Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf
Abteilungs-Behörde in Brand gesetzt und Hilfe von Ariège, jemand vom Veterinäramt und noch irgendjemand. Ich habe keine Ahnung, wofür die Buchstaben DDE stehen.«
Paul ließ die Schultern sacken und rieb sich mit der Hand über das müde Gesicht.
»Also, ein Polizist, ein Feuerwehrmann, der Bürgermeister, ein Unbekannter und ein Tierarzt! Das ist ja ein ziemlichesAufgebot an Leuten. Wir könnten ein wenig Hilfe gebrauchen, um zu verstehen, worum es eigentlich geht.«
»Aber wen sollen wir fragen?« Lorna warf den Brief auf den Tisch. Sie spürte die Anfänge einer Migräne hinter ihrem linken Auge.
» Bonjour! ’allo! Störe ich? ’abe Kuchen!«
Stephanie erschien an der Hintertür mit einem Teller in der Hand und Chloé an ihrer Seite.
»Stephanie!«, rief Lorna. »Sie schickt der Himmel!«
» Et voilà … das ist es.« Stephanie lehnte sich vom Tisch zurück und zuckte mit den Schultern. »Sie ’aben eine Prüfung an die nächste Montag.« Sie zog sich das Band aus den Haaren, und ihre Locken sprangen sogleich in die Höhe, froh, der Gefangenschaft entkommen zu sein. Stephanie massierte sich den Schädel. Gott, Englisch zu sprechen war wirklich verdammt harte Arbeit. Diese komische Aussprache. Das klang ja, als wenn sich Annie Estaque die Seele aus dem Leib hustete.
»Eine Prüfung. Am Montag. Und heute ist Freitag!« Paul schüttelte ungläubig den Kopf. »Das kommt mir alles sehr kurzfristig vor.«
»Und wir wissen immer noch nicht, was sie überprüfen wollen«, fügte Lorna hinzu.
»Vielleicht ist es, wie Sie sagen. Routine?«
»Ja, vielleicht. Es scheint mir nur … ich weiß auch nicht … irgendwie eine ernstere Sache zu sein. Und wer ist dieser Kerl überhaupt? Dieser Monsieur Dupuy?«
Stephanie betrachtete den fettgedruckten Namen, auf den Lorna zeigte, und sie verspürte ein beklemmendes Gefühl in der Brust. Sie zuckte erneut mit den Schultern, in der Hoffnung, eine Gleichgültigkeit auszustrahlen, die sie gar nicht empfand.
»Christian? Der ist bloß adjoint , wie sagt man, eine … Stellvertreter?«
»Aber warum hat er diese Prüfung verlangt?«
»Ich weiß nicht.« Das war die einzige Antwort, die Stephanie zu geben vermochte. Sie hatte keine Ahnung, warum eine Überprüfung vorgenommen werden sollte. In all der Zeit, die sie in der Auberge gearbeitet hatte, hatte der alte Loubet ihres Wissens niemals von irgendwelchen behördlichen Besuchen gesprochen, und deshalb konnte sie sich nicht vorstellen, dass etwas anderes als eine Routinekontrolle dahintersteckte.
Wesentlich verwirrender war die Rolle, die Christian bei der ganzen Sache spielte. In dem Brief wurde er eindeutig als Initiator der Prüfung benannt, und das beunruhigte Stephanie sehr. Da stimmte etwas nicht. Aber solange sie nicht mehr wusste, hatte sie nicht vor, ihre Bedenken mit jemandem zu teilen.
»Vielleicht hat Stephanie ja ins Schwarze getroffen. Vielleicht ist das alles nur Routine, und wir müssen uns keine Sorgen machen.«
»Hmm.« Selbst für Stephanies nichtenglische Ohren klang Lorna nicht überzeugt. »Es wäre nur nett gewesen, wenn er mit dem Brief vorbeigekommen wäre und die Sache erklärt hätte. Ich hätte den Mann gern kennengelernt, bevor er seinen Einfluss geltend macht. Und er hätte sich einen besseren Zeitpunkt aussuchen können!« Sie deutete mit der Hand auf das Chaos, das sie umgab. »Das Wochenende wird dafür draufgehen, all den Kram wegzuräumen, da wird uns keine Zeit mehr bleiben, Vorbereitungen für eine Prüfung zu treffen!«
Stephanie vermochte nicht dem ganzen Gespräch zu folgen, aber sie begriff das Wesentliche und musste sich auf die Zunge beißen, um Christian nicht in Schutz zu nehmen.
»Tja, jetzt ist es zu spät, um noch irgendetwas zu unternehmen. Das Rathaus wird geschlossen sein. Aber«, sagte Paul und wandte sich der Kaffeemaschine zu, die leise hinter der Bar zischte, »da wir nun schon einmal einen Kuchen haben, würde ich gern einen Kaffee dazu anbieten. Das heißt, wenn ich es schaffe, die Maschine in Gang zu bringen.« Er klappte den Filter heraus, füllte ihn mit frischgemahlenem Kaffee und schob ihn dann in die Maschine zurück.
»Da hilft wohl nur Daumen drücken«, murmelte er, als er den Espresso-Knopf betätigte. Aber nichts geschah. »Verfluchtes Ding!«
»Sie brauchen eine Klaps«, teilte ihm Stephanie mit.
»Wie bitte?«
»Eine Klaps. Dahin.« Stephanie lehnte sich über die Bar, und Paul, der sich über ihre Absichten nicht ganz im Klaren war,
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