Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf

Titel: Monsieur Papon oder ein Dorf steht kopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Stagg
Vom Netzwerk:
gebracht haben?«
    » Mais non, nicht deswegen. Monsieur Loubet schert sich nicht um die Gast.«
    Paul runzelte die Stirn. »Warum denn dann?«
    Stephanie zog überrascht die Augenbrauen in die Höhe. »Warum? Weil ich ’abe verschwendet die gute Cassoulet natürlich!«
    Paul und Lorna brachen erneut in Gelächter aus, während Stephanie nachsichtig lächelte. Es stimmte also doch, was man so über les anglais sagte. Sie hatten keine Ahnung, was den Franzosen ihr Essen bedeutete.
    »Igitt, Maman! Das ist ja eklig!« Chloé spuckte den Kuchenklumpen auf ihren Teller aus, griff nach ihrer Orangina und stürzte sie hinunter, um den Geschmack wegzuspülen.
    »Was zum Teufel ist denn los?« Stephanie biss in ihr eigenes Kuchenstück und sah im selben Moment, wie Lorna und Paul begannen, leise an ihren Bissen zu würgen. Sie kaute, und es war so weit alles in Ordnung. Locker, saftig, mit einem Hauch von … CHILI!!!
    »Bäääääh!«, sie griff hastig nach ihrem Kaffee und trank geräuschvoll. Paul und Lorna taten es ihr nach.
    »Tut mir leid«, brachte sie schließlich hervor, nachdem ihre Zunge aufgehört hatte zu brennen. »Ich ’abe wohl eine Fehler gemacht! Ich ’abe Chili genommen anstatt die Zimt.«
    »Also, das nenn ich mal einen echten Gewürzkuchen!«, sagte Paul, während er den Teller mit dem Kuchenrest von sich wegschob.
    Stephanie grinste. »Aber Sie wollen nicht, dass ich in die Küche arbeite, n’est-ce pas ?«
    »Nein!«, erwiderten Paul und Lorna wie aus einem Munde, und dann brachen sie alle vier in Gelächter aus.
    »Vielen Dank, dass Sie vorbeigekommen sind«, sagte Lorna, als sie Stephanie und ihrer Tochter eine halbe Stunde später die Tür öffnete. »Sie waren uns eine große Hilfe.«
    »Nicht die Rede wert.«
    »Und vielen Dank für den Kuchen«, fügte Paul mit urenglischer Höflichkeit hinzu, während seine Augen schelmisch funkelten.
    Stephanie lachte. »Gern gesche’en. Geben Sie mir Bescheid, was an die Montag passiert.«
    »Das werden wir«, versprach Paul. »Aber es ist vermutlich wirklich nur Routine. Kein Grund zur Beunruhigung.«
    »Und was könnte schon groß passieren?«, fügte Lorna hinzu. »Der Bürgermeister wird nicht zulassen, dass man uns den Laden dichtmacht, egal was dieser Monsieur Dupuy auch im Schilde führen mag. Dafür ist er viel zu nett.«
    Stephanie wandte sich ab und schaute zum Fluss hinüber. Sie verspürte wieder diese Beklemmung in ihrer Brust. Irgendetwas lief da furchtbar schief, das spürte sie. Und was Lornas Vertrauen in den Bürgermeister anging, so kannte Stephanie den Mann lange genug, um den Optimismus der Engländer nicht zu teilen.
    Mit einiger Anstrengung, von der sie hoffte, dass man sie ihr nicht anmerkte, setzte sie ein Lächeln auf und wandte sich wieder zu ihnen um.
    »Sie werden bestimmt recht ’aben, Lorna«, sagte sie und küsste zuerst ihre neue Chefin und anschließend ihren neuen Chef auf beide Wangen. Als sie mit Chloé an der Hand davonging, wurde ihr das Herz trotz ihres neuen Jobs schwer, und sie verspürte irgendwie Mitgefühl mit einem gewissen Judas Ischariot.

Kapitel 6
    Montag, der 15. Dezember, kam und mit ihm der stärkste Frost des bisherigen Winters. Die Bäume hoben sich weiß und spröde vor dem blauen Himmel ab. Oben in Fogas funkelten die Berge im Morgensonnenschein, und ihre Größe wirkte in der klaren Luft noch eindrucksvoller.
    Aber welche Schönheit der Frost dem Dorf auch immer bescheren mochte, er brachte gleichermaßen Nachteile mit sich. Draußen vor dem Rathaus war die Straße trotz des vorabendlichen Streuens tückisch glatt – eine dünne Eisschicht hatte den steilen Anstieg in eine Todesfalle verwandelt und die Straße für alle, bis auf die Tollkühnsten, unpassierbar gemacht.
    Serge Papon zog die überladenen Tüllgardinen zur Seite, die seine Frau an jedem Fenster aufgehängt hatte, und schaute hinaus. Trotz der frühen Stunde erblickte er Pascal Souquet, der sich Zentimeter für Zentimeter die Anhöhe zu seinem Büro hinaufkämpfte. Sein Ehrgeiz trieb ihn zur Arbeit, obgleich seine handgefertigten italienischen Schuhe keinen Halt auf der glatten Oberfläche fanden.
    Serges fleischige Züge verzogen sich zu einem kleinen, erwartungsvollen Lächeln, während er das Vorankommen seines Stellvertreters beobachtete, der mit rudernden Armen und wankenden Beinen versuchte, das Gleichgewichtzu halten. Mit einem letzten Ausfallschritt schaffte er es bis zum Tor des Rathauses, hielt sich an den Steinsäulen

Weitere Kostenlose Bücher