Lichtfunken glitzerten auf den Messern und Gabeln und tanzten auf den Gläsern. Über dem gesamten Raum lag eine feierliche Stimmung.
    »Ich kann es immer noch nicht glauben«, staunte Lorna. »Es kommt mir nach all den Scherereien so unwirklich vor. Wir haben die Prüfung endlich bestanden!«
    »Und wir haben den Förderantrag für die Zuschüsse gestellt. Nächstes Jahr um diese Zeit sollten wir ein neues Dach haben!«
    »Ohne sie hätten wir es nie geschafft«, sagte sie undschaute zu den Leuten hinüber, die ihnen geholfen hatten. Véronique plauderte mit Major Gaillard, während René und Alain eine hitzige Diskussion mit einem der Polizisten führten, bei der es, wie Lorna vermutete, um das Thema Brotbackmaschinen ging. Christian war voll und ganz von Madame Dubois vereinnahmt worden, die schamlos mit ihm flirtete, was ihm augenscheinlich peinlich war und gar nicht behagte. Chloé, die gerade aus der Schule gekommen war, streichelte die Katze und lauschte Stephanie, die in eine Unterhaltung mit Monsieur Chevalier vertieft war. Worüber auch immer sie reden mochten, ihre Hände waren dabei ständig in Bewegung, und ihre Armreife klimperten im Takt zu ihrer Stimme.
    »Hast du das Gefühl, dass wir dazugehören?«, flüsterte Paul, als er einen Arm um seine Frau legte.
    Lorna nickte. Sie war so gerührt, dass es ihr die Kehle zuschnürte.
    »Na, warte mal ab, bis sie deinen Pot au Feu gekostet haben! Dann wird man uns in der Gemeinde todsicher mit offenen Armen willkommen heißen!« Paul hob die Nase und schnupperte genüsslich den köstlichen Duft, der aus der Küche drang. »Wann können wir essen?«
    »Ich finde, wir sollten erst noch Stephanie Bescheid sagen, meinst du nicht?«
    »Was, jetzt? Vor dem Essen?«
    »Warum nicht? Das ist doch der perfekte Zeitpunkt.«
    Paul wandte sich der Gesellschaft zu. »Entschuldigung!«, rief er laut genug, dass alle ihn hörten. Als die Gespräche verstummten, hob er sein Glas.
    »Auf unsere neue Kellnerin«, verkündete er. »Stephanie Morvan!«
    Stephanie öffnete den Mund, aber es kam kein Laut heraus.
    »Du möchtest nicht bei uns arbeiten?«, zog Lorna sie auf.
    »Ihr gebt mir den Job? Im Ernst? Ihr wollt mich haben?«
    »Wann kannst du beginnen?«
    »Auf der Stelle!«
    Alle prosteten ihr zu, während sich Stephanie Chloé zuwandte, sie hochhob und fest an sich drückte.
    »Jetzt müssen wir nicht wegziehen«, flüsterte sie ins Haar ihrer Tochter. »Wir können hierbleiben.«
    Chloé lehnte sich zurück, um ihrer Mutter ins Gesicht zu schauen. »Ich hatte nie vor, wegzuziehen, Maman. Wir gehören doch hierher«, sagte sie mit feierlicher Stimme.
    Stephanie drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange, was Chloé ausgenommen peinlich war, und erst als die frischgebackene Kellnerin ihre Tochter wieder auf dem Boden abgesetzt hatte, erblickte sie Annie mit Serge Papon im Türdurchgang.
    Beim Anblick des Mannes, dem man sein Alter plötzlich ansah, der von Kummer gebeugt und völlig verunsichert war, verstummten alle im Raum. Christian tat den ersten Schritt, ging auf ihn zu, ergriff seine Hand, und seine breite Handfläche umschloss die knotigen Finger des älteren Mannes.
    »Es tut mir leid«, sagte er bloß. »Sie war eine gute Frau.«
    Serge nickte, vermochte kein Wort herauszubringen. Dann nahm Lorna, deren Augen voller Tränen waren für eine Frau, die sie gar nicht gekannt hatte, behutsam seinen Arm und führte ihn zu einem Stuhl am Tisch.
    »Bleiben Sie. Essen Sie mit uns«, sagte sie. »Sie können jetzt nicht nach Hause.«
    »Danke«, sagte Serge nur.
    »Sie ist eine gute Köchin«, platzte René nervös heraus, der die Anspannung spürte. »Obwohl sie Engländerin ist.«
    »René!«, rügte

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